Agrar-Treffen
Bauern kritisieren falsches Bild über Landwirte
Klein Bünzow / Lesedauer: 3 min

Mareike Klinkenberg
„Politik wird in Städten gemacht“, sagt Dr. Heike Müller, Vizepräsidentin des Landesbauernverbandes, und warnt davor, dass damit der echte Blick auf die ländliche Region verloren gehe, auch weil häufig das Hintergrundwissen über Zusammenhänge und Bedürfnisse in der Landwirtschaft gänzlich fehlen oder verloren gegangen sind. Auf der Mitgliederversammlung des Bauernverbandes Ostvorpommerns führten viele Diskussionsbeiträge immer wieder auf genau dieses Akzeptanzproblem in Gesellschaft und Politik zurück.
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Die Landwirtschaft wird romantisiert oder durch Menschen reguliert, denen die nötige Kompetenz fehlt: „Wenn wir es nicht schaffen, dass in der Politik endlich wieder Fachpersonal sitzt, dann erleben wir unser blaues Wunder“, warnte auch Vize-Landrat und Landwirt Jörg Hasselmann vor möglichen Auswirkungen der anstehenden Wahlen.
Verband zieht Bilanz
Afrikanische Schweinepest, Wolf, Biber, Nitratbelastung, Preis- und Kostenentwicklung, Tierwohl, Moorschutz, Photovoltaik – das sind einige der konkreten Themen, die speziell die Bauern in der hiesigen Region bewegen und mit denen sich auch ihre Interessenvertretungen auf Kreis- und Landesebene auf inhaltlicher und politischer Ebene beschäftigen. Auf der Versammlung wurde Bilanz gezogen, ganz gezielt auch zur Öffentlichkeitsarbeit, denn nur mit gezielter Aufklärung und Imagearbeit könne dem falschen Bild über den Bauernstand und Fehlinformationen beispielsweise zu Umweltthemen und konventioneller Landwirtschaft aufgeräumt werden, sind sich die Redner sicher.
Neue Mitgliedschaften im Verband
Beim Bauernverband Ostvorpommern hat die Verbandsarbeit im zurückliegenden Jahr neue Fahrt aufgenommen, fasst Vorstandsvorsitzender Jörg Espig zusammen. Für frischen Wind und 14 neue Mitgliedschaften sowie vier Fördermitgliedschaften sorgte die neue Geschäftsführerin Anne Vaegler. Seit rund einem Jahr führt sie die Geschäfte des Verbandes und konnte die zeitweilig roten Zahlen aus 2020 im aktuellen Jahr schon in beruhigendes Schwarz umwandeln. Ihr Schwerpunkt, neben der aktiven und persönlichen Arbeit mit den Mitgliedern, war wiederum auch die Kommunikation, die sie innerhalb ihres ersten Jahres im Job ins digitale Zeitalter transferierte. Mit regelmäßigen Online-Newslettern, Diskussionsrunden via Handy-Messengerdienst und der Arbeit in den sozialen Medien konnte Vaegler auch bei den Landwirten punkten.
Diese Arbeit wird, ab dem 1. Oktober, vorübergehend von Rieke Plenter übernommen, denn Anne Vaegler erwartet ihr nächstes Kind. Rieke Plenter stammt aus Ostfriesland, hat einen landwirtschaftlichen Hintergrund und steht kurz vor ihrem Bachelor-Abschluss in Agrarwirtschaft an der Hochschule Neubrandenburg. Vorstandschef Jörg Espig ist froh, in der jungen, motivierten Frau eine Elternzeitvertretung gefunden zu haben, damit der Verband auch weiterhin so gut aufgestellt bleibt und in Sachen Landwirtschaft vermitteln und informieren kann.
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