Porträt Michael Sack

Dieser Mann will neuer CDU-Chef von MV werden

Vorpommern / Lesedauer: 6 min

An seiner Rede schreibt er gerade noch. Viel Zeit zum Worteschleifen bleibt Michael Sack aber nicht mehr, denn am 7. August stellt er sich zur Wahl für den Vorsitz der Landes-CDU.
Veröffentlicht:04.08.2020, 13:38

Von:
  • Ulrike Rosenstädt
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So schnell bringt ihn nichts aus der Fassung. Ein waschechter Vorpommer eben, dieser Michael Sack. Ehemaliger Loitzer Bürgermeister, Landrat von Vorpommern-Greifswald und mit großer Wahrscheinlichkeit der neue Landesvorsitzende der CDU. Entschieden wird das am 7. August. Und nicht nur das. An diesem Tag wird in Güstrow sehr wahrscheinlich auch erstmals ganz offiziell verkündet, ob der 47-Jährige 2021 als Spitzenkandidat der CDU im Landeswahlkampf antritt und somit Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) herausfordert. Doch das ist nicht das einzige Gedankenschwergewicht, das Michael Sack derzeit mit sich herumträgt.

Als Landrat steht Sack im Corona-Krisenmanagement in der Verantwortung für den Großkreis mit seinen rund 240 000 Einwohnern. Die Corona-Epidemie mit all ihren Nebenwirkungen nimmt gerade wieder an Fahrt auf. Wie viel muss der Loitzer gerade unter einen – seinen – sprichwörtlichen Hut bringen? „Viel“, sagt der CDU-Mann. Wie schafft er das? Wie fühlt sich sein Leben gerade an? „Spannend“, bringt Michael Sack die aktuelle Situation mit einem Wort auf den Punkt.

Während des Gespräches weht ihm heftiger Wind ins Gesicht. Herbstlicher könnte ein Sommertag nicht sein. Sturmerprobt scheint er zu sein, wetterfest allemal. Ein echter „Jung“ von der Peene, wie sein alter Loitzer Lehrer ihn nennt. Kein Hauch von Anspannung ist an ihm erkennbar. Die scheint eher auf der Gegenseite zu herrschen. Viele Fragen haben sich aufgetürmt. Der Paukenschlag, dass Michael Sack als Kapitän der Landes-CDU ans Ruder soll und damit das Parteiboot nicht mehr nur über die Peene, sondern künftig auch vom Stettiner Haff über die Warnow bis hoch zur Elbe sicher steuern soll, hat für reichlich Wellengang gesorgt. Es gab Glückwünsche, aber auch Zweifel daran, ob die Frage nach seiner Bereitschaft, das Amt zu übernehmen, tatsächlich so spontan kam, wie es in der Öffentlichkeit dargestellt wurde. Das Gerede baute sich tagelang zur Bugwelle auf.

Michael Sack blieb ruhig. Manchen war die Luft in den vergangenen Wochen schon fast zu lau – zu wenige Wortmeldungen von den Christdemokarten? „Es war genau richtig so, dass zunächst erst einmal wieder Ruhe eingekehrt ist. Was in Sachen Landesschulpolitik, gerade im Umgang mit dem Thema versetzter Schulstart und Förderunterricht, gesagt werden musste, wurde gesagt. Es ist ja nicht so, dass trotz der Ruhe nach außen in den Reihen der CDU nicht gearbeitet wird. Ganz im Gegenteil“, sagt Michael Sack. Neben seiner hauptamtlichen Arbeit als Landrat ist er gerade „ehrenamtlich“ viel im Land unterwegs. Es ist ihm bewusst, dass er vor und hinter vorpommerschen Haustüren bekannt ist.

