Testfahrten
▶ Busse und Fußgänger im neuen Usedom-Tunnel unterwegs
Świnoujście/Swinemünde / Lesedauer: 3 min

Mareike Klinkenberg
Die Bauarbeiten für den Tunnel unter der Swine in Swinemünde (Świnoujście) befinden sich in der Endphase. Pawel Sujka, stellvertretender Stadtpräsident von Swinemünde, kündigte bei einem Baustellenbesuch von Vertretern des benachbarten Landkreises Vorpommern–Greifswald, der Hansestadt Anklam sowie Unternehmern und Touristikern von der Insel Usedom an, dass die Eröffnung der Unterführung für die zweite Junihälfte angesetzt sei. Der genaue Termin befinde sich gerade noch in der Abstimmung.
Tunnel statt Fähre
Seit 2018 wird am Tunnel unter der Swine gebaut, die im Stadtgebiet von Swinemünde die Inseln Wollin und Usedom voneinander trennt. Der Tunnel wird die Inseln für den Autoverkehr verbinden, bislang mussten Fahrzeuge wie auch Fußgänger und Radfahrer an dieser Stelle mit der Fähre übersetzen. Fortan sollen zumindest Kraftfahrzeuge den Mündungsarm der Oder unterirdisch queren können.
Fußgänger und Radler können weiter die Fähre nutzen oder aber den öffentlichen Personennahverkehr mit dem Bus. Erste Probefahrten der Stadtbusse durch den Tunnel würden derzeit schon durchgeführt.
Auf rund 1,8 Kilometern Länge ist der modernste und längste Tunnel Polens, laut Pawel Sujka, in den letzten Jahren entstanden. Herausfordernd dabei waren zum einen die örtlichen Bedingungen, denn weiche Bodenschichten aus Kreide und Torf musste für die Bohrung großflächig eingefroren werden.
Besuch aus der deutschen Nachbarschaft
Darüber hinaus verzögerten zudem die Auswirkungen der Corona–Pandemie die Bauzeit für die handelnden Firmen, die beispielsweise auch aus der Türkei und Deutschland nach Polen für die Tunnelarbeiten einreisen mussten. Die Kosten in Höhe von mehr als 220 Millionen Euro trägt zu großen Teilen die EU. Der Eigenanteil Swinemündes beläuft sich auf 15 Prozent.

Zu der Baustellen–Visite kurz vor der Fertigstellung hatte die Stadtverwaltung Swinemündes neben Vertretern vom vorpommerschen Nachbar–Landkreis und Usedomer Unternehmern auch die Hansestadt Anklam eingeladen. Anklams Vizebürgermeisterin Beatrix Wittmann–Stifft freut sich, das „zarte Pflänzchen“ der Partnerschaft beider Städte künftig weiterhin auszubauen. Denn schließlich seien die Städte nicht nur verkehrstechnisch nahe gelegen, sondern auch als Zentren für Tourismus und Wirtschaft.

Sorge vor mehr Autoverkehr auf der Insel?
Die Befürchtung, dass sich mit der Öffnung des Tunnels das Verkehrsaufkommen auf der Insel maßgeblich erhöhen wird, teilt die Ahlbecker Hoteldirektorin Petra Bensemann keineswegs. Sie denkt, dass es eher innerhalb von Swinemünde zu Verkehrsproblemen kommen wird, weil das umliegende Straßennetz noch nicht hundertprozentig auf den Tunnelverkehr und die vielen zusätzlichen Nutzer der neuen Verbindung ausgelegt sei. Für die Anreise der Gäste in die Usedomer Kaiserbäder könnte es sogar Entspannung bedeuten.

Diese Meinung teilt auch Vorpommern–Greifswalds Vize–Landrat Jörg Hasselmann (CDU). Solange das Versprechen des Verkehrsministeriums Bestand hat, die Gewichtsbegrenzung für Fahrzeuge in diesem Bereich auf 7,5 Tonnen zu belassen, bräuchte sich Vorpommern keine Sorgen über den durchrollenden Schwerlastverkehr aus und in Richtung Polen zu machen.