StartseiteRatgeberSchnäppchenjäger riskieren Übergewicht

Achtung beim Einkaufen

Schnäppchenjäger riskieren Übergewicht

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Zwei Chipstüten zum Preis von einer – das reizt zum Kauf. Doch Vorsicht! Oft werden ungesunde Lebensmittel zu Sonderkonditionen angeboten.
Veröffentlicht:02.04.2019, 08:10
Artikel teilen:

Wer beim Einkauf regelmäßig Sonderangebote mitnimmt, läuft Gefahr, übergewichtig oder gar fettleibig zu werden. Das haben Forscher der britischen Stiftung Cancer Research UK ermittelt. Sie warnen davor, dass Übergewicht einen Risikofaktor für mindestens 13 Arten von Krebs darstellt.

Häufig sind Produkte mit einem hohen Gehalt an Fett, Zucker oder Salz im Supermarkt rabattiert. Der Studie von Cancer Research UK zufolge wurde fast die Hälfte aller süßen und herzhafter Snacks im Sonderangebot gekauft. Für die Untersuchung waren in 16 000 britischen Haushalten Daten zu Einkaufsverhalten sowie Größe und Gewicht ermittelt worden.

Ergebnis: In der Gruppe, die bei besonders vielen Sonderangeboten zugriff, waren 72 Prozent der Menschen übergewichtig, während dieser Anteil in der Gruppe mit wenigen Angebotskäufen bei 64 Prozent lag. Für Adipositas, also besonders starkes oder krankhaftes Übergewicht, war die Wahrscheinlichkeit in der Schnäppchenjäger-Gruppe um 28 Prozent erhöht.

Psychologe kritisiert Geiz-ist-geil-Mentalität

„Lebensmittel sind heute so billig wie nie zuvor”, sagt der Ernährungspsychologe Joachim Westenhöfer von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. „Die Folge ist ein ungesunder Überkonsum.” Zwar gebe es in Deutschland bisher keine vergleichbaren Untersuchungen, doch seien ähnliche Ergebnisse wahrscheinlich. „Gerade bei Lebensmitteln gilt hierzulande eine Geiz ist geil-Mentalität.”

Die Autoren der Studie schlagen Alarm, weil vor allem Kinder unter den Folgen eines derartigen Einkaufsverhaltens leiden. In Großbritannien kämpft bereits jeder fünfte Grundschüler mit Übergewicht. In Deutschland sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts rund 15 Prozent der Drei- bis 17-Jährigen zu dick, fast sechs Prozent fettleibig. Bei den Erwachsenen gelten laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 59 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen als übergewichtig.

Forscher fordern strengere Regelungen

Umso wichtiger sei es, so die Wissenschaftler, Verbrauchern eine gesunde Wahl beim Einkaufen zu erleichtern. Sie plädieren dafür, Sonderangebote für ungesunde Lebensmittel gesetzlich zu reglementieren und diese nicht mehr vorrangig im Kassenbereich anzuordnen. Auch Joachim Westenhöfer hält gesetzliche Festlegungen in Deutschland für überlegenswert. Derzeit setze die Politik vor allem auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie. „Die werden aber nicht reichen, um die Übergewichtsepidemie in den Griff zu bekommen”, sagt er.