Wolfgang Bordels 70. Geburtstag

„Wir hatten ja nichts – außer Freude am Leben“

Anklam / Lesedauer: 4 min

Fast 40 Jahre war er Intendant des Anklamer Theaters. Nun feiert Wolfgang Bordel seinen 70. Geburtstag und gewährt im Gespräch ganz private Einblicke in sein Leben.
Veröffentlicht:21.01.2021, 06:14
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Von:
  • Author ImageDajana Richter
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Vor fast 40 Jahren wurde Wolfgang Bordel Intendant des Anklamer Theaters – und bewies auf diesem Posten viel Ausdauer. 2018 feierte er sein 35-jähriges Dienstjubiläum, ein Jahr später übergab er den Job an seinen Nachfolger.

Doch von Ruhestand kann deshalb noch lange keine Rede sein. Wolfgang Bordel ist weiterhin als Regisseur und Leiter der Theaterakademie tätig. Am Donnerstag feiert er seinen 70. Geburtstag und gewährt Nordkurier-Reporterin Dajana Richter ganz private Einblicke in sein Leben.

Sie werden heute 70 Jahre alt – ein gutes Alter?

Jedes Alter, das man mit halbwegs guter Gesundheit erreicht, ist ein schönes Alter.

Gibt es etwas, dass Sie schon als Kind fasziniert hat und es noch bis heute tut?

Ein dunkler Himmel voller Sterne ist romantisch und umarmt wie ein dunkler Mantel.

Was war der größte Unsinn, den Sie als Jugendlicher gemacht haben?

Dass ich geglaubt habe, dass es ein Zeichen von guter Erziehung ist, keinen Unsinn zu machen. Wer lernen will sinnvoll zu leben, muss viel Unsinn machen.

Welchen Beruf haben sich Ihre Eltern für Sie vorgestellt?

Meine Eltern fanden es sicher lustig, dass es mich gibt. Mehr Beruf muss man nicht lernen.

Wären Sie gern noch mal 20?

Wäre ich jetzt 20, würde ich vieles anders machen, aber sicher nicht besser. Außerdem wäre es traurig, denn ich hätte meine Heimat, die DDR, nicht kennengelernt.

Welchen Rat würden Sie Ihrem jugendlichen Ich geben?

Sie wollen alle nur dein bestes, gib es ihnen nicht.

Wenn Sie drei prominente Personen zum Essen einladen könnten, welche wären das und was würden Sie kochen?

Ich würde eine Soljanka kochen und den Baron von Münchhausen, den Rattenfänger von Hameln und Till Eulenspiegel einladen.

Gibt es jemanden, dem Sie am liebsten nie begegnet wären?

Ich kenne mehr Menschen, die mir am liebsten nie begegnet wären. Ansonsten wüsste ich keinen.

Mit welcher Person würden Sie gern mal für einen Tag tauschen?

Um überheblich zu antworten, das würde ich keiner anderen Person antun wollen.

Was fehlt Ihnen zum Glück?

Wenn ich das wüsste, wäre ich sehr unglücklich.

Wofür sind Sie dankbar?

Am 21. Januar 1951 in Halle an der Saale, in der DDR, geboren zu sein.

Gibt es eine Hoffnung, die Sie aufgegeben haben?

Hoffnungen verfolgen einen wie Liebe und Hass.

Was wollen Sie unbedingt noch ausprobieren?

Wenn ich das wüsste, würde ich es Ihnen sagen.

Was würden Sie nie wieder tun?

Zu glauben, dass die Wahrheit zu sagen, richtig ist.

Gibt es etwas, das Sie gerne aufschieben?

Früh aufstehen. Und glauben, es müsse notwendig sein.

Welches war das schönste Kompliment, das Ihnen jemand gemacht hat?

„Ich bringe dich um, wenn du nicht endlich aufhörst so viel dummes Zeug zu reden.“ Mehr Kompliment geht nicht.

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Was darf in Ihrem Kühlschrank niemals fehlen?

Die Schluckimpfung für alle Probleme dieser Welt.

Welches ist das beste Buch, das Sie je gelesen haben?

Die Märchen der Gebrüder Grimm, und da besonders das Märchen vom Rumpelstilzchen. Jemand, der aus Stroh Gold machen kann, trotzdem nicht König ist und ein Kind haben will. Warum?

Welche Musik macht Ihnen gute Laune?

Jede Musik, bei der ich mitsingen kann.

Sammeln Sie irgendetwas?

Erfahrung nennen es die Klugen, Dummheit die meisten.

Spielen Sie ein Instrument?

Welch Glück für alle, die das nicht hören.

Wenn Ihr Leben verfilmt werden würde: Welcher Schauspieler würde Sie spielen?

Es gibt nur eine Schauspielerin, die das könnte. Das wäre die von mir hoch geschätzte Kollegin Birgit Lenz.

Was wäre der Titel Ihrer Autobiografie?

Wir hatten ja nichts – außer Freude am Leben.

Wenn Sie eine Regel aufstellen könnten, an die sich alle Menschen halten müssten, welche Regel wäre das?

Vorwärts und nicht vergessen.

Wären Sie gern unsterblich?

Die Todesstrafe ist schlimm, aber unsterblich wäre schlimmer. Leben und leben lassen – etwas Besseres gibt es nicht.

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