Projektstart
▶ Bitte zum Herzcheck in den neuen MRT-Truck aus Wolgast
Wolgast / Lesedauer: 4 min

Dajana Richter
Sie gehört zu den tödlichsten Krankheiten in Deutschland: die Herzinsuffizienz oder auch Herzschwäche. Rund 2,5 Millionen Menschen leiden hierzulande darunter. Das Problem ist, dass die Erkrankung oft erst zu spät erkannt wird, da manche Betroffenen vorab keinerlei Symptome haben. Die Magnetresonanztomografie (MRT) ermöglicht zwar eine frühzeitige Erkennung, aber im ländlichen Raum ist sie meist nicht verfügbar.
Das soll sich nun ändern. Mit dem Projekt „Herzcheck“ sollen MRT-Untersuchungen auch abseits großer Städte möglich sein und zwar mithilfe mobiler MRT-Einheiten an wechselnden regionalen Standorten. Der erste Standort einer solchen mobilen Einheit in Mecklenburg-Vorpommern wurde am Mittwoch am Kreiskrankenhaus Wolgast unter anderem von Dr. Maria Zach, Ärztliche Direktorin des Krankenhauses, Gesundheitsminister Harry Glawe und Prof. Dr. med. Sebastian Kelle, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin/Kardiologie am Deutschen Herzzentrum Berlin, eingeweiht.
Mobiler MRT-Truck soll im Land unterwegs sein
In Wolgast steht nun ein 28 Tonnen schwerer Truck, der voll ausgestattet ist und in dem geschultes medizintechnisches Personal direkt vor Ort eine moderne Herzinsuffizienz-Diagnostik per MRT durchführen kann. Er soll überall dort im Einsatz sein, wo die Technik in Praxen oder Kliniken nicht vorhanden ist. So haben Patienten kürzere Wege. „Man muss nicht an jedem Standort die Hochleistungsmedizin vorhalten, man kann es auch gar nicht, weder personell noch von den Kosten her. Aber durch dieses Projekt kann man darauf zugreifen, wenn der Bedarf da ist“, erklärt Sebastian Kelle.
Doch nun kann nicht jeder Interessierte einfach so zu dem Truck kommen. Es bedarf einer Überweisung vom Haus- oder Facharzt. „Deshalb ist es wichtig, bei den niedergelassenen Ärzten und Kreisverbänden für dieses Projekt zu werben und es bekannt zu machen. Denn nur so kann es überhaupt zu Überweisungen kommen“, sagt Harry Glawe. Anschließend kann der Patient online oder telefonisch einen Termin vereinbaren. Auf der Homepage www.herzcheck.org ist auch einsehbar, wann der MRT-Anhänger wo vor Ort ist. Bislang sind zwei Trucks in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg im Einsatz. In Brandenburg sind sechs Standorte vorgesehen, unter anderem wurde einer in Templin bereits eingeweiht. In MV sind derzeit in Ueckermünde, Rostock, Wismar und Stralsund weitere Standorte in Planung.
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Diagnostik aus Berlin, Behandlung vor Ort
Nach der Untersuchung wird der Befund zum Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) geschickt, der medizinischen Leitung des Projektes. Die Auswertungen und Therapieempfehlungen erhalten die Patienten dann wieder von ihrem Arzt. „Es ist uns wichtig zu betonen, dass wir lediglich eine Diagnostik erstellen. Die Behandlung übernehmen dann die Kollegen vor Ort“, macht Sebastian Kelle deutlich. Und umso eher man die Krankheit feststellt, desto früher kann interveniert werden, um einen schweren Verlauf zu verhindern. „Das Projekt soll auch nachweisen, dass sich dadurch die Kurve des Leidensanstiegs flacher halten lässt“, so Kelle. „So lässt sich eventuell auch ein Krankenhausaufenthalt vermeiden, der auch mit hohen Kosten für das Gesundheitssystem verbunden ist.“
Das Projekt wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit über sieben Millionen Euro gefördert. Konsortialpartner sind die AOK Nordost sowie die Firma Medneo als Betreiberin der mobilen MRT-Systeme und der IT-Technologie, das Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen, die Universitätsmedizin Göttingen, die Universitätsklinik Köln sowie das Universitätsklinikum Heidelberg.
Eine Einschränkung gibt es aktuell
Es gibt allerdings einen Haken: Das Angebot dieser kostenlosen Untersuchung ist bislang nur für Mitglieder der AOK nutzbar, da die Krankenkasse Träger des Projektes ist. „Sollten weitere Krankenkassen an uns herantreten und Interesse bekunden, kann das natürlich auch noch erweitert werden“, so Harald Möhlmann, Berater des Vorstands der AOK Nordost.
Weitere Voraussetzungen für eine Teilnahme: Die Personen müssen zwischen 40 und 69 Jahren alt sein und mindestens einen Risikofaktor erfüllen, wie zum Beispiel Raucher sein, an Bluthochdruck, Diabetes oder einer Nierenschwäche leiden.
Weitere Informationen zum Projekt unter www.herzcheck.org