Erinnerungen
Als Anklam noch eine Hochburg des Wintersports war
Anklam / Lesedauer: 4 min

Matthias Diekhoff
Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit. Etwa elf Jahre ist es her, dass die Druckerei Rauchmann das Buch „Anklam Erinnerungen” herausgebracht hat. Und immerhin noch drei Jahre hat es gedauert, bis aus der Idee einen zweiten Band mit Geschichten und Bildern über und aus Anklam auf den Weg zu bringen, ein weiteres Buch wurde, erzählt Hartmut Rauchmann. Aber das Warten hat sich gelohnt.
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Widmung für zwei Verstorbene
Auf über 150 Seiten breitet sich ein Potpourri von Erzählungen, Berichten und Begebenheiten aus alten und nicht ganz so alten Zeiten aus, die immer irgendwie mit Anklam zu tun haben. Die allermeisten Autoren stammen aus Anklam und der Umgebung, haben dort einmal gelebt oder inzwischen eine neue Heimat gefunden. Unter ihnen befinden sich auch zwei, die während der Fertigstellung des Buches leider verstorben sind, nämlich Erhard Stelzig und Jochen Futterknecht. Ihnen soll das Buch gewidmet sein, heißt es im Vorwort von Hartmut Rauchmann.
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Persönliche Erinnerungen an Anklam
Die Erinnerungen, die sie beigesteuert haben, haben wie viele andere auch einen sehr persönlichen Bezug zur Peenestadt. So berichtet Jochen Futterknecht, wie er und seine Familie den Einmarsch der Sowjetarmee im Frühjahr 1945 erlebten und Erhard Stelzig zeichnet die Geschichte des Unternehmens „Automobile Arnod Mussehl” nach, in dem er seine Lehre absolviert hat.
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Daneben gibt es in dem neuen Buch unter anderem Wissenswertes über das Familienunternehmen Wegner in der Frauenstraße zu erfahren, an das sich einige vielleicht noch erinnern, nicht zuletzt wegen des Speiseeises, das dort zuletzt verkauft wurde. Bei den Anfängen in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war die Angebotspalette allerdings noch wesentlich breiter, heißt es in den Erinnerungen von Hartmut Rauchmann. Sie reichte von Lebensmitteln und Spirituosen über Sämereien bis hin zu Töpfen und Kälberstricken. In anderen Texten geht es um das Bäckerhandwerk am Marienkirchplatz oder auch um die Geschichte der alten Bergschlossbrauerei in der Demminer Straße.
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Skisprung in Anklam
Auch die Freizeit kommt in dem Buch nicht zu kurz. So schwelgt ein Text in Erinnerungen an die Badeanstalten an der Peene, von den es gleich mehrere gab – obwohl es zu jener Zeit noch einen regen Schiffsverkehr auf dem Fluss gab. Manfred Dührkopf wiederum berichtet von der Zeit, als Anklam eine Hochburg des Wintersports war. Die Aktiven nahmen seinerzeit sogar recht erfolgreich an Meisterschaften in den heutigen Bundesländern Sachsen und Thüringen teil. Unvergessen auch die wohl einzige Sprungschanze im Nordosten, die damals als eine kleine Sensation galt und untrennbar mit dem Wirken von Alfred „Sepp” Hannig verbunden war.
Leierkasten und Blechpuster
Um ganz andere Anklamer Originale geht es in dem Beitrag von Rudi Kammler, dessen in Essen lebender Sohn Heinz Jürgen Kammler die Aufzeichnungen seines Vaters zur Verfügung gestellt hat. Die Anklamer, über die er schrieb, gehörten vielleicht nicht zu den Honoratioren der Stadt, waren aber trotzdem stadtbekannt. So wie ein Vadder Lowatsch genannter Leierkastenspieler, der seinem Instrument regelmäßig mehr oder weniger wohlklingende Töne entlockte. Gleiches galt wohl auch für den „Blechpuster Geserich” und Korl Dählüw, dem vielleicht bekanntesten Anklamer Original, der sich mit der Zieh-Harmonika und kleinen Schachereien seinen Lebensunterhalt verdiente.
Das Buch „Anklam Erinnerungen Band 2” ist für 32,50 Euro in der Druckerei Rauchmann in der Frauenstraße erhältlich. Dort können auch Bestellungen für den ersten Band aufgegeben werden. Bei genügend Interesse könne es dann nachgedruckt werden, so Hartmut Rauchmann.