Gesprächskreis stellt vor

22–Jährige will Kunst am Computer zum Beruf machen

Jarmen, Zemmin / Lesedauer: 4 min

Von wegen alles künstlich: Auch für die digitale Malerei braucht es Vorstellungskraft, handwerkliche Fähigkeiten und Ehrgeiz, wie das Beispiel einer jungen Frau aus Vorpommern zeigt.
Veröffentlicht:31.03.2023, 06:33

Von:
  • Author ImageStefan Hoeft
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Dass Cassandra Danielides aus Zemmin heute nicht nur bewundernde Blicke und Kommentare für ihre Zeichnungen erntet, sondern sich die Werke der 22–Jährigen sogar verkaufen lassen und es erste Ausstellungen damit gibt, wäre vor ein paar Jahren wohl kaum zu vermuten gewesen. Auch wenn sie sich schon lange mit der Malerei und deren digitalen Varianten befasst. Diese Einschätzung jedenfalls vermittelte der jüngste Jarmener Gesprächskreis, bei dem die junge Frau ihren Werdegang schilderte und einige Einblicke in die Möglichkeiten der Kunst per Computer, Zeichenpad und Software gab. Denn auch sie startete trotz eines augenscheinlichen Talents einst eher unbeholfen und mit jeder Menge Selbstzweifeln verbunden, wobei letztere sie weit verfolgten und wohl in gewisser Weise dazu gehören.

Auf Gesichter und Körper konzentriert

„Ich wollte zwischendurch schon aufgeben, weil ich so frustriert war, die Haare wollten nicht so und die Augen gingen gar nicht“, verriet sie schmunzelnd dem Publikum im Jarmener Kulturzentrum, sprach von wenig gelungenen „Dreiecksköpfen“ und omnipräsenten „Spaghetti–Haaren“. Auch dass ihre Figuren früher die Arme meist hinter den Rücken streckten, hatte einen guten oder besser gesagt schlechten Grund: Cassandra Danielidis konnte einfach keine ansehnlichen Hände zeichnen. Und so konzentrierte sie sich anfangs auf die Gesichter und Körper ihre Motive, wobei die meisten von ihrer Begeisterung für Mangas und Animes herrührten, sprich japanischen Comics und Zeichentrickfilmen.

Angefangen mit Meerjungfrauen und hübschen Kleidern

Beim Start 2013 passierte das noch althergebracht mit Papier und Stift, in ihrem Zeichenbuch zeichnete sie eine Vielzahl der „Vorbilder“ aus dem Land der aufgehenden Sonne nach oder gestaltete Vorlagen um. „Ich habe mit Meerjungfrauen und Mädchen in hübschen Kleidern begonnen. Und irgendwie hat sich das bis heute gehalten.“ Zwar nahm sie bald für dieses Hobby iPad und Grafik–Tablet zu Hilfe, die computertechnik–affine Familie beförderte dies. Doch so richtig zu nutzen wusste sie diese Möglichkeiten erst mal nicht und verlegte sich zwischendurch wieder hauptsächlich aufs analoge Zeichnen, allerdings mit mehr Zielstrebigkeit.

Internetschule und Fernstudium

Erst zum Ende ihrer Schulzeit indes forcierte sie diese Bemühungen so richtig, da bereits wieder mit einem Tablett und professioneller Software. Das Abitur in der Tasche, Youtube–Videos im Netz und die Corona–Pandemie sorgten 2020 für einen enormen Entwicklungs– und Produktionsschub, doch als wichtigsten Meilenstein für ihre Professionalisierung führte Cassandra Danielides die Entdeckung einer Internet–Kunstschule im Folgejahr an, mittlerweile absolviert sie ein Fernstudium in Game Design der Internationalen Hochschule IU. „Die Dreiecksköpfe sind jetzt wirklich Vergangenheit und die Hände und Füße vorzeigbar.“ Und nicht nur dass, denn die junge Frau widmete sich bei ihren Lektionen auch dem  Aufbau der menschlichen Muskulatur, dem Faltenwurf von Kleidung, der Wirkung von Schatten und tastete sich an Dreipunktperspektiven heran.

Zeitraffer–Video für die Zuschauer

Wie auf digitale Weise so mit einigen Klicks ein ansehnlicher Apfel heranwachsen kann, demonstrierte sie dem Jarmener Publikum gleich live per Übertragung auf Beamer und Leinwand. Noch beeindruckender für die Zuschauer wirkte indes die Entstehung einer skandinavischen Schamanin, zu verfolgen mittels Zeitraffer–Video. Dabei handelt es sich um eines ihrer Lieblingswerke, das bereits für Postkarten, Leinwände und Poster verwendet wurde. Ihre Liebe zu Fantasy, Tieren und Japan ist aber geblieben und spiegelt sich deshalb nach wie vor im Schaffen der Deutsch–Finnin aus Zemmin wider.

Termine in der Region

Ihr Faible für digitale Malerei und Welten, verküpft mit ihrer Leidenschaft fürs Zocken und Spielen am Rechner scheint auch in Sachen Zukunft die Richtung vorzugeben: „Ich würde gerne für Videospiele zeichnen“, erzählte Cassandra Danielides beim Gesprächskreis.  Erst mal jedoch kommen jetzt die Vorpommern verstärkt in den Genuss, ihre Bilder in natura zu betrachten. Denn für 2023 hat sie schon eine ganze Reihe Termine in der Region auf dem Kalender — von der Jobmesse und der Kunstnacht in Demmin über eine Ausstellung in Loitz bis hin zur Schaufenstergalerie „Kiek an, Jarmen“, die wie üblich bei „Kunst:Offen“ an Pfingsten läuft.

Derweil hat auch der Gesprächskreis der Autobahnstadt bereits seine nächste Veranstaltung angekündigt. Sie fällt mit dem 5. April ausnahmsweise mal auf einem Mittwoch und mit dem Feuerwehr–Stützpunkt an der Fabrikstraße 5 auf eine ungewohnte Lokalität. Allerdings aus gutem Grund: Der um 19 Uhr beginnende Abend soll sich um das ehrenamtliche Retten, Löschen, Bergen und Schützen drehen. Geschichte und Ausblicke zum Dienst in den roten Blaulicht–Fahrzeugen verspricht die Einladung, eingeschlossen Feuerwehreinsätze gestern, heute, morgen sowie Ausbildung und Technik früher, aktuell, zukünftig. Der Eintritt ist wie immer frei.