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Hund vermisst?

Betrüger haben auch Tierhalter im Visier

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Haustiere sind für viele Menschen wie ein Familienmitglied. Bei einem Verlust ist der Schmerz groß. Betrüger nutzen dieses Leid aus, um Geld zu erpressen.
Veröffentlicht:12.02.2019, 09:11
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Tierschützer empfehlen Haustierhaltern, bei der Suche nach verschwundenen Tieren vorsichtig mit den eigenen Daten zu sein. „Betrüger durchsuchen im Internet systematisch Suchmeldungen zu vermissten Tieren, in denen private Kontaktdaten, insbesondere Telefonnummern der Halter angegeben sind”, sagte die Sprecherin des Vereins Tasso, Laura Simon.

Mithilfe dieser Daten versuchten vermeintliche Finder, Geld für die Rückgabe der Tiere zu fordern. Simon spricht – wie auch die Polizei – von Einzelfällen. In Berlin ist jetzt solch ein Fall passiert. Seit zwei Monaten sucht eine Familie ihre Dackeldame Schnipsel und wurde bereits erpresst.

„Bereits vier Mal wurden wir von verschiedenen Personen aufgefordert, Geld zu zahlen, damit wir Schnipsel wiederbekommen”, berichtet Maxi Schwebig. In einem Schreiben habe es zum Beispiel geheißen: „Wenn Du dich an die Bedingungen nicht hältst, ist dein Hund bald weg”, sagt Schwebig. 1000 Euro sollte die Familie demnach zahlen. Ein weiterer vermeintlicher Finder habe angegeben, mit dem Hund bereits nach Österreich gereist zu sein. Nur nach Überweisung einer größeren Summe sei ein Transport nach Berlin möglich.

Betrüger verlangen Vorabzahlung

Schwebig und ihre Eltern gehen davon aus, dass es sich hierbei um Trittbrettfahrer handelt, die aus dem Leid der Familie Profit schlagen wollen. „Wir denken, dass der Hund eigentlich gestohlen wurde”, sagt Schwebig. Die Familie habe Suchhunde einsetzen lassen, die Schnipsels Fährte bis zu einem Parkplatz verfolgen konnten, erzählt die Studentin. „Dort hat wahrscheinlich jemand Schnipsel in seinem Auto mitgenommen.”

Betroffene würden oft mit gefälschten Telefonnummern angerufen, so Laura Simon. Die Anrufer gäben unter anderem vor, „im Auftrag von Tierkliniken, Tierheimen oder Rechtsanwälten anzurufen, zu denen das Tier gebracht worden sei. Der Halter könne es dort gegen eine Gebühr abholen”, erläutert Simon die Masche.

Hin und wieder werde auch behauptet, das Tier sei verletzt und man müsse die Behandlungskosten erstatten, bevor man sein Tier zurückbekomme. Besonders auffällig sei, dass die Anrufer oft eine Vorabzahlung verlangten. „Auch das öffentliche Ausschreiben eines Finderlohns kann leider dazu beitragen, Betrüger auf den Plan zu rufen, sodass eine solche Vorgehensweise nicht zu empfehlen ist”, sagt Simon.

Polizei macht keine Hoffnung

Auch die Schwebigs haben einen Finderlohn ausgesetzt – 500 Euro. Insgesamt habe die Familie schon rund 1600 Euro ausgegeben – für die Suchhunde, Zeitungsanzeigen und Suchzettel, sagt die Tochter. Auf die Betrugsversuche sind sie aber nicht eingegangen.

„Wir haben Anzeige bei der Polizei erstattet, doch dort hat man uns keine Hoffnung gemacht”, sagt sie. Laut einem Sprecher der Berliner Polizei kommen Tierdiebstähle immer wieder vor, allerdings stellten sie kein größeres Problem dar. Erpressung könne ein Motiv sein. Zahlen zu Diebstählen oder auch Erpressungsversuchen nannte er nicht, da diese nicht zentral erfasst würden. Auch bundesweit gibt es keine Zahlen. Das Bundeskriminalamt verweist auf die Bundesländer.

Kontaktdaten nicht auf Facebook angeben

Wer sein Tier sucht, sollte nie die eigenen Kontaktdaten öffentlich auf Online-Plattformen wie Facebook, generell im Internet, aber auch auf Suchplakaten angeben, empfiehlt Simon. Ihr Verein biete Suchplakate an. Finder können darüber Kontakt zu den Vereinen aufnehmen, die wiederum die Halter informierten.

Haustiere werden oft vermisst: Allein beim Verein Tasso wurden 2018 rund 107.000 entlaufene Tiere verzeichnet, darunter rund 38.500 Hunde. Insgesamt konnten laut Simon fast 88.000 gefundene Tiere vermittelt werden, allerdings waren die zum Teil auch schon vor 2018 entlaufen.

Die Bundestierärztekammer gibt Hinweise, was im Verlustfall zu tun ist und auch, wie sich vorbeugen lässt: „Freilauf in einem uneingezäunten Gebiet sollte einem Hund nur gewährt werden, wenn er eine Grunderziehung genossen und eine Bindung zu seinem Besitzer aufgebaut hat”, so die Kammer.