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Arbeitsexperte

Führt höheres Bürgergeld zu mehr Arbeitslosen?

Greifswald / Lesedauer: 2 min

Anfang 2024 gibt es eine deutliche Erhöhung des Bürgergeldes. Bleiben viele Mindestlohnempfänger dann lieber zuhause, statt zu arbeiten? Ein Experte widerspricht. 
Veröffentlicht:20.09.2023, 05:38

Von:
  • Ralph Sommer
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Derzeit leben im Landkreis Vorpommern-Greifswald 6.712 Menschen vom Bürgergeld, den ehemaligen Hartz-IV-Sätzen. Das sind 158 mehr als im Juli. Vor sechs Jahren hatte es noch 7.598 Hartz-IV-Empfänger gegeben.

CDU: Höheres Bürgergeld falscher Anreiz

Jetzt hat die Berliner Ampelregierung beschlossen, die Bürgergeldbezüge ab den 1. Januar kommenden Jahres deutlich anzuheben, und zwar um insgesamt zwölf Prozentpunkte. Während Sozialverbände dies begrüßen, kritisiert vor allem die Opposition den Anstieg. Das sogenannte Bürgergeld setze einen klaren Fehlanreiz, sagt zum Beispiel der arbeitsmarktpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Wolfgang Waldmüller.

Es müsse einen finanziellen Unterschied machen, ob man mehr oder weniger arbeite. Andernfalls werde sich der Negativ-Trend auf dem Arbeitsmarkt weiter verstetigen und der Weg aus der Abwärtsspirale werde immer schwieriger.

Der Greifswalder Arbeitsagentur-Leiter Andreas Wegner geht von keinem Anstieg der Arbeitslosenzahlen wegen des höheren Bürgergeldes aus. (Foto: Arbeitsagentur)

Dem widersprechen aber Arbeitsmarktexperten. Er gehe nicht davon aus, dass die Zahl der Bürgergeld-Empfänger deutlich steigen werde, nur weil sich die Regelsätze erhöhten, sagt der Chef der Arbeitsagentur Greifswald, Andreas Wegner. „Das wäre untypisch. Denn auch in der Vergangenheit haben wir einen solchen Trend nicht feststellen können. Denn bei der Erhöhung der Regelsätze handle es sich um die Grundsicherung, um menschenwürdig zu leben, um das Existenzminimum zu sichern. Wir liegen in unserer Region mit den Löhnen deutlich über diesen Regelsätzen, selbst wenn nur der Mindestlohn gezahlt wird.“ In jedem Fall lohne sich also Arbeit in Vorpommern-Greifswald auch in Zukunft.

Oft spiele die Anzahl der Kinder eine Rolle. „Wenn man drei oder vier Kinder hat, dann ist der Unterschied zwischen dem Bürgergeld und dem normalen Verdienst in unserer Region vielleicht ein bisschen enger, aber da wird ja ab nächstem Jahr auch die Kindergrundsicherung greifen.“

Bürgergeld-Sätze

Geplante Beträge ab 1. Januar 2024 pro Monat (zum Vergleich: 2023)

Alleinstehende: 563 € (502 €)

volljährige Partner 506 € (451 €)

Kinder (14-17 Jahre): 471 € (420 €)

Kinder (6-13 J.) 390 € (348 €)

Kinder (unter 6 J.): 357 € (318 €)

Die Arbeitsagentur biete auch entsprechende Beratungen an. Denn manchmal haben Betroffene auch etwas einfache Vorstellungen. „Wenn man arbeitet, dann bekommt man gerade als Alleinerziehender oder als Familie mit Kindern zum Arbeitslohn auch das Kindergeld dazu. Wenn man aber Bürgergeld kriegt, dann wird das Kindergeld auf den Regelsatz angerechnet. Das sind so Nebeneffekte einer Beschäftigungsaufnahme entstehen, die oftmals erst auf den zweiten Blick erkennbar sind.“