Ex-AfD-Politiker

▶ Demo gegen Professor Ralph Weber in Greifswald

Greifswald / Lesedauer: 3 min

Über 100 Menschen demonstrierten gegen den Jura-Professor Ralph Weber vor der Greifswalder Universität. Sie fordern die Abberufung des ehemaligen AfD-Politikers.
Veröffentlicht:08.11.2022, 11:45

Von:
  • Daniel Focke
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Am Dienstag demonstrierten am Vormittag in Greifswald rund 120 Menschen gegen den Jura-Professor Ralph Weber vor dem Audimax in der Rubenowstraße. Zur angemeldeten Versammlung hatte das Bündnis "Uni ohne Nazis" aufgerufen.

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Der Rechtswissenschaftler Weber hat an der Universität Greifswald den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Medizinrecht, Arbeitsrecht und Rechtsgeschichte inne. Wie auch im vergangenen Jahr demonstrierten mehrere – vor allem jüngere – Menschen gegen den umstrittenen Rechts-Professor.

Redner auf Protestveranstaltung in Wolgast

In Redebeiträgen vor dem Audimax-Gebäude wurde Weber als mehrmals „rechtsextrem“ bezeichnet und das Ende seiner Lehrtätigkeit gefordert. Zwischen den Reden ertönten Lieder von K.I.Z, Danger Dan und Die Ärzte aus den Lautsprechern.

Er war im vergangenen Jahr vor allem mit seinen Aussagen gegen Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) auf einer Corona-Protestveranstaltung in Wolgast als Redner aufgefallen. Der Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät und mehrere Professoren hatten Webers Aussagen stark kritisiert.

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Professor Weber saß bis letztes Jahr für die AfD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Nachdem er den Wiedereinzug verpasste, kehrte er wieder im letzten Jahr an seinen alten Lehrstuhl an der Universität Greifswald zurück. Er ist im vergangenen November nach internen Auseinandersetzungen aus der Partei ausgetreten.

Vor einem Jahr hielt er seine erste Vorlesung nach seiner Rückkehr auch im Audimax. Auch damals wurde gegen seine Rückkehr und weitere Lehrtätigkeit demonstriert.

Alternativvorlesung angeboten

Mit Redebeiträgen per Lautsprecher und Schildern protestierten auch in diesem Jahr rund 120 Menschen gegen Weber. Ihre Forderungen waren mehr als deutlich: „Die Uni ist mein Schutzbereich“, „Mit Verlaub, Herr Professor, verpissen Sie sich“ und „Einwanderung von Nazis an der Uni verhindern“.

Laut Redebeiträgen soll es für Jura-Studenten ab diesem Semester eine Alternativvorlesung zu der von Ralph Weber geben. Dies sei nach den Demonstrationen durch „komplizierte Verhandlungen“ mit der Universität vereinbart worden. Die Demonstration dauerte rund anderthalb Stunden und wurde frühzeitig beendet. Man wolle Ralph Weber nicht die Aufmerksamkeit geben und noch demonstrieren, wenn seine Vorlesung im Hörsaal endet, so eine Sprecherin.

Kurze Reden gegen die Professur von Ralph Weber hielten unter anderen ein Referent des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Uni Greifswald sowie die Grünen-Landesvorsitzende Katharina Horn.

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Während der Demonstration vor dem Gebäude hielt der Professor seine wöchentliche Vorlesung „Historische Grundlagen des Rechts“ im großen Hörsaal des Audimax. Ralph Weber sagte nach Veranstaltungsende, dass er die Kundgebung im Sinne der Meinungsfreiheit begrüße, nicht aber wenn dies auf „Unwahrheiten“ beruhe und er als „rechtsextrem“ bezeichnet werde. Das sei er nicht, so Weber gegenüber dem Nordkurier.

Er bestätigte die getroffene Regelung, dass es eine Alternativlösung für Studenten gibt, die die Prüfung nicht bei ihm machen wollen. Dies übernehme Professor Steffen Schlinker, der Webers Lehrstuhl bereits während seiner Landtagszeit vertreten hatte und nun weiterhin an der Uni, wie auch Weber, zum Bürgerlichen Recht lehrt.

Das Demo-Bündnis will im Semester keine weiteren Demos gegen Weber veranstalten.

Polizisten sperrten Rubenowstraße

Die Polizei war um das Audimax im Einsatz und sperrte die Rubenowstraße.

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Auf den Protest gegen ihn im vergangenen Jahr, sagte Ralph Weber, er habe den Studierenden das Gespräch angeboten. „Ich halte das sonst so wie ich es die 20 Jahre vor meiner Landtagszeit gehalten habe: Vorlesung und Politik sind strikt getrennt.” Auch nach Vorlesungen werde er sich an der Universität nicht politisch äußern.