Für 80.000 Euro
Anklam hat das ehemalige Wehrmachtsgefängnis gekauft
Anklam / Lesedauer: 3 min

Mareike Klinkenberg
Schon lange war es im Gespräch. Die Stadtvertretung hatte mit einem Beschluss den Weg für den Ankauf freigemacht und nun ist es vollendet. In dieser Woche hat Anklams Bürgermeister Michael Galander die Unterlagen beim Notar unterzeichnet und den Kauf des ehemaligen Wehrmachtgefängnisses durch die Stadt besiegelt.
"Schnauze-voll-Brief"
Beim Kaufpreis in Höhe von 80.000 Euro wurden die Anklamer mit jeweils 20.000 durch den Vorpommern-Fonds und die Landeszentrale für politische Bildung entlastet. Zuzüglich der Notarkosten und Gebühren verbleiben etwa 47.000 Euro Kosten für der Stadtkasse. Kurz vor dem Kauf war es noch einmal ein etwas holpriger Weg für die Stadt, denn es fehlte immer noch die finale Erlaubnis von der Rechtsaufsichtsbehörde. In einem „Schnauze-voll-Brief”, wie Michael Galander ihn bezeichnet, der auch an das Innenministerium, den Landkreis und weiter Stellen ging, hätten die Stadtoberen noch einmal deutlich gemacht, dass es sich nicht um ein schnödes Immobiliengeschäft handelt, sondern um einen Ort von Bedeutung geht. Und dann ging alles ziemlich schnell über die Bühne, so das Stadtoberhaupt.
Das Anklamer Wehrmachtsgefängnis an der Friedländer Landstraße ist eines von zwei erhaltenen Wehrmachtsgefängnissen auf deutschem Boden. Wobei das ehemalige Wehrmachtsgefängnis in Torgau bis heute als Justizvollzugsanstalt genutzt wird. Das Anklamer Denkmal könnte nach den jüngsten Entwicklungen einmal mehr als ein Mahnmal und Gedenkort in den Mittelpunkt rücken. „Es war uns immer ein großer Wunsch, diesen Ort auch mit Leben zu füllen”, erklärt Matthias Ruta in seiner Funktion als Vorstandsmitglied der Stiftung Zentrum für Friedensarbeit.
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Bereits 2005 übernahm die Bürgerstiftung die Verantwortung für den Gebäudekomplex. Sie führt hier Veranstaltungen und Führungen durch. Vor einigen Monaten wurde ein Seminarraum eingeweiht. Mit der Stadt als Eigentümer eröffnen sich in der Weiterentwicklung natürlich viel mehr Möglichkeiten, so Ruta. Dabei stehen auch schon einige konkrete Konzeptideen zur Debatte, in denen die Rede davon ist, Teile des Gefängnisses als Schaudepot in die lokale Museumslandschaft einzubetten. Auch das Theater könnte sich hier mit entfalten und vielleicht eine weitere Außenspielstätte einrichten.
Platz ist auf jeden Fall genug. Mehrere tausend Quadratmeter ungenutzte Fläche, verteilt auf drei Stockwerke, warten noch auf die passenden Ideen. Ausreichend Potenzial, um die Geschichte und Geschichten hinter diesen Mauern zu konservieren und Teile weiter aufzuarbeiten, gibt es allemal. Wobei gerade letzteres immer schwieriger wird, geben auch die Initiatoren der Friedensstiftung zu, weil es mittlerweile kaum noch Zeitzeugen gibt und noch weniger Dokumente. Doch das hält sie keinesfalls davon ab, hier weiterhin zu werken und zu wirken.
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