Wirtschaft
Britische Pharma-Firma siedelt sich bei Anklam an
Relzow / Lesedauer: 3 min

Matthias Diekhoff
„Das Mittel kann den Unterschied machen”, sagt Sita Schubert. Sie ist neben dem Briten Keith Williams Geschäftsführerin des Unternehmens „Cenote Pharma GmbH“, das sich gerade erst im Oktober gegründet und jetzt im Bioökonomie-Zentrum im ehemaligen Relzower Schlachthof angesiedelt hat. Das Medikament, um das es geht, soll Kindern und Erwachsenen helfen, die an der seltenen Stoffwechsel-Erkrankung Carnitin-Mangel leiden.
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Dabei handelt es sich um eine genetisch bedingte Erkrankung, die den Körper daran hindert, bestimmte Fette zur Energiegewinnung zu nutzen, und die unter Umständen auch tödlich sein kann, wenn das Problem zu lange unbehandelt bleibt, erklärt die Geschäftsführerin. Symptome könnten unter anderem Herzmuskelerkrankungen und Hirnfunktionsstörungen sein.
Medikament soll 2024 eingeführt werden
Zwar gäbe es schon entsprechende Medikamente, das Mittel von Cenote Pharma sei allerdings eine Weiterentwicklung, die sich speziell an den Bedürfnissen von Säuglingen und Kleinkindern orientiert, um ihnen eine möglichst normales Leben zu ermöglichen. Nach den Plänen des Unternehmens soll das Medikament Anfang des Jahres 2024 in Deutschland eingeführt werden, wobei das Bioökonomie-Zentrum in Relzow eine ganz entscheidende Rolle spielt, denn es soll quasi die Pforte für den gesamten europäischen Markt sein.
Wie Keith Williams berichtet, werde das Mittel in Großbritannien nämlich bereits produziert. Mit dem Austritts des Landes aus der Europäischen Union hätten sich allerdings nicht unerhebliche Hürden für das Unternehmen aufgebaut. Mit der Ansiedlung in Relzow könnten nun die meisten davon genommen werden.
Nähe zur Uni Greifswald wichtig für neue Mitarbeiter
Allerdings bedürfe das Medikament noch einer Zulassung durch die hiesigen Behörden. Dass man mit diesen bisher guter Erfahrungen gemacht habe, sei auch einer der Gründe für das Unternehmen gewesen, nach Relzow zu gehen, erklärt Sita Schubert. Weitere Faktoren seien die dort vorhandenen Laborkapazitäten und Forschungsprojekte.
Nicht zuletzt habe auch die Nähe zur Universität Greifswald eine Rolle gespielt, um entsprechende Mitarbeiter zu gewinnen. Letztendlich sollen im Bioökonomie-Zentrum zehn neue Arbeitsplätze unter anderem für Analysen, Logistik und den Verkauf entstehen, so dass laut Plan gegen Ende des Jahres 2024 zwei weitere Produkte auf dem deutschen Markt eingeführt werden könnten.
Nach eigenen Angaben hat sich die Cenote Pharma GmbH auf die Herstellung und Weiterentwicklung von Arzneimitteln für seltene Stoffwechselkrankheiten spezialisiert. Der Name des Unternehmens soll dabei Programm sein: Bei einer Cenote handelt es sich um ein großes Loch im Boden, das mit Wasser gefüllt ist. In Mexiko gibt es einige Tausend davon, die von der Maya-Kultur als magische Oasen verehrt wurden und das Wasser darin als lebensspendend.