Kein 26. Trabant-Treffen
Anklam vermisst das große Knattern
Anklam / Lesedauer: 4 min

Anne-Marie Maaß
Eigentlich sollten sie am Samstagnachmittag wieder zu Hunderten bei der großen Ausfahrt durch Anklam knattern. Das Herrentagswochenende und das internationale Trabant-Treffen gehören seit einem Viertel-Jahrhundert fest in den Veranstaltungsplan der Stadt. Noch nie musste ein Treffen ausfallen. Die Freunde des DDR-Zweitakters trotzten Wind und Wetter, selbst schwere Gewitter brachten sie nur kurz aus der Partystimmung. Bis jetzt.
Der Anklamer Flugplatz bleibt in diesem Jahr leer. Das Trabi-Treffen musste aufgrund der Corona-Krise zum ersten Mal nach 25 Jahren abgesagt werden. Für den Vereinschef des Trabbi-Buggy-Clubs ’93 e. V. Jens Rüberg ist das nach wie vor surreal. „Man träumt nachts davon – schon in der Aufbauwoche. Eigentlich wären wir jetzt voll beschäftigt und alle auf dem Platz“, sagt er.
26. Jubiläum – neue Überraschungen waren geplant
Gut 800 bis 1000 Teilnehmer wären wohl auch dieses Mal wieder nach Anklam gekommen. Dazu tausende Besucher, die bereits ab Mittwoch die vielen verschiedenen Veranstaltungspunkte verfolgt hätten. Dabei hatten sich die Trabi-Leute in diesem Jahr auch einige neue Überraschungen einfallen lassen. So waren zum ersten Mal die Deutschen Meisterschaften im Klappradfahren und im Kinderwagenschieben geplant. Abends sollte im Festzelt ausgelassen mit Live-Musik und der 90er-Party gefeiert werden.
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„Wir haben uns sehr darauf gefreut und wollten auch nach 25 Jahren Neues bieten und mehr Spaß auf den Platz bringen“, sagt Rüberg. Um das traditionelle Trabi-Treffen zudem finanziell zu unterstützen, war bereits am Wochenende zuvor der erste „Anklam-Airport-Dance-Day“ geplant gewesen mit namhaften DJs. Auch diese Veranstaltung musste nun ausfallen, ebenso wie die Simson- und MZ-Ausfahrt am ersten Maiwochenende.
Die Stimmung bei den Trabi-Leuten ist entsprechend gedrückt. All das muss nun auf das kommende Jahr warten. Dann soll in Anklam auch das 27. internationale Trabant-Treffen stattfinden. „Wir haben uns dazu entschieden, dass das 26. Treffen somit auch in die Vereinsgeschichte eingeht und nicht nachgeholt wird“, erklärt Rüberg.
„Die Leute hätten gar nicht nach Vorpommern einreisen dürfen”
Die frühzeitige Absage war den Vereinsleuten sehr schwergefallen. Im Nachhinein betrachtet, war es aber wohl die einzige richtige Entscheidung. „Wir hätten an diesem Wochenende kein Treffen mit Besuchern aus ganz Deutschland und internationalen Gästen durchführen können – das ist Fakt. Die Leute hätten dazu gar nicht nach Mecklenburg-Vorpommern einreisen dürfen“, macht Jens Rüberg deutlich.
Eine Verschiebung, etwa auf den Herbst, wäre zudem ein zu großes Risiko für den Verein gewesen, der schon jetzt finanziell an der Absage zu knabbern hat. „Wir reden nicht von einem Tag Party, und das war es. Die ganze Logistik über mehrere Tage – auch im Vorfeld, dann die Veranstaltungen selbst: Das sind große Summen für uns als Verein. Durch die Notbremse konnten wir die Kosten bei rund 60.000 Euro halten. Wir sind wirklich dankbar, dass viele unserer langjährigen Partner für die Situation Verständnis haben und uns unterstützen“, so der Club-Vorstand.
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Immerhin gelang es so, die Ausstände auf rund 15.000 Euro zu begrenzen. Zudem soll jeder Teilnehmer sein Geld erstattet bekommen. Die letzten Abwicklungen stehen an. Viele hätten aber einen Teil des Geldes gleich postwendend als Spende auf das Vereinskonto zurück überwiesen. Zudem laufen derzeit gleich mehrere Spendenaktionen von ganz unterschiedlichen Initiatoren, um den Trabbi-Buggy-Club zu unterstützen. Auch vor Ort ist der Rückhalt groß. „Wir freuen uns sehr, unsere Sponsoren und die Hansestadt Anklam in dieser Lage an unserer Seite zu wissen“, sagt Rüberg. Anklams Bürgermeister Michael Galander (IfA) hatte bereits zur Bekanntgabe der Absage klar gemacht, dass die Stadt dem Verein auch finanziell beistehen werde.
Einen Lichtblick gibt es Ende Juni – damit es wieder knattert
Die Zwangspause wollen die Mitglieder des Trabbi-Clubs nun nutzen, um im Fahrzeug-Museum in Quilow weiter klar Schiff zu machen. Der Urlaub vor und nach dem Herrentag sei immerhin für alle geplant gewesen, und die Corona-Lockerungen dürften ab Montag im Zweifel auch eine Einreise nach Mecklenburg-Vorpommern wieder möglich machen. „Wir haben auf jeden Fall ausreichend Platz, um auch mit Mindestabstand arbeiten zu können“, sagt Jens Rüberg.
Einen Lichtblick gibt es zudem am 27. Juni. Dann ist die vierte „Vorpommern Oldtimer Rallye“ geplant. Ohne großes Rahmenprogramm auf dem Vereinsgelände sei zumindest die Orientierungsfahrt über die Insel Usedom durchführbar. Dann wird es in Vorpommern zumindest wieder ein bisschen knattern.