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AfD-Beben

Enrico Komning tritt nicht gegen Amthor an

Ferdinandshof / Lesedauer: 3 min

Überraschung bei der Nominierung des AfD-Direktkandidaten für den Wahlkreis 16: Der Neubrandenburger Enrico Koming, der seit vier Jahren im Bundestag sitzt, wird es nicht.
Veröffentlicht:28.03.2021, 16:51

Von:
  • Jürgen Mladek
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Es galt als ausgemachte Sache, dass der Neubrandenburger Rechtsanwalt Enrico Koming von seiner Partei in die Schlacht gegen Philipp Amthor (CDU) geschickt werden würde: Komning sitzt wie Amthor seit vier Jahren im Bundestag und ist einer der prominentesten Köpfe der Nordost-AfD.

Die Kandidaten-Kür im „Pommerschen Hof” in Ferdinandshof galt deshalb vielen in der Partei als reine Formsache. Komning gehört zwar, wie er selbst sagt, dem national-konservativen Flügel seiner Partei an, ist aber auch anschlussfähig an Leute wie den AfD-Landeschef Leif-Eric Holm, der sich deutlich moderner und mittiger gibt.

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Es sah also im Vorfeld nicht so aus, als ob Komning Opfer der bei der AfD grassierenden Flügelkämpfe werden könnte, und dann gab es auf einmal doch eine faustdicke Überraschung. Denn nicht nur gab es da am Sonnabend plötzlich einen Gegenkandidaten, sondern auch noch ein Unentschieden im ersten Wahlgang: Die Abstimmungsrunde endete mit 17:17, ein zweiter Wahlgang musste her.

Wer ist Patrick Schiffler?

Wer aber ist der Mann, der da plötzlich aus dem Hut gezogen wurde, um Enrico Komning als Direktkandidaten zu verhindern? In der Partei ist Patrick Schiffler ein relativ unbeschriebenes Blatt, er ist noch keine zwei Jahre Mitglied.

Bekannt wurde er in der Region um Anklam eher für die Vorgänge um das alte Gerichtsgebäude der Stadt. Schiffler hatte gemeinsam mit seiner Partnerin hochfliegende Pläne für das Gebäude im Zentrum Anklams. Die Stadt hatte die Immobilie für einen Euro an Schifflers Frau veräußert. Mittlerweile fordert die Stadt das Grundstück zurück. Schiffler sieht darin üble Ränkespiele des Anklamer Bürgermeisters und lokale Seilschaften am Werk, die das Projekt torpedieren wollten. Schiffler und seine Frau waren aus Berlin nach Anklam gekommen.

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Komning verliert zweiten Wahlgang

Mit seinen neuen AfD-Freunden wurde Schiffler aber offenbar schneller warm als mit den Anklamern, ganz offensichtlich hatte er im Vorfeld schon breite Allianzen geschmiedet. Denn im zweiten Wahlgang erhielt er dann 19 Stimmen, Komning nur 16.

Komning zeigte sich sehr enttäuscht von diesem Ergebnis, denn es hätte ihn schon sehr gereizt, wie er sagte, Philipp Amthor den Wahlkreis wegzuschnappen. In den Bundestag will er trotzdem wieder: „Ich mache diese Arbeit wirklich sehr gerne und auch erfolgreich, gerade für den ländlichen Raum. Schade, dass das offenbar nicht bei allen angekommen ist.”

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Bis zur Aufstellung der Landesliste seiner Partei für die Bundestagswahl hat er aber noch ein wenig Zeit, daran zu arbeiten. Komning will dort für Platz zwei auf der Liste kandidieren – das wäre ein ziemlich sicheres Ticket für eine zweite Amtszeit.