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Krank durch Zeckenbiss

So können Sie sich vor Zecken schützen

Berlin / Lesedauer: 4 min

Wer sich viel im Grünen aufhält, hat wohl schon Bekanntschaft mit Zecken gemacht. Ihr Biss ist nicht schmerzhaft, kann aber gefährlich werden. Welche Krankheiten sie übertragen, wie man sich schützt und was man tut, wenn man gebissen wurde.
Veröffentlicht:23.05.2019, 10:17

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Die heißen Sommer und milden Winter der letzten Jahre waren nicht nur für viele Menschen eine Wohltat, sondern auch für Zecken. Wanderer und Urlauber müssen deshalb 2019 besonders aufpassen, denn in Teilen Deutschlands droht nun eine starke Zecken-Saison. Darauf weist die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) hin. Mecklenburg-Vorpommern meldete bereits vermehrt Borreliose-Fälle und auch die Frühsommer-Meningoenzephalitis-Viren (FSME), die gefährliche Erkrankungen auslösen können, kommen dem Nordosten immer näher. Im Infokasten finden Sie die Risikogebiete aufgelistet.

Doch nicht nur die heimischen Zecken sind auf dem Vormarsch, auch Arten die es in Deutschland bisher nicht gab breiten sich aus. Als Gründe dafür nennen Forscher unter anderem den Klimawandel und die zunehmende Globalisierung. Diese Veränderungen ermöglichen es Zecken, aber auch Mücken, neue Lebensräume in Europa zu erschließen.

Borreliose und FSME durch Zeckenbiss

Bei einem Biss können Zecken die Krankheiten Borreliose und FSME übertragen. Gegen FSME gibt es eine Impfung. Kinder und Erwachsene die in Risikogebieten leben und der Gefahr eines Zeckenbisses ausgesetzt sind – durch häufige Aufenthalte im Wald etwa – sollten sich impfen lassen.

Die Zeckenkrankheit Borreliose, auch als Lyme-Borreliose bekannt, ist zwar unangenehm, aber auch gut behandelbar. Wenn sie rechtzeitig entdeckt wird. „Betroffene bekommen ein Antibiotikum, und damit ist die Sache in der Regel schnell ausgestanden," sagt Dieter Hassler, Facharzt für Allgemeinmedizin und Infektiologe aus Kraichtal bei Karlsruhe. Ansonsten wird die Diagnose schnell zum kniffligen Puzzle.

Das Tückische: Den Stich oder Biss selbst bemerkt nur ein Drittel der Betroffenen, da der Speichel der Zecken eine betäubende Wirkung hat. Grund zur Panik gibt es aber nicht, sagt Dieter Hassler. „Eine Zecke muss etwa 12 bis 24 Stunden saugen, bis das Risiko einer Infektion mit Borrelien steigt.” Erst dann gelangten die Bakterien in die Wunde. „Wer tatsächlich infiziert ist, sieht das häufig an der Haut.” Frühestens nach acht Tagen, aber spätestens nach vier Wochen bilde sich die Wanderröte – ein roter Fleck um die Stichstelle.

Nicht immer sind Symptome erkennbar

Dieter Hassler betont aber: „Die Wanderröte ist zwar ein charakteristisches Merkmal, aber tritt nicht bei allen Betroffenen auf.” Weitere Symptome seien Schweißausbrüche, Grippegefühl, Fieber, Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen. „Wer solche Anzeichen nach einem Zeckenstich bemerkt, sollte zum Arzt gehen.”

Schwieriger wird es, wenn eine Infektion zunächst unentdeckt bleibt. „Betroffene vermuten dann häufig selbst, an Borreliose zu leiden und gehen mit Symptomen wie Müdigkeit, Nachtschweiß, Muskel- und Gelenkschmerzen zum Arzt”, sagt Tomas Jelinek, Medizinischer Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin. Allein daraus lasse sich aber keine Borreliose ableiten. „Ein langfristiger Verlauf ist schwer eindeutig zu diagnostizieren.”

Die Diagnose läuft dann nach dem Ausschlussprinzip: Der Arzt muss den Patienten sorgfältig nach seinen Symptomen befragen und andere Erkrankungen ausschließen. Um der Diagnose näherzukommen, sei auch ein Bluttest denkbar. Doch auch der könne keine Sicherheit bringen. „Ein Bluttest kann lediglich einen klinischen Verdacht des Arztes untermauern”, erklärt Armin Schwarzbach, Laborfacharzt mit Spezialisierung auf Infektiologie in Augsburg.

Einfacher zu erkennen, aber auch gefährlich: Neuroborreliose

Einfacher ist es bei der Neuroborreliose – einer Unterform der Lyme-Borreliose, die bei 3 bis 15 Prozent der Infizierten auftritt. „Sie entsteht, wenn das Nervensystem von der Infektion betroffen ist”, erklärt Prof. Sebastian Rauer, Neurologe und Leitender Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik Freiburg. Symptome einer frühen Neuroborreliose treten wenige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich auf. Häufig seien das Gesichtslähmungen und Lähmungen der Augenbeweglichkeit.

Charakteristisch für die Neuroborreliose sei außerdem, dass herkömmliche Schmerzmedikamente keine Wirkung zeigten. Bei solchen Beschwerden bringt eine Untersuchung des Nervenwassers hundertprozentige Klarheit. „Ist das Ergebnis eindeutig, kann man auch die Neuroborreliose gut mit Antibiotika behandeln”, erklärt Rauer.

Doch auch bei der Neuroborreliose gibt es – wenn auch selten – langfristige Verläufe. „Es können sich über viele Wochen und Monate Rückenmarks- und Gehirnentzündungen entwickeln”, sagt Sebastian Rauer. „Die späte Form ist schwieriger zu diagnostizieren, weil die Symptome nicht so eindeutig sind wie bei der frühen Form der Neuroborreliose.” Bestehe der Verdacht, liefere aber auch hier eine Nervenwasseruntersuchung Sicherheit.
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