Evangelische Kirche

Anklamer Pastorin betreute halb Griechenland

Anklam / Lesedauer: 3 min

Weite Wege und nur wenige Gläubige – für die Anklamer Pastorin Ulrike Weber ist das alles nicht neu. Schließlich betreute sie jahrelang rund 300 Protestanten in Griechenland.
Veröffentlicht:24.01.2020, 16:30

Von:
  • Matthias Diekhoff
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Flächenmäßig große Kirchgemeinden sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Dass eine Pastorin quasi ein halbes Land betreut, ist dann aber doch noch mal etwas anderes. Die Anklamer Pastorin Ulrike Weber hat das vier Jahre lang getan. Sie war von 2014 bis 2018 Pfarrerin der Evangelischen Kirche deutscher Sprache für Nord- und Mittelgriechenland.

Deutschsprachige evangelische Gemeinden seit 1895

Was eigentlich gar nicht mal so ungewöhnlich sei, schließlich gebe es auf der ganzen Welt deutschsprachige evangelische Gemeinden. Die im nordgriechischen Thessaloniki wurde bereits 1895 gegründet. Mitglieder seien zunächst unter anderem Deutsche gewesen, die mit dem Bau der Strecke für den Orient-Express zu tun hatten, erzählt Ulrike Weber.

Später waren es dann oft die deutschen Frauen von griechischen Gastarbeitern, die in ihre alte Heimat zurückgekehrt sind. Aktuell habe die Gemeinde 250 bis 300 Mitglieder. Es gibt Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Trauerfeiern, verschiedene Gruppen, in denen sich die Gläubigen engagieren, Gottesdienste und die entsprechenden kirchlichen Festtage wie woanders auch. Dazu komme die soziale Arbeit, die in der Gemeinde geleistet werde, um Menschen in Not zu helfen, berichtet Ulrike Weber.

Pastorin: Die Kirche muss sich den Herausforderungen stellen

Während ihrer Zeit in Griechenland sei zum Beispiel ein Wohnprojekt für alleinreisende Flüchtlinge aus Syrien ins Leben gerufen worden, das Frauen mit Kindern Unterkunft und Verpflegung biete. Und die Wohnungen seien bis heute belegt, sagt die Pastorin, die glaubt, dass sich die Kirche den Herausforderungen stellen muss, die die Zeit an sie heranträgt.

Für sie selbst sei die Tätigkeit in Griechenland natürlich auch eine Herausforderung gewesen, aber eine, der sie sich stellen wollte. Als sie die Stellenanzeige las, dachte sie, dass sich darauf sehr viele Kollegen bewerben würden. Sie sei dann aber doch mit ihrer Bewerbung in die engere Wahl gekommen und wurde schließlich von der Gemeinde in Griechenland ausgewählt.

Über die vier Jahre, die dann folgten, wird Ulrike Weber am 28. Januar um 18 Uhr im Gemeindezentrum der Anklamer Kreuzkirche berichten. Dabei könne es aber auch um die Auslandsarbeit der Evangelischen Kirche Deutschland gehen, um „Aussteiger“ in Griechenland und deren Realitäten, um die griechisch orthodoxe Kirche oder auch um die Flüchtlingssituation in Griechenland und wie ein Land, das selber in der Krise steckt, damit umgeht.

Eine Kirche, die sich auf den Weg zu den Menschen macht

Ein Land aber auch, dass Ulrike Weber einiges gelehrt hat, sagt die Pastorin. Und damit sei nicht nur gemeint, dass es bei 40 Grad im Schatten allemal besser ist, alle Fünfe gerade sein zu lassen, als sich unbedingt an die Geschäftszeiten zu halten, wie sie die Touristen von zu Hause aus gewöhnt sind.

Sie habe auch mitgenommen, dass eine Kirche, die sich auf den Weg zu den Menschen macht, wesentlich attraktiver ist, als eine, die nur um sich selbst kreist. Eine Erfahrung, die sie auch mit nach Anklam gebracht hat, wo sie nun versucht, verschiedene Dinge auf den Weg zu bringen.