Wilde Hatz
Die große Jagd auf ein listiges Autobahn-Schaf
Völschow / Lesedauer: 3 min

Stefan Hoeft
Seit mindestens drei Monaten sorgte ein Kamerun-Schaf an der A20 zwischen Jarmen und Völschow immer wieder für Ärger – jetzt ist es eingefangen. Doch nun gelang dem vom Bürgermeister Thomas Breitsprecher eigens ins Leben gerufenen SEK (Schafeinfangkommando) der Zugriff.
Zwar zog sich der blökende Vierbeiner nach seiner Sichtung bei Völschow, die den „SEK”-Einsatz ausgelöst hatte, scheinbar uneinholbar Richtung Süden zurück und wäre mit fast einem Kilometer Sicherheitsabstand mal wieder Sieger im Duell Mensch-Tier geblieben. Doch Dirk Bendschneider verfolgte das Tier mit einem Quad und trieb es anschließend entlang des Wildzauns an der A20 entlang zur wartenden „SEK”-Mannschaft. Parallel dazu gab ihm die vom Bürgermeister alarmierte Autobahnpolizei so etwas wie Geleitschutz.
Das Tier büchste mehrfach wieder aus
Nach mehreren Anläufen und einem Ausbruchsversuch zur Seite, den eilig und lärmend die Lücke schließende SEK-Mitglieder gerade noch so vereiteln konnten, schlüpfte das Kamerunschaf tatsächlich wieder in jene Umfriedung, wo die Hatz begonnen hatte.
Damit schien das Katz- und Maus-Spiel entschieden, warteten in dem Areal doch bereits mehrere Gruppen Häscher. Doch alles Frohlocken stellte sich als verfrüht heraus, denn diese vorpommersche „Miss Kamerun” lief zwar auf die Leute zu, schlug aber plötzlich einen überraschenden Seitwärtshaken, um sich dann unter der Barriere hindurch zu hechten und unter den verdutzten Blicken seiner Verfolger behende wie eine Gebirgsziege eine Brückenzufahrt hinauf zu stürmen. Oben sprang das Tier auch noch locker über deren breite und hüfthohe Betonmauer, spurtete den Asphalt entlang auf die Westseite der Querung und zwängte sich dort liegend irgendwie unter der Schutzplanke hindurch.
Familie aus Völschow gewährt Asyl
Letztlich verhinderten nur der erneute Quad-Einsatz auf dem Acker, die gewaltige Überzahl der Fänger und wohl auch die Anstrengungen zuvor, dass das Schaf nicht triumphieren konnte. Als es nämlich erneut in die Enge getrieben den Weg zurück auf die von Autos und Netzen flankierte Brücke suchte, reichte seine Energie nicht mehr, um sich aus den Griffen von Martin Schulz, Toni Wodrig und Christian Boberg zu entwinden, die sich kurzerhand auch ohne Fanggerät auf das Tier warfen und es mit vereinten Kräften zu Boden drückten.
Lange musste der sichtlich ausgepumpte Vierbeiner nicht in dieser unschönen Lage verbringen: Bürgermeister Breitsprecher und Kamerad Stefan Boberg brachten ihn im Kofferraum des Feuerwehr-Transporters umgehend in ein Gehege zu Familie Wode am anderen Dorfende. Die besitzt bereits Schafe und bot nun auch dem mittlerweile so berühmten Herumtreiber ein Obdach. Bleibt abzuwarten, wie sich ihr neuer Schützling nach all den Monaten in der Wildnis in Gefangenschaft führt oder ob er etwa erneut versucht, auszubüxen.