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Kindheit auf dem Land

Der Junge ohne Freunde

Fahrenholz / Lesedauer: 2 min

Ben hat keine Kumpel, zumindest nicht, wenn er zu Hause ist. Denn der Heimatort des Jungen ist faktisch vom Aussterben bedroht.
Veröffentlicht:12.12.2017, 17:35

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Als Ingrid Wesener Kind war, musste sie nie lange nach Spielgefährten suchen. Obwohl die heute 65-Jährige in einem vergleichsweise kleinen „Nest“ aufwuchs, gab es nie Mangel an Altersgenossen. Sie profitierte vom Geburtenreichtum ihrer Generation. Bei ihrem Enkel Ben sieht das schon anders aus. Auch er wächst in Fahrenholz auf, dem Ort, in dem seine Oma groß geworden ist.

Kein Vergleich zu früher

Doch wenn er nachmittags aus der Schule kommt, ist da niemand, der als Kumpel geeignet wäre. Der Viertklässler hat mit seinen zehn Lenzen den Rang als drittjüngster Bewohner des nicht mal mehr hundertköpfigen Dorfes inne. Die anderen beiden Kinder sind zu klein für seinen Geschmack. Und alle anderen viel zu alt. Ausnahme: seine Großmutter.

Die hat nämlich zwangsläufig den Part des nachmittäglichen Unterhalters übernommen. Mit ihr streift er durch die Gegend, spielt Karten oder Tischtennis. Obwohl Ingrid Wesener jede Sekunde mit dem aufgeweckten Burschen genießt, hätte sie ihm andere Umstände gegönnt, wie die pensionierte Standesbeamtin sagt.

Demografischer Wandel in der Praxis

Aber als Ortsvorsteherin weiß sie, dass eine demografische Umkehr auf dem Lande unwahrscheinlich ist. Zumindest was viele Teile der Uckermark anbelangt. Kein Vergeich zu früher, wo jedes Fleckchen eine Kita, eine Schule und einen Laden hatte. Dabei lässt es sich im Fahrenholz von 2017 immer noch gut aushalten. Der kleine Ort kommt gepflegt daher. Es gibt sogar freie Wohnungen und Häuser.

Nicht zu vergessen die herrliche Natur, die sogar Ben schon wertschätzen kann. Aber spätestens wenn sich bei ihm die Frage nach der beruflichen Zukunft stellt, wird auch er Fahrenholz den Rücken kehren. Aber bis dahin wird noch geknuddelt. Jeden Tag. Und gespielt – weil niemand anders da ist...

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