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Wuchert und ist giftig

Neben Schotter breitet sich nun auch Kirschlorbeer aus

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Viel Gestein und wenig Grün – an der wachsenden Zahl von Schottergärten scheiden sich die Geister. Doch Naturschützern ist so manche Pflanzenart, die heute in Gärten wächst, auch ein Dorn im Auge.
Veröffentlicht:27.05.2021, 05:59

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Diesen Kampf führt Sönke Hofmann seit zehn Jahren. Als noch gar nicht über Schottergärten gestritten wurde, startete der Naturschützer seine Mission. „Ich beobachte seit Jahren, was an exotischer Grütze besonders dort angepflanzt wird, wo neue Eigenheimgebiete entstehen“, beschreibt er seine Motivlage. Hofmanns Botschaft ist eindeutig: „Wer Kirschlorbeer-Hecken pflanzt, begeht ein Verbrechen an der Natur.“

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Selbst eine Betonmauer sei ökologisch wertvoller, auf ihr wüchsen mit der Zeit wenigstens Flechten und Moose, schiebt er im Gespräch mit dem Nordkurier nach. „Die Artenarmut, die in vielen Gärten Einzug gehalten hat, ist unglaublich“, sagt Sönke Hofmann, Geschäftsführer des Naturschutzverbandes NABU in Bremen. Die größten Störenfriede sind aus seiner Sicht der Kirschlorbeer und der Rhododendron. „Die verdrängen einheimische Arten. Damit verschwindet die Nahrungsgrundlage für Insekten und damit die Babynahrung vieler Vögel“, begründet er.

Wuchert und ist giftig

Vor allem bei der Lorbeerkirsche, im Alltag meist Kirschlorbeer genannt, verweist der gelernte Förster auf deren Eigenschaften. Zum einen wuchere das aus Kleinasien stammende Gewächs, wenn es nicht regelmäßig beschnitten werde. Zum anderen seien Blätter und Früchte giftig. „Da wagen sich auf dem Kompost nicht mal die Mikroben ran“, begründet er. Wegen der verbreiteten Unsitte, Gartenabfälle in der Natur zu entsorgen, verbreite sich der Kirschlorbeer über Gärten hinaus. Dadurch werde heimischen Kräutern der Lebensraum genommen.

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Dass er sich mit seinem Kampf gegen Gartenexoten wenig Freunde macht, hält Hofmann lachend aus. Er hat in harschen Reaktionen eine verbreitete „religiöse“ Verteidigung des Kirschlorbeers ausgemacht. Er räumt ein, dass er manches zugespitzt formuliert hat. Trotzdem bleibe er bei seiner Grundaussage. „Ich will aber auf keinen Fall ein Verbot aussprechen“, beteuert Hofmann. Wer sich an Kirschlorbeer oder Rhododendron erfreuen wolle, könne das auch weiter tun.

Hecken mit Weißdorn oder Haselnuss bevorzugt

Wenn es irgendwie geht, verweist Hofmann auf Alternativen zu Kirschlorbeer & Co., wozu er auch die Forsythie zählt, von deren Scheinblüte keine Biene einen Nutzen habe. Wenig Gefallen findet er dabei an Hecken aus Scheinzypressen oder Lebensbaum. „Wer unbedingt eine immergrüne Hecke haben möchte, könnte die heimische Eibe wählen“, rät er. Aber auch diese Pflanzenart trage giftige Früchte. „Aber welchen Grund gibt es, dass eine Hecke auch im Winter blickdicht sein muss?“, fragt er und verweist auf Weißdorn, Schlehe oder Haselnuss, auf Hagebutte oder kleinwachsende Weiden „für Ungeduldige“.

Naturschützer Hofmann hat die Hoffnung an die Rückkehr der Artenvielfalt in die Gärten landauf landab nicht aufgegeben. „Inzwischen bekomme ich mehr Anfragen von Menschen, die über das Thema ernsthaft nachdenken. Bei mir haben sich schon Leute gemeldet, die ihren Rhododendron gerodet und stattdessen einen Apfelbaum gepflanzt haben“, berichtet Hofmann.