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Angehörige entsetzt

Demenzkranke Frau vor die Tür gesetzt

Wallmow / Lesedauer: 3 min

Martha Siebert hatte sich gerade an ihre neue Senioren-WG gewöhnt, da kam die Kündigung. Das war nicht nur für die kranke alte Dame ein Schock.
Veröffentlicht:29.10.2018, 07:15

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Wer schon einmal nach einer Unterkunft für einen pflegebedürftigen Angehörigen gesucht hat, wird wissen, wie schwer das ist. Denn obwohl betreutes Wohnen in aller Munde ist, sind Plätze nach wie vor rar und lange Wartelisten Usus. Familie Siebert aus Wallmow war deshalb überglücklich, als sich im Februar für Mutter Martha (87) endlich ein Platz in einer schönen Senioren-WG fand.

Schwiegertochter Annegret Siebert versichert, dass sich die alte, schwer demente Dame sehr wohl gefühlt habe in dieser Einrichtung: „Auch das Preis-/Leistungsverhältnis stimmte.“ Und das Team kümmerte sich hingebungsvoll um die neue Bewohnerin, wie die Verwandten sagen. „Für uns selbst war außerdem die Lage ideal“, setzt Sohn Gerhard Siebert hinzu. Die WG befand sich nur wenige hundert Meter von seinem Haus in Wallmow entfernt. Doch acht Monate nach dem Einzug gab es plötzlich das böse Erwachen.

Kündigung bekommen

Den Angehörigen flatterte die Kündigung ins Haus. „Aus betriebswirtschaftlichen Gründen“, berichtet der Berufskraftfahrer: „Wir waren so geschockt, dass wir gar nicht wussten, wie wir Mutti das beibringen sollen.“ Erschwerend hinzu kam der genannte Auszugstermin. „Bis zum 31. Oktober sollte die Oma raus sein“, beklagt seine 58-jährige Frau. Die sechs Kinder der alten Dame begannen daraufhin zu rotieren. In drei Wochen eine Lösung zu finden, das war mehr als sportlich.

Kurz vor Ultimo fand die Familie glücklicherweise eine neue Bleibe für die Rentnerin. Am vergangenen Wochenende zog Martha Siebert in das Seniorendorf nach Prenzlau um. Dem vorausgegangen waren viele durchweinte Stunden, wie der Sohn bestätigt: „Mutti hat riesige Angst vor dem, was jetzt kommt.“

Wasser abgestellt

Zu allem Unglück sei kurz vorm Auszug dann auch noch das Wasser in der Wohngemeinschaft abgestellt worden, sagt die Familie: Vermutlich weil der Pflegedienst die Rechnungen beim Versorger nicht beglichen hat. Sogar einen Polizeieinsatz habe es deshalb Ende der Woche gegeben, teilte dem Uckermark Kurier der Vermieter der Immobilie, Robert Niebach, mit. Bei ihm stehe die Unternehmerin ebenfalls mit mehreren Mieten in der Kreide.

Die Pflegedienstchefin hat sich zu diesen Vorwürfen trotz mehrmaliger Nachfragen des Uckermark Kurier nicht geäußert. Von ihr kam nur die Auskunft, dass sich das Objekt leider nicht gerechnet habe. Auch ihre zweite Niederlassung in Löcknitz macht dicht.

Arme Mitarbeiter

Familie Siebert bedauert das unrühmliche Ende sehr. „Das letzte Kapitel stimmt uns sehr traurig und macht all die schönen Erinnerungen an die Zeit dort kaputt. So kann man doch nicht mit alten Menschen umgehen.“ Auch die Mitarbeiter, die unverhofft ihre Kündigungen bekommen hatten und nun noch auf Lohn warten, der Uckermark Kurier berichtete, tun der Familie leid. Die meisten gehen arbeitsrechtlich gegen die Chefin vor.