Wasted in Jarmen

Festival versetzt Jarmen in einen Ausnahmezustand

Jarmen / Lesedauer: 3 min

Noch nie in ihrer Geschichte dürfte die kleine Stadt ein so umfangreiches Festival wie das „Wasted in Jarmen“ 2023 erlebt haben. Es soll nicht das letzte gewesen sein.
Veröffentlicht:10.09.2023, 15:05

Von:
  • Stefan Hoeft
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Das eigene Festival der Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ hat dem verhältnismäßig kleinen Ort in Vorpommern, dessen Namen es trägt und der auch Inhalt eines ihrer Songs ist, schon lange weit über die deutschen Grenzen bekannt gemacht — bis auf andere Kontinente.

Denn seit der Premiere für das „Wasted in Jarmen“ 2016 steigerten sich Umfang und Qualität der Angebote sowie die „Berühmtheit“ der auftretenden Bands stetig, wurde das ganze zu einer Massenveranstaltung, die am Peene– und Tollensetal ihresgleichen sucht. Und nun nach vier Jahren Pause mit der fünften Auflage noch kräftig einen draufsetzte.

Locker an die 6000 Besucher

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Genaue Zählungen erscheinen schwer, da bis auf das Motoball–Gelände sämtliche Anlaufpunkte frei zugänglich blieben und zudem Kinder bis zum Alter von 14 Jahren in Begleitung Erwachsener kostenlos zur Hauptbühne kamen. So dürften es mit Blick auf die verkauften Tickets am Ende über beide Tage verteilt wohl locker an die 6000 Menschen gewesen sein, die das Areal zwischen der Jarmener Reitplatz–Zufahrt und dem Zarrenthiner Kiessee bevölkerten.

Tausende der Besucher von außerhalb nutzten die Camping–Offerte auf den angrenzenden Koppeln. Das Festival, deren Organisatoren und die Einheimischen ernteten, so klang es jedenfalls bei den Gesprächen mit dem Nordkurier, von den Gästen durchweg ein dickes Lob. Zudem zeigten sich die meisten regelrecht begeistert vom Flair der Autobahnstadt und der nahen Badeanstalt mit ihrem klaren Wasser und Strand. Wie die Male zuvor war das Gelände dort dicht belagert und die große Rutsche in Dauerbeschlag genommen.

Rahmenprogramm auch sehr sportlich

Der Veranstaltungsplan kam auch buchstäblich gesehen sportlich daher. Denn er umfasste beispielsweise neben der Biber–Olympiade mit den Fischfilets als Gegner eines Fan–Teams und dem Arschbomben–Contest eine Yoga–Stunde in der Badeanstalt, einen Kampfsportkurs, einen BMX–Parcours und ein Freizeit–Kicker–Turnier auf dem Jarmener Fußballplatz.

Auch das Gelände der Badeanstalt Zarrenthin war voll ins Festival-Programm eingebunden. (Foto: Stefan Hoeft)

Das gewann übrigens die Mannschaft von Traktor Pentz — verlustpunktfrei. Vorträge, Lesungen, Stand–up–Comedy, Theater und Filmvorführung rundeten das Rahmenprogramm ab. Zu dem obendrein mit der „Biberburg“ eine Zone gehörte, die ein reichhaltiges Beschäftigungsrepertoire für Familien und insbesondere deren Nachwuchs bereit hielt.

Musikalisch toppte das Festival 2023, das wie immer einigen regionalen Akteuren und mit FSF befreundeten Kollegen eine große Bühne bot, seine Vorgänger ebenfalls. Schließlich lockten die Veranstalter diesmal eine ganze Reihe von Künstlern nach Jarmen, die sich sonst wohl nie in Vorpommerns Provinz „verirrt“ hätten.

Wie etwa Rocksängerin „Deine Cousine“, die Bestandteil von Udo Lindenbergs Liveshows ist. Oder etwa die Echo–Gewinner „Broilers“ und die mexikanische Latin–Ska–Band „Panteón Rococó“, die beide häufig vor zehntausenden Fans auftreten.

Fischfilet-Auftritt als Höhepunkt

Den absoluten Höhepunkt bildete das Konzert der Fischfilets zum nächtlichen Finale am Samstag. Erstmals in Jarmen in der neuen Besetzung, zeigte sich der aus Jarmen stammende Frontmann Jan „Monchi“ Gorkow trotz aller politischen Statements auf der Bühne erheblich ruhiger und noch emotionaler als bei seinen bisherigen Heimspielen.

Das Finale mit Feine Sahne Fischfilet war der Höhepunkt des Festivals. (Foto: Stefan Hoeft)

Untermauert von den Liedern des neuen Albums „Alles glänzt“, die häufig stilistisch etwas anders und oft leiser als frühere Stücke daher kommen. Doch die bei den Anhängern beliebtesten alten Songs wie „Wo niemals Ebbe ist“, „Komplett im Arsch“ und vor allem „Geschichten aus Jarmen“ durften natürlich nicht fehlen. Sie brachten die Motoball–Arena zum Beben, erst recht, nachdem die Band noch vor dem letzten Song die Zusage machte, dass dieses Festival eine Fortsetzung erleben soll.  

Korrektur - 11.09.23: Die genannten Liedernamen wurden korrigiert. – Die Redaktion.