Altersgrenze
Das wünschen sich altgediente Feuerwehrleute zum Abschied
Jarmen / Lesedauer: 4 min

Stefan Hoeft
Gerade mal 16 Jahre alt war Bernd Felgenhauer, als er 1971 offiziell in die Freiwillige Feuerwehr seiner Heimatstadt Jarmen eintrat. Und hätte damals wohl nicht gedacht, wie lange er bei der Truppe mit den roten Blaulicht–Fahrzeugen bleibt.
Doch der 1956 geborene Vorpommer gehörte zu jenen, die auch die schwierige Zeit der Wende und die ersten Jahre danach, als dieses Ehrenamt aufgrund der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen einen gehörigen Aderlass verzeichnete, am Ball oder besser am Strahlrohr blieben.
Ein Mann für alles bei Einsätzen
Fast immer gehörte er in den vergangenen Jahrzehnten mit zu den ersten, die bei einem Alarm im Gerätehaus anrückten, vor Ort im Einsatz war er dann häufig so eine Art Mann für alles, wie Wehrführer Gerhard Vockelmann berichtete. Jedenfalls bis ihn gesundheitliche Probleme während einer Brandbekämpfung am Neujahrstag 2022 plötzlich aus der Bahn warfen.

Zwar hat sich der alte Haudegen wieder berappelt, doch nun musste er nach immerhin 51 Jahren trotzdem endgültig Abschied von der aktiven Einheit nehmen. Denn mit seinem 67. Geburtstag in diesem September erreichte der Brandmeister die vom Land für solche Einsätze festgelegte Altersgrenze.
Feuerwehr bleibt Familiensache
Allerdings hegt keiner Zweifel, dass der Mann seinen Kameraden und Kameradinnen auch als Mitglied der Ehrenabteilung die Treue halten wird, zumal die Feuerwehr bei Felgenhauers ohnehin Familiensache ist: Nach seinem Sohn und der Schwiegertochter gehört auch der Enkel zu den Jarmener Brandbekämpfern, sie sind also mit drei Generationen vertreten.
Da sie beide derselbe Jahrgang und in einer Woche geboren worden sind, wurde mit ihm gemeinsam Siegbert Batz in die Veteranen–Riege aufgenommen. Wobei das bei beiden unmittelbar nach der Rückkehr von einer Ausbildungseinheit im Rahmen des Erweiterten Löschzuges in Passow erfolgte. Die Kameraden überreichten dem Duo zur Erinnerung ein extra angefertigtes T–Shirt und ein mit den Jahreszahlen ihrer Dienstzeit bedrucktes Schlauchstück.
Wohnungsbrand gab Anstoß
Bei Siegbert Batz, der in Plötz wohnt, befindet sich da am Anfang die 1985, sprich es liegen fast vier Jahrzehnte bei der Feuerwehr hinter ihm. Er sei erst später zur Truppe in dem Jarmener Nachbardorf gestoßen, weil er zuvor lange auswärts arbeitete, berichtete der Löschmeister dem Nordkurier.
Letztlich habe damals ein Wohnungsbrand neben dem Konsum–Laden, bei dem ihn die Profis zur Hilfe mit heranzogen, den Ausschlag für seinen Eintritt gegeben. Der als sehr ruhig und besonnen geltende Mann machte danach so einige Garagen–Wechsel der Feuerwehr mit, ebenso die Fusion mit der Betriebsfeuerwehr des Volkseigenen Gutes Neu Plötz nach der Wende.
Lange fungierte der Maschinist als Stellvertreter des Leiters der Ortswehr und übernahm nach dessen Rücktritt 2010/11 sogar die Führung — bis zur Aufgabe der Eigenständigkeit zugunsten einer Fusion mit der Brandbekämpfer–Einheit der Peenestadt. Auch dank ihm gelang die Integration der Plötzer in das Jarmener Gefüge fast geräuschlos und gilt diese Löschgruppe heute als personell und technisch bestens aufgestellt. Sie ist sogar mit Sonderaufgaben betraut — von der Ölbekämpfung bis zur Absicherung bei Verkehrsunfällen. Und Siegbert Batz mit seiner Erfahrung und seinem Lkw–Führerschein dürfte den Kollegen durchaus fehlen.

Im Förderverein weiter aktiv
Wirklich zurückziehen wird sich der Senior, der in der Vergangenheit immer mal wieder auch den Weihnachtsmann für die Feuerwehr und Kommune mimte, aber sowieso nicht: „Klar bleibe ich noch weiter am Ball, ich kann doch nicht einfach so schlagartig aufhören, ohne Feuerwehr geht es doch gar nicht“, erklärte der rüstige Rentner unserer Zeitung. Wann immer der Plötzer helfen könne, werde er das tun, lautet sein Versprechen. Und beim Förderverein, zu dessen emsigsten Mitstreitern er gehört, gelte die Altersgrenze ja ohnehin nicht.
Apropos Rente: Siegbert Batz verabschiedete sich auch mit einem Appell an die Politik in den Lösch–Ruhestand. Denn seiner Meinung nach sei es angebracht, dieses besondere Ehrenamt noch mehr zu belohnen. Schließlich erfülle die Freiwillige Feuerwehr gerade außerhalb der großen Städte nahezu sämtliche Aufgaben wie die Berufsfeuerwehren, kümmere sich obendrein um den Katastrophenschutz und Hilfe für die Rettungsdienste, unterstütze die Polizei.
Ihr Spektrum sei heute viel breiter als früher und ihr Einsatz erspare dem Staat erhebliche Ausgaben, was dieser nach einer gewissen längeren Dienstzeit ruhig mit einer Extra–Vergütung honorieren sollte, so der Plötzer. „Das würde vielleicht auch noch ein paar mehr junge Leute anspornen, mitzumachen und dabei zu bleiben."