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Landwege als Umleitung

Dörfer bei Völschow klagen über Ausweich-Verkehr von der B 110

Jagetzow, Kadow / Lesedauer: 4 min

Die Baustelle auf der B 110 hat auch für die Gemeinde Völschow Folgen — und zwar langfristige. Denn so mancher Autofahrer sucht eine Abkürzung durch ihre Ortsteile.
Veröffentlicht:27.04.2023, 10:45

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Eigentlich befinden sich Völschows Ortsteile Jagetzow und Kadow anders als das an der L 35 liegende Hauptdorf der Kommune sozusagen weit ab vom Schuss und regem Straßenverkehr. Weshalb die Einwohner durchreisende Fahrzeuge eher sporadisch  erleben.

Doch seit Anfang April war es mit dieser Ruhe schlagartig vorbei, geschuldet wohl in erster Linie der wegen Bauarbeiten zwischen Jarmen und Anklam gesperrten B 110.

Denn viele Wagenlenker suchten eine Alternative abseits der offiziellen und ziemlich langen Umleitung über die L 35 und B 199 bei Klempenow. Und so manche fanden sie für sich quer feldein entlang der alten Landwege von diesen beiden Dörfern. Hinüber zum benachbarten Gramzow, das zu Krusenfelde und damit dem Amt Anklam–Land gehört.

Von dort nämlich ist es über die Kreisstraße nach Krien nicht mehr weit bis auf die B 199 bei Albinshof. Was von Jarmen aus gerechnet auf der Fahrt nach Anklam beziehungsweise zurück um die sieben Kilometer spart gegenüber der empfohlenen Strecke, von einigen Dörfern an der B 110 aus noch einiges mehr. Für Berufspendler also eine durchaus relevante Zahl, zumal auf die Dauer eines Monats gerechnet.

Täglich über 100 Fahrzeuge mehr

Nur dass insbesondere die Verbindungen zwischen Völschow und Gramzow so eine intensive Nutzung eigentlich nicht hergeben. Das jedenfalls wurde bei der jüngsten Gemeindevertretersitzung untermauert, begleitet von Schilderungen und Klagen von Anwohnern.

Er rechne pro Tag mit durchschnittlich mindestens 100 bis 150 zusätzlichen Fahrzeugen, die momentan über diese Routen rollen, ergänzte der zweite Vizebürgermeister Matthias Schulz, selbst Jagetzower, hinterher im Gespräch mit dem Nordkurier. Er habe einmal in nur einer Stunde während der Arbeit auf einem nahen Acker zirka 25 Wagen gezählt. Vieles seien wohl Berufspendler, aber auch so einige sehr fremde Kennzeichen seien dabei.

Auch Lkw und Busse dabei

Und es handele sich längst nicht nur um Pkw, sondern ebenso um Lkw und Busse, wie der Abgeordnete Enrico Neumann sagte. Beide berichteten davon, dass viele der Kraftfahrer zudem zu schnell in den Ortschaften und jenen Teilen der Pisten unterwegs sind, auf denen es der Zustand noch zulässt. Dass die für höheres oder normales Tempo nur bedingt geeignet sind, steht allerdings außer Frage.

Zwar war der erste Abschnitt des Weges bis an den Wald hinter Jagetzow gerade erst im vergangenen Jahr mit Asphaltbruch befestigt worden, doch weil die meisten Nutzer offenbar streng die Mitte halten, ist nun trotzdem wieder eine blanke Spur herausgefahren. Und durch den Forst und dahinter wird der Untergrund immer schlechter, stellt auf Gramzower Seite häufig nur einen unebenen Sandpfad dar.

Noch viel schlimmer kommt der Weg von Kadow nach Gramzow daher. Mit stellenweise mehr als 30 Zentimeter tiefen Löchern und Rillen versehen, handelt es sich um eine Buckelpiste, die nicht umsonst an mehreren Punkten mittlerweile aufs angrenzende Feld ausgedehnt wurde und nach intensiveren Regenfällen wohl nur noch von SUV und Jeeps oder Agrarmaschinen genutzt werden sollte.

Ausbesserung zunichte gemacht

Dass gerade diese Strecke bereits seit der Rübenabfuhr vor zirka vier Jahren ruiniert ist, steht für die Völschower außer Frage. Aber der gegenwärtige zusätzliche Verkehr gebe ihr den Rest und mache überdies alle bisherigen Ausbesserungen hinter Jagetzow wieder zunichte, hieß es in der Gemeindevertretung.

Egal ob nun von den eigenen Arbeitskräften realisiert oder von privater Seite in der Freizeit. „Da bleibt nichts von übrig“, befürchtet Matthias Schulz. Eine Möglichkeit, diese Wege zu sperren oder eine Kompensation vom Straßenbauamt zu erhalten, sehen Bürgermeister Thomas Breitsprecher und die Abgeordneten jedoch nicht.

Einige haben sich schon festgefahren

Wobei zumindest für den Weg aus Jagetzow hoch zum sogenannten Eichbusch über eine Sackgassen–Tafel als Reaktion diskutiert wird. Auch der liegt in Richtung Gramzow, allerdings ohne eine Ausfahrt dorthin. Was viele Ortsunkundige und so manches Navigationsprogramm aber offenbar nicht wissen.

„Nachts ist das noch schlimmer als am Tag. Dann geistern die hier in der Dunkelheit rum und versuchen am Wald und auf dem Acker zu wenden“, erzählt Matthias Schulz. Mit dem Ergebnis, dass sich einige schon festgefahren hätten und er sie herausziehen musste. Ohne Hinweisschild werde das wohl erst enden, wenn die B 110 wieder freigegeben ist.