Landwirtschaft
Hanf soll auf noch mehr Felder in Pommern zurückkehren
Iven / Lesedauer: 3 min

Matthias Diekhoff
Eigentlich hat der Anbau von Hanf in der Region eine lange Tradition. Schon Otto von Bamberg berichtete bei seiner ersten Missionsreise im Jahr 1124 vom Hanfanbau in Pommern. Für die Segelschifffahrt war die Pflanze über Jahrhunderte quasi unerlässlich, wurden doch Segel, Takelage, Leinen und Taue daraus hergestellt — bis ihr von Kunstfasern der Rang abgelaufen wurde.
Als „geniale Pflanze“, mit der man sich zuletzt leider zu wenig beschäftigt habe, bezeichnete nun auch Landwirtschaftsminister Till Backhaus den Hanf vor einem Monat bei seinem Besuch im Bioökonomiezentrum (BÖZ) in Relzow, wo man sich künftig verstärkt mit Cannabis, so der lateinische Name des Hanfs, beschäftigten möchte.
In Iven steht die vierte Ernte an
Kristine Fischer wiederum tut das schon seit vier Jahren. Die Prokuristin der Agrar–Produktions– und Verarbeitungs–GmbH in Iven blickt in diesem Jahr bereits der vierten Ernte entgegen und der Bauernverband Ostvorpommern hatte nun zu einem Feldtag zum Thema Nutzhanf in ihren Betrieb eingeladen, bei dem Kristine Fischer von ihren Erfahrungen mit dem Anbau der Pflanze berichtete. Und auch sie sprach von einer „tollen Pflanze“.
Ursprünglich sei sie auf der Suche nach einer Alternativpflanze gewesen, die mit den unterschiedlichen Bodenqualitäten und unter anderem auch Frost und Dürre zurechtkommt. Vor vier Jahren wurden dann zunächst 25 Hektar mit Nutzhanf bestellt. Inzwischen weiß Kristine Fischer, dass die Pflanze kaum Probleme mit den Bedingungen rund