Volkstrauertag
Die Toten vom Anklamer Bahnhof tragen bis heute keine Namen
Anklam / Lesedauer: 2 min

Anne-Marie Maaß
Zum offiziellen Gedenken und zur Kranzniederlegung anlässlich des Volkstrauertages hatte die Stadt Anklam am Sonntag zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde auf den Anklamer Bahnhof eingeladen. Auch hier starben beim verheerenden Bombenangriff am 9. Oktober 1943, der insgesamt 330 Menschen in der Stadt das Leben kostete und sich in diesem Jahr zum 80. Mal jährte, zahlreiche Menschen. Die Identität der Toten vom Bahnhof konnte teilweise bis heute nicht festgestellt werden.
Ein Güterwaggon wurde zur Todesfalle
So waren unter den Opfern damals auch 18 bekannte Soldaten, die sich in einem Kriegsgefangenenzug der Wehrmacht aufhielten. Sie durften trotz Bombenalarm den Güterwaggon nicht verlassen und fanden so ohne Schutz in Anklam ihren Tod.
Von den Geschehnissen am Bahnhof bis heute tief berührt ist der damalige Zeitzeuge Dr. Peter Eggert. Er verbrachte die Zeit als Kind im bis dahin vermeidlich sichereren Anklam bei den Großeltern. Der nahe Bahnhof galt den Kindern damals als aufregender Spielplatz ‐ besonders die Verladerampe hatte es dem Nachwuchs angetan, erinnert sich Eggert zurück.
Warum die Kinder genau an diesem Tag schon zu Hause waren und so dem Bombenhagel um gut fünf Minuten entgingen, beschäftigt ihn bis heute. Vom Schützenheim Bluthslust aus floh die Familie während des Angriffs weiter heraus aus der Stadt zum Gneveziner Damm, weiß Eggert noch heute. Er schlug in seiner Rede auch einen Bogen zu den heutigen Kriegen auf der Welt. Die Bilder als Kind vergesse man nicht, sagte er. Sie seien auch bei den Auseinandersetzungen der heutigen Zeit immer sofort präsent.
Mahnung für Frieden und gegen Hass
Das Gedenken am gestrigen Tag stand damit nicht nur mit den Ereignissen im Zweiten Weltkrieg im Zusammenhang. Gemeinsam mit vielen Vertretern der Stadtpolitik gedachten die Anwesenden auch den heutigen Opfern von Krieg, Gewalt und Hass und sprach sich dabei auch deutlich gegen Rassismus und Antisemitismus aus.

Nach dem Gedenken auf dem Bahnsteig, das musikalisch mit der Trompete und zudem mit einem kurzen Gebet sowie Redebeiträgen begleitet wurde, wurden auf dem Vorplatz des Anklamer Bahnhofs die Kränze und Gebinde niedergelegt.