StartseiteRegionalUckermarkFamilie dankt für bewegende Trauerzeremonie

Abschied von Feuerwehrmann

Familie dankt für bewegende Trauerzeremonie

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Gänsehaut pur – so beschreibt Anja Meier die Beerdigung ihres Bruders Gundolf Degner (53). Die größte Aktie daran hatte die Prenzlauer Feuerwehr.
Veröffentlicht:07.11.2018, 10:20

Artikel teilen:

Nicht ohne meine Feuerwehr – auf niemanden hätte dieser Spruch besser gepasst als auf ihren Bruder. Da ist Anja Meier ganz sicher. „Schon als Kind hat sich Gundolf brennend fürs Löschen interessiert”, erinnert sich die 41-Jährige lächelnd zurück. Als kleiner Junge habe er nämlich gern gezündelt. Passiert sei Gott sei dank nie etwas, resümiert die Jüngste der acht Degner-Kinder: „Es war also nur folgerichtig, dass er sich 1981 für den aktiven Dienst meldete.” 37 Jahre stärkte der vierfache Vater die Reihen der Prenzlauer Wehr. Er blieb ihr bis zu seinem plötzlichen Tod vor knapp drei Wochen treu. Besondere Verdienste erwarb er sich auch im Kameradschaftsverein. Das haben die Feuerwehrleute ihrem Oberlöschmeister nun mit einer bewegenden Trauerzeremonie gedankt. Die Familie des Verstorbenen ist immer noch gerührt von dem, was die Feuerwehrleute am Tag der Beerdigung auf die Beine gestellt haben.

Urne getragen

„Mir kommen die Tränen, wenn ich daran denke”, sagt die Schwester von Gundolf Degner über den Festakt vom vergangenen Sonnabend. 60 Frauen und Männer aus der Truppe hätten auf dem Prenzlauer Friedhof in Uniform Spalier gestanden, beschreibt sie die Szenerie: „Einer von ihnen hat am Schluss die Urne mit seinen sterblichen Resten zum Grab getragen. Vor diesem Mann ziehe ich besonders den Hut, denn leicht war das sicher nicht.” Die dreifache Mutter zollt auch der Rednerin Steffi Mecklenburg und dem Bestattungshaus Ferger & Jeske größten Respekt. „Sie fanden so einfühlsame Worte für meinen Bruder. Er hätte sich sicher gefreut, so viel Gutes über sich zu hören und natürlich so gewürdigt zu werden”, ist Anja Meier überzeugt. Als am Ende das Feuerwehrlied „Wir sind Kameraden” von Andreas Futterer erklang, sei kein Auge trocken geblieben, bestätigt Carmen Trier, die beste Freundin der Familie. Sie hatte gemeinsam mit der Schwester und der jüngsten Tochter des Verstorbenen die Organisation der Beerdigung übernommen. „Die engsten Angehörigen haben in ihrem großen Schmerz oft keine Kraft dafür”, weiß die Kreisstädterin.

Video geteilt

Die langjährige Feuerwehrfrau hat im Nachgang ein kleines Video erarbeitet und der Prenzlauer Wehr als Dankeschön auf ihre Internetseite gestellt. „Schon jetzt haben sich knapp 2000 Menschen diesen Film angesehen und unsere Dankesworte vernommen. Das freut mich sehr”, betont Anja Meier. Sie selbst hat den Tod ihres geliebten Bruders noch gar nicht richtig realisiert. „Wenn ich durch die Stadt gehe, rechne ich immer damit, dass er hinter irgendeiner Ecke hervor springt und mich erschreckt. Das war nämlich seine Art. Gundolf hatte immer einen Scherz auf Lager. Er wird uns sehr fehlen.” Sehr getroffen habe sein plötzliches Ableben auch die 80-jährige Mutter. „Gundolf und er standen sich sehr nah. Nach dem Tod von Papa sind die beiden noch enger zusammengerückt”, erzählt die jüngste Schwester. Sie beide hätten sich umschichtig um die betagte Mama gekümmert. „Das war das Mindeste, was wir als Dankeschön für unsere unbeschwerte Kindheit tun konnten”, sagt Anja Meier leise. Denn obwohl sie mit so vielen Geschwistern aufgewachsen seien, habe es ihnen nie an etwas gefehlt, setzt sie hinzu. Es sei ungerecht, dass ihr Gundolf schon so früh aus dem Leben scheiden musste, sagt Anja Meier abschließend. „Hätte er doch nur mehr auf sich und seinen Körper geachtet. Aber so war er halt: Immer nur für andere da und die eigenen Bedürfnisse hinten an stellen.”