Der Loitzer will noch bekannter werden

Auch rund um Rostock kenne man ihn inzwischen recht gut. Das bringe die Arbeit als Landrat mit sich, Stichwort: Landrätetreffen. Ihm ist allerdings auch völlig klar, dass mit seinem Namen beispielsweise in Ludwigslust-Parchim kaum jemand etwas anfangen kann. „Das soll, das muss sich natürlich ändern.“ Sagt der Spitzenkandidat? „Das sage ich und warte erst einmal den 7. August ab. Erst an diesem Tag werde ich mich auch zur Spitzenkandidatur äußern.“

Der Stratege Sack lässt dennoch anklingen, dass es sehr wohl bereits jetzt einen Fahrplan für die Zeit nach dem Landesparteitag der CDU in dieser Woche in Güstrow gibt: „Gleich im Anschluss geht es darum, Wahlkreise zu besetzen, das Wahlprogramm aufzustellen, wir werden ausjustieren, was wir wollen und wo wir hin wollen. Es liegt viel Arbeit vor uns. Doch ich bin zuversichtlich. Wir sind genug Leute. Es steht eine große Mannschaft dahinter, viele werden helfen, mit anpacken“, sagt der Teamplayer Michael Sack. „Ich bin gern im Team unterwegs. Wer eine Frage hat, bekommt eine Entscheidung. Doch auch Mannschaften brauchen einen Kapitän“, sagt der Mann, der als Jugendlicher Tischtennis gespielt hat, also allein an der Platte stand, kämpfte und das Spiel entschied.

Apropos Teamplayer: Hat er keine Probleme damit, von seiner Partei als Zweitbesetzung ins Rennen geschickt zu werden? „So sehe ich das gar nicht. So denke ich auch nicht. Ich stand voll hinter der Entscheidung, nach dem Rücktritt von Vincent Kokert Philipp Amthor in seinem Bestreben, Landesvorsitzender der CDU zu werden, zu unterstützen. Dann hat sich die Situation geändert. Ich wurde gefragt, ob ich die Aufgabe übernehmen würde. Ich habe Ja gesagt. So war es.“ Dieses ganze Spekulieren darüber, wer wann etwas gesagt, wie lange ein Telefonat gedauert hat, ob und welche Strippen im Hintergrund gezogen wurden, will er nicht weiter kommentieren. „Weil es dazu einfach nicht mehr zu sagen gibt. Wer es nicht glauben will und sich seine eigenen Varianten zurechtdenkt, der soll es tun.“

Sack will sich, wie als Chef einer rund 1000 Mitarbeiter starken Verwaltung, auch auf politischer Ebene auf Sacharbeit konzentrieren. Über deren aktuellen Inhalte reden will er allerdings erst nach dem 7. August. Versprechungen bleiben im kollektiven Gedächtnis haften, das habe er bei seiner Arbeit als Bürgermeister und als Kreistagspräsident schnell verstanden. „Auf die wird man festgelegt, angesprochen, manchmal auch reduziert, und das ist prinzipiell ja auch völlig in Ordnung“, sagt Michael Sack, der möglicherweise in den zurückliegenden Wochen doch ein Versprechen abgeben musste. Oder wie erklärt der Mann seiner Familie, dass die Zeit für Persönliches noch etwas knapper bemessen sein wird als ohnehin schon?

Michael Sack wäre, auf jeden Fall in großen Teilen von Vorpommern, nicht der Sympathieträger, wenn er nicht doch ab und an bereit wäre, ganz ohne Strategie, sondern spontan seine Gedanken zu äußern: „Nach dem Rücktritt von Vincent Kokert als Landesvorsitzender der CDU zu Beginn des Jahres wurde in der Presse mein Name als möglicher Nachfolger ins Spiel gebracht. Das haben meine Frau und ich natürlich wahrgenommen. Wir haben als Paar, zu zweit, darüber gesprochen. Wir haben versucht, durchzuspielen: Was wäre, wenn ...? So richtig zum Schluss sind wir damals nicht gekommen.“ Und wie sieht es die Familie heute? „Ich habe Ja gesagt zu meiner Familie, das ist schon ein paar Jährchen her, und ich habe jetzt zu einem weiteren Schritt innerhalb der Parteiarbeit Ja gesagt. Daran gibt es nichts zu rütteln.“