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IfA-Sammlung Quilow

1600 Quadratmeter Trabis, Barkas und Simsons

Anklam / Lesedauer: 4 min

Eine ganze Halle voller Ostfahrzeuge – für die Trabi-Freunde aus Quilow hat sich endlich ein Traum erfüllt. Trotz Einschränkungen bleibt der Blick in die Zukunft optimistisch.
Veröffentlicht:31.12.2020, 06:23

Von:
  • Anne-Marie Maaß
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Dass ein Trabi nicht gleich ein Trabi ist, dürfte auch einem Laien bewusst sein – spätestens, nachdem er einmal die Fahrzeugbewertung beim Trabi-Treffen in Anklam oder die Top-Trabi-Wahl in Quilow verfolgt hat. Wie viele unterschiedliche Varianten, Bauarten und Modelle es bei den Ostfahrzeugen aber wirklich zu bestaunen gibt, wird aber wohl den meisten Menschen erst beim Besuch der neuen Ausstellungshalle der IfA-Sammlung in Quilow so richtig bewusst.

Stoßstange an Stoßstange steht dort ordentlich aufgereiht die Fahrzeugschlange – vom ersten Modell P50 bis hin zur Gold-Edition des „Trabant 1.1“ –ganze 440 Fahrzeuge davon wurden 1995 noch einmal aus der Türkei rückimportiert. Die Trabi-Freunde aus Quilow entdeckten ihr Exemplar auf dem Schrottplatz in Rostock und kauften das historische Stück sofort für einen Euro. „Ein echter Glückstreffer. Wahnsinn“, zeigt sich Vereinschef Jens Rüberg noch heute begeistert.

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Echte Raritäten sind in der gut 1600 Quadratmeter großen Halle so einige zu finden. Rüberg kann auch deshalb zu nahezu jedem Fahrzeug eine eigene Geschichte erzählen. Etwa auch zum B 1000 Caravan – von dem es nur acht Exemplare gab. Heute existiert je ein Fahrzeug noch in Bitterfeld und eben in Quilow. Die weiteren sechs seien verschollen.

Während beim B 1000 jeder sofort den Bezug zu Ostdeutschland herstellen kann, fragen sich ein paar Meter weiter so manche Besucher, was der relativ modern aussehende Wohnwagen IC 400 in der Ausstellung zu suchen hat. „Der kommt doch aus dem Westen, ist meist die erste Reaktion“, so Rüberg. Doch das stimmt nicht, auch wenn das Wohnmobil tatsächlich früher seltener auf ostdeutschen Straßen zu sehen war.

„Das war als Auslandsexport ein Devisenbringer, der mit Ausstattung und Bauart locker mit der Konkurrenz anderer Hersteller mithalten konnte und schon eher gehobenen Ansprüchen gerecht wurde. Sogar mit eigener Nasszelle ausgestattet“, erklärt der Fachmann. In der DDR wären die normalen Bürger mit dem Wohnwagen wohl auch nicht weit gekommen. „Luxus ist halt schwer. Den hätten ein Trabi oder ein Wartburg nicht ziehen können“, sagt Rüberg mit einem Augenzwinkern.

Während der Camping-Bereich in der Halle damit schon nahezu fertiggestellt ist, gibt es an anderer Stelle noch so einige Pläne. Zum Beispiel, was die Schau der Einsatzfahrzeuge von NVA bis Feuerwehr anbelangt oder auch die Zweiradabteilung. Da ist es bei so einer Sammlung ähnlich wie beim Trabi-Schrauben: Irgendetwas zu tun gibt es immer.

Um überhaupt mit so vielen Fahrzeugen aufwarten zu können, haben die Trabi-Freunde jahrzehntelang gesammelt und gebastelt. „Nach dem ersten Trabi, kam bei den Mitgliedern des Trabbi-Buggy-Clubs schnell der zweite oder dritte. Und irgendwann wurde uns der Platz im Vereinshaus einfach zu klein“, so der Vereinsvorsitzende. Zumal es gleich eine ganze Reihe Fahrzeuge gibt, die aufgrund der vielen investierten Arbeitsstunden und dem eingesetzten Geld nur noch als Ausstellungsstücke perfekt herausgeputzt zur Schau gestellt werden.

Die alte Sandhalle vom örtlichen Landwirt abkaufen zu können, kam da 2005 wie gerufen. Um es bis zur Hallen-Eröffnung für Besucher im September 2020 zu schaffen, haben die Enthusiasten für DDR-Fahrzeuge dann aber doch noch 15 Jahre voller Energie, Durchhaltevermögen und Einsatzbereitschaft gebraucht.

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Um so mehr betrübt es Jens Rüberg nun, dass es durch die Corona-Pandemie nach der Eröffnung nicht so schnell mit dem Ausbau der Halle weitergehen kann, wie erhofft. „Wir sind über viele verschiedene Landkreise und Bundesländer verstreut, das hat die Vereinsarbeit natürlich in den vergangenen Monaten noch schwierigerer gemacht“, erklärt er. Und auch jetzt kann er maximal mit seinen beiden Söhnen am Wartburg oder der Simmi weiterschrauben.

Optimismus fürs neue Jahr ist aber natürlich trotzdem da – auch anhand der Besucherzahlen aus dem Jahr 2020. „In der kurzen Zeit hatten wir rund 1000 Gäste. Da gibt es ganz klar auch einen Synergieeffekt mit dem Wasserschloss. Da geht das Konzept auf, beide Angebote bei den Besuchern zusammen zu bewerben“, ist der Quilower überzeugt. Die erste Veranstaltung hat Jens Rüberg für 2021 auch schon im Blick. „Wenn es möglich ist, würden wir gerne traditionell mit der Top-Trabi-Wahl am 6. März in die Saison starten“, sagt er.