StartseiteRegionalUckermark„Schwer in Ordnung“-Ausweis findet Anklang

Gleichheit gefordert

„Schwer in Ordnung“-Ausweis findet Anklang

Brüssow / Lesedauer: 2 min

Hannah aus Pinneberg hat das Down Syndrom und den „Schwer-in-Ordnung“-Ausweis erfunden. Auch bei Familie Blaffert in Grimme löste das Begeisterung aus.
Veröffentlicht:19.11.2017, 06:33

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Wer seinen Schwerbehindertenausweis zückt, hat finanzielle Vorteile. Er darf kostenlos Bus und Bahn fahren, verbilligt Konzerte besuchen oder gratis in eine Ausstellung gehen. Auch bei Familie Blaffert in Grimme bei Brüssow liegt das Dokument stets griffbereit.

Selbstbewusste junge Frau

Aber wie sich die Trägerin, Tochter Cindy, damit fühlt, danach hat wohl noch nie jemand gefragt. Die junge Frau war 1996 mit dem Down Syndrom zur Welt gekommen. Heute ist Cindy eine selbstbewusste junge Frau. „Echte Probleme haben wir mit ihr nie gehabt“, konstatiert ihre Mutter im Jahr 2017. Kita und Schule meisterte das Mädchen mit Bravour.

Überall ist sie gern gesehen, auch an ihrer jetzigen Wirkungsstätte, der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. „Man kann sich ihrem Charme gar nicht entziehen“, bestätigen die Menschen in ihrem Umfeld.

Nicht schwer behindert, sondern schwer in Ordnung – diese Bezeichnung trifft auf Cindy zu. Die 21-Jährige zeichnet sich durch Offenheit und Geselligkeit aus. Sie hat ihre eigenen Vorstellungen vom Leben. Sie mag Pferde und hört gern Musik. Könnte sie sich richtig artikulieren, wäre vermutlich schon längst mal die Bemerkung gefallen, dass sie sich nicht als „schwer behindert“ fühlt und die sicher gut gemeinte Bezeichnung in dem Ausweis eher eine Diskriminierung ist.

Gefallen an Beispiel von Hannah aus Pinneberg

So sah es auch die 14-jährige Hannah aus Pinneberg, die zurzeit für Furore sorgt. Die Schülerin hatte sich einen „Schwer-in-Ordnung“-Ausweis gebastelt und war damit zur Genehmigungsbehörde marschiert. Im zuständigen Hamburger Versorgungsamt versprach die Sozialsenatorin, den neuen Ausweis ab sofort parallel zum offiziellen Dokument zu genehmigen.

Das würde auch Familie Blaffert gut gefallen. Die Genehmigungsbehörde für sie sitzt allerdings in Frankfurt/Oder. Im dortigen Versorgungsamt war am Freitag kein Sprechtag, deshalb auch keine Stellungnahme zu bekommen. Cindy und Mutter Ines nutzen das Wochenende vielleicht trotzdem schon und basteln auch für die Tochter ein neues Dokument.

Es wäre doch gelacht, wenn die insgesamt 15.494 schwerbehinderten Menschen in der Uckermark nicht auch die Chancen bekämen, trotz Handicap als „schwer in Ordnung“ durchs Leben zu gehen.