Rewe will bauen

Aus einstigem VEB Waagenbau soll Einkaufszentrum werden

Anklam / Lesedauer: 4 min

Das Gelände des Anklamer Waagenbaus könnte bald aus dem Dornröschenschlaf erwachen. Ein Investor plant dort, ein Einkaufsareal zu errichten. Die Devise „Shoppen statt Schandfleck“ finden aber nicht alle Stadtvertreter gut.
Veröffentlicht:10.12.2020, 11:51
Aktualisiert:06.01.2022, 21:30

Von:
  • Author ImageAnne-Marie Maaß
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Die blauen Tore sind fest verschlossen, die dahinter liegenden Gebäude stehen leer: Das ehemalige Gelände der VEB Waagenbau in Anklam liegt zwar noch am Rande des Stadtkerns und dazu noch an gleich zwei Hauptverkehrsstraßen der Stadt, doch so richtig gebracht hat der Standortvorteil diesem Areal bislang nichts.

Auch dessen aktueller Besitzer suchte jahrelang erfolglos nach einer neuen Nutzung für das recht große Gelände. Nun zeichnet sich jedoch ein Licht am Ende des Tunnels ab. Mit Rewe hat eine große Handelskette Interesse an dem Standort bekundet. In den kommenden Jahren könnte neben einem Einkaufsmarkt mit einer Verkaufsfläche von gut 1.800 Quadratmetern auch noch ein gut 1.000 Quadratmeter großer weiterer Fachmarkt auf dem Gelände entstehen.

Zuerst muss ein B-Plan aufgestellt werden

Genauere Planungen dazu können allerdings erst gemacht werden, wenn auf dem Areal auch entsprechendes Baurecht herrscht, dafür müssten die Anklamer Stadtvertreter in der kommenden Woche nun zunächst über die Aufstellung eines B-Plans befinden. Die Kosten dazu würde der Investor übernehmen.

Am Dienstag war die Vorlage bereits Thema im Bauausschuss als federführendes beratendes Gremium. Bauamtsleiterin Sylvia Thurow betonte dort die Vorteile, die das Engagement des Investors und ein B-Plan an dieser Stelle haben würden. Zum einen könnte Anklam so von einer recht zentral gelegenen Schmuddelecke befreit werden, zumal durch die Vornutzung das Areal stark mit Altlasten belastet sei. Zum anderen würde aber auch gleichzeitig der Bebauungsplan verbindlich regeln, welche Ansiedlungen auf dem Gelände künftig möglich wären. So könnte etwa auch eine Tankstelle, die in den zurückliegenden Jahren schon mal im Gespräch war, an dieser Stelle ausgeschlossen werden.

Im Bauausschuss gab es trotz dieser vorangestellten Vorteile gemischte Stimmen zu dem Vorhaben. Besonders deutlich äußerte sich Claudia Rauchmann von der CDU. Zwar könne sie die Vorteile der Revitalisierung des Waagenbau-Geländes durchaus erkennen, mit Blick auf den Anklamer Einzelhandel in der Innenstadt lehne sie das Vorhaben trotzdem klar ab. „Wir wissen bislang nicht genau, welcher weitere Fachmarkt noch auf dem Areal einziehen soll. Ich denke, mit Blick auf das schwierige Jahr 2020 tun wir unseren örtlichen Händlern keinen Gefallen. Es gibt genug Einkaufsmöglichkeiten in Anklam“, sagte Claudia Rauchmann.

„Konkurrrenz belebt das Geschäft”

Ausschusschef Holger Meyer (IfA) konnte die Bedenken durchaus nachvollziehen. Er zielte in seiner Argumentation aber eher auf die Chancen ab, die das Projekt biete. Konkurrenz belebe eben nicht nur sprichwörtlich das Geschäft. Wobei er die Gefahr zumindest für die eigenständigen Händler in der Innenstadt auch nicht vorrangig sehe. Mitunter könne das neue Angebot sogar noch mehr Menschen aus dem Umland nach Anklam zum Einkaufen anlocken, was wiederum auch Vorteile für andere Geschäftstätige biete, so Meyer.

Unterstützung gab es für diese Sichtweise von Monika Zeretzke von den Linken. „Konkurrenz gehört zur Marktwirtschaft. Am Ende entscheidet der Kunde. Zumal in diesem Teil der Stadt das Angebot auch an Super- und Einkaufsmärkten noch nicht so groß ist“, ergänzte sie. Sylvia Thurow verdeutlichte zudem, dass auch das aktuellste Anklamer Einzelhandelskonzept aus dem Jahr 2011/12 durchaus noch Platz für Neuansiedlungen dieser Art beschrieb.

Ausschuss spricht sich für das Projekt aus

Auch Stadtvertreter Bernd Kohn stimmt dem Vorhaben zu: „Mit einem Rewe vor Ort würde mancher Anklamer noch einen Grund weniger haben, zum Einkaufen nach Greifswald zu fahren“, lautete sein Fazit. Interessant wäre allerdings der Zeitraum, der für die Umsetzung des Bauvorhabens vorgesehen ist, ergänzte er. Dazu könnten aktuell jedoch noch keine konkreten Aussagen gemacht werden, sagte Sylvia Thurow. Die Aufstellung des B-Plans sei gemeinhin ein allererster vorbereitender Schritt.

Am Ende sprach sich der Bauausschuss mit acht Ja-Stimmen, einer Gegenstimme und einer Enthaltung deutlich für das Projekt aus – das muss allerdings noch am Donnerstag von der Stadtvertretung bestätigt werden.