StartseiteRegionalAnklamDieses Ehepaar nimmt nach 65 Jahren Abschied von seinem kleinen Paradies

Gartenanlage

Dieses Ehepaar nimmt nach 65 Jahren Abschied von seinem kleinen Paradies

Anklam / Lesedauer: 4 min

Nach 65 Jahren geben Ingrid und Wolfgang Gerth zum Ende des Jahres ihren Garten ab. In diesem haben sie viele schöne Erinnerungen gesammelt. 
Veröffentlicht:02.10.2023, 19:07

Von:
  • Maxi Koglin
Artikel teilen:

Eisern ist nicht nur das Gartentor des Ehepaars Gerth, sondern auch ihre Zeit in der Kleingartenanlage „Wiesengrund“ am Gnevenziner Damm in Anklam. 65 Jahre haben sie ihren Garten gepflegt. Zum Ende dieses Jahres nehmen sie nun Abschied von ihren Obstbäumen, ihrer Laube und den Blumen- und Gemüsebeeten.

„Wenn man hier so sitzt, ist es so schön, aber einmal muss Schluss sein“, sagt Ingrid Gerth während sie auf der Parkbank vor ihrer Laube sitzt und die Abendsonne in ihr Gesicht scheint. Sie wird ihren Garten vermissen. Schließlich haben sie und ihr Ehemann Wolfgang Gerth den Garten nur wenige Monate nach ihrer Hochzeit im Januar 1959 gepachtet. Viele Erinnerungen haben sie in den Jahren gesammelt.

Von Burg Stargard nach Anklam

Damals lernten sich Ingrid und Wolfgang Gerth in Burg Stargard kennen. Ingrid arbeitete dort und Wolfgang war in der Nähe bei der Armee stationiert. So kam es, dass sie sich verliebten, und Wolfgang Gerth seine Ingrid mit in seine Geburtsstadt Anklam nahm und sie dort im August 1958 heiratete. Zuerst lebte das Ehepaar in Wolfgang Gerths Geburtshaus auf dem Gnevenziner Damm, später zogen sie in eine Betriebswohnung. In ihrem Garten wuchsen ihre Kinder und Enkelkinder auf. Auch die Urenkel spielen hier und helfen manchmal bei der Gartenarbeit. Ingrid Gerth muss darüber schmunzeln, denn ihr Mann war immer so eigen. „Die Kinder durften nicht im Garten spielen, nur in der Sandkiste. Die Enkelkinder durften aber alles ‐ auch über die Beete laufen“.

Gartenteich, Pool, Blumenbeet

Mit den Kindern und Enkelkindern hatte sie ihre schönsten Momente im Garten, erinnert sich Ingrid Gerth. Sie erzählt von ihrer Mutter und Schwiegermutter, die auf der Hollywood Schaukel saßen und Kaffee tranken, während die Kinder in einem Pool geplanscht haben.

Früher war der Pool ein Gartenteich mit Goldfischen, aber über die Jahre wurde er für die Kinder umfunktioniert. Heute gibt es den Teich nicht mehr. Ingrid Gerth hat dort, wo er sich befand, ein buntes Blumenbeet mit Terracotta-Figuren errichtet. Die Blumenpflege liege ihr, sagt sie. Das habe sie immer am liebsten im Garten gemacht.

Im Sommer wie im Winter

Wolfgang Gerth hat die Zeit im Garten auch am liebsten mit seinen Kindern verbracht. Er erinnert sich zudem an die Hühnerhaltung und wie er gemeinsam mit seinen Kindern die Tiere geschlachtet und gerupft hat. Er wird aber nicht nur die Sommer im Garten vermissen, auch die Winter hatten ihren Reiz. Egal wie kalt oder nass es war, er fuhr mit seinem Fahrrad in den Garten. „Um sich regelmäßig zu bewegen und nach dem Rechten zu schauen“, sagt er.

Genossen haben sie auch die Zeit zu zweit und die vielen Feiern. „Vor allem im Sommer, wenn es abends lange warm und hell war, war es hier schön“, erzählt Ingrid Gerth. Dann haben sie auch mal einige Tage am Stück in ihrer Laube gewohnt. Das jährliche Steigfest gefiel dem Ehepaar besonders, bei dem nur die Besitzer von Gärten in ihrem Aufgang gemeinsam Kuchen aßen und feierten.

Auch in Zukunft gehören sie zur Gemeinschaft

Aber auch die Garten- und Kinderfeste sind für das Ehepaar Erinnerungen, die sie nicht missen möchten, erzählt Ingrid Gerth. „Wir haben hier eine schöne Gemeinschaft. Wir haben viele schöne Stunden und Tage hier verlebt, mit den Älteren und auch mit den Jungen“. Für ihre Nachbarn gehören die Gerths zum „Wiesengrund“ dazu.

In Zukunft sollen sie weiter zum Steigfest eingeladen werden, erzählt der neue Vorsitzende der Gartenanlage, Holger Möller. Auf ihren eigenen Garten werden sie nach 65 Jahren verzichten, aber nicht auf die Gemeinschaft in der Kleingartenanlage.