StartseiteRegionalAnklamGreifswalder Mediziner räumen mit Krebsmythos auf

Gesundheit

Greifswalder Mediziner räumen mit Krebsmythos auf

Greifswald / Lesedauer: 3 min

Einen ganzen Tag lang wollen Greifswalder Mediziner über Krebserkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten informieren. Dabei haben sie auch Mythen über die Krankheit im Blick.
Veröffentlicht:06.09.2023, 18:07

Von:
  • Matthias Lanin
Artikel teilen:

Es ist die Krankheit, die in Deutschland am häufigsten zum Tod führt: Krebs. Um verschiedene Arten dieser Erkrankung, um deren Behandlungsmöglichkeiten, um Hilfs­angebote und ähnliche Themen geht es an diesem Sonnabend in der Unimedizin Greifswald. Das Onkologische Zentrum Vorpommern und das Beratungs- und Informationszentrum laden zum diesjährigen Krebsaktionstag ein. Im Foyer des Hauptgebäudes der Unimedizin und im angrenzenden Hörsaal-Nord bieten die Organisatoren von 9.30 bis 15 Uhr zahl­reiche Angebote und Vorträge an. Die Teilnahme ist kostenlos.

Rückgang bei der stationären Behandlung einiger Krebsarten

Besonders häufig erkranken Menschen im Alter von 60 bis 79 Jahren an Krebs. Mehr als die Hälfte aller Krebspatienten in Deutschland war, laut Auskunft des Statistischen Bundesamtes, im Jahr 2021 nämlich in dieser Altersgruppe. Gut ein Fünftel war im Alter von 40 bis 59 Jahren. Von allen Krebserkrankten wurden diejenigen mit der Diagnose Lungen– und Bronchialkrebs (13 %), Darmkrebs (9 %), Brustkrebs (9 %), Hautkrebs (7 %) und Harnblasenkrebs (7 %) am häufigsten im Krankenhaus versorgt. Gegenüber 2019 gingen unter den weitverbreiteten Krebserkrankungen die stationären Behandlungen von Darmkrebs mit einem Minus von 12,5 Prozent und von Hautkrebs mit 8,6 Prozent im Jahr 2021 am deutlichsten zurück. 

Zu den Schwerpunkten des Greifswalder Aktionstages zählen in diesem Jahr Mundbodenkrebs (Referent - Dr. Christian Seebauer), Speiseröhrenkrebs (Prof. Richard Hummel), Magenkrebs (Dr. Wolfram Keßler) und Darmkrebs (Dr. André Schreiber). Nach 13 Uhr folgen Vorträge von Chirurgen, die sich mit Funktionserhalt und neuesten Operationstechniken befassen. Bevor sich die Ambulante Krebsberatung vorstellt, spricht Dr. Simone Gärtner über die Ernährung von Krebserkrankten. Die Ökotrophologin arbeitet im interdisziplinären Studienfach zwischen Ernährungswissenschaft und Haushaltswissenschaft.

Krebs wächst nicht schneller durch Zucker

Brauchen die Patienten denn eine besondere Ernährungsform? „Ja, aber“, antwortet die Expertin auf die Frage. Den größten Fehler will sie bei ihrem Vortrag gleich am Anfang ansprechen. „Viele Erkrankte oder Angehörige suchen im Internet nach Ratschlägen und Diäten. Und nur, um ein Mittel im Kampf gegen die Krankheit zu haben, unterziehen sich die Patienten dann einer empfohlenen Diät“, sagt sie. Es treibt sie die Hilflosigkeit angesichts dieser gefährlichen Krankheit. Doch oftmals entpuppen sich diese Universalratschläge als unnütz oder sogar schädlich

„Was wir genau wissen? Die Muskelmaße macht einen Unterschied, ob und wie man die Therapie erfolgreich abschließt“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin. Studien hätten zum Beispiel gezeigt, dass die ketogene Diät nachweislich kaum positive Effekte zeigt. Bei dieser Ernährungsvariante wird komplett auf Kohlenhydrate verzichtet, also – salopp gesagt – nur Fleisch, Eier und Salat gegessen. Dahinter steckt die mittlerweile als falsch erwiesene Idee, dass sich Krebszellen hauptsächlich von Zucker ernähren und dadurch schneller wachsen. Falls sich jemand einer solch drastischen Nahrungsumstellung unterzieht, riskiert er einen Rückgang an Muskelmasse und Vitalität. „Und jede Form von Energie ist wichtig im Kampf gegen den Krebs“, erläutert Simone Gärtner.