Großes Ziel: Ab 2023 kommt Biozucker aus Anklam
Anklam / Lesedauer: 3 min

Anne-Marie Maaß
Es war zu seinem 60. Geburtstag 2018 ein großes und noch weit entferntes Ziel – Biozucker aus Anklam wollte Matthias Sauer als Chef der Anklamer Zuckerfabrik auf den Weg bringen. Inzwischen werden auf vorpommerschen Äckern bereits Rüben nach Biostandards angebaut. Deren Verarbeitung findet bislang jedoch noch bei einem Partnerbetrieb in der Schweiz statt.
Doch das soll sich schon im kommenden Jahr ändern. Im Spätherbst 2023 sollen die ersten Biorüben auch in Anklam übers Band gehen. Geplant sei zunächst, die Verarbeitungsstrecke bis zum Dicksaft durchzuführen und dann wahrscheinlich im Mai 2024 auch den ersten in der Peenestadt hergestellten Bio-Weißzucker präsentieren zu können, erklärt Matthias Sauer den weiteren Fahrplan.
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Technischer Fortschritt macht Bio-Anbau attraktiver
Als großen Partner für das neue Produkt haben die Anklamer dabei nun schon den Öko-Verband „Bioland” gewonnen, über den der vorpommersche Biozucker dann auch qualifiziert wird.
Vor allem der große technische Fortschritt in der Landwirtschaft habe diese schnelle Entwicklung nun möglich gemacht, lobt Sauer. Der Biorübenanbau war bis vor wenigen Jahren noch fast reine Handarbeit vor allem in der Unkrautbekämpfung. Hackroboter und ähnliche Fortschritte, der Nordkurier berichtete, werfen mittlerweile aber ein neues Licht im Bioanbau auf die Zuckerrübe.
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Längst haben hier auch die konventionellen Anbauer einen Blick drauf. Die Biobauern sind Mitglieder im Anbauverband und manche Lösung aus der Biosparte könnte sicherlich auch für die anderen Landwirte von Interesse sein, erklärt der Geschäftsführer des Anklamer Anbauerverbandes Christian Ehlers.
Robuste Pflanze für Extremwetterlagen
Die Rübe sei eigentlich gerade bei den Extremwetterlagen eine sehr robuste Pflanze, führt Bio-Landwirt Benedikt Ley, der zu den Testbetrieben und Partnern der Anklamer Fabrik gehört, die Vorzüge für seinen Betrieb auf.
Die Pflanze könne fast alle Missstände verkraften und auch nach Trockenheit im Sommer in den langen Herbstnächten dann weiter wachsen. Zudem sei auch der Stickstoffverbrauch gut für den Ackerboden, ergänzt er.
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Schritt zu echter regionaler Kreislaufwirtschaft
Der ersten Produktion in Anklam blickt er aber auch noch aus anderen Gründen gespannt entgegen. So soll aus den Biorüben hier künftig nicht nur Zucker entstehen, sondern eben auch Nebenprodukte wie etwa Melasse zur Tierfütterung und Vinasse als Dünger produziert werden. Dies sei für die Biobetriebe extrem wichtig, da so regional eine echte Kreislaufwirtschaft entstehen kann, betont Ley.
Beim Stichwort Biodünger aus Anklam hört auch Sabine Kabath, Vize-Präsidentin des Bioland-Verbandes genau hin. Die Gärtnerin weiß, dass es eben auch diese Nebenprodukte sind, die für die Biobetriebe im Nordosten besonders wichtig sind. Der Biozucker sei zudem etwa für die Imkereien gefragt.
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Zusammen mit dem Verband Bioland soll in Anklam nun auch die weitere Wertschöpfungskette ausgearbeitet werden bis hin zum Vertrieb und dem Marketing. Vielleicht wird dann auch irgendwann ein noch größeres Ziel erreicht und die Anklamer Fabrik größter Biozuckerproduzent Deutschlands. Anklams Fabrikschef Matthias Sauer hat auch diese Möglichkeit ins Auge gefasst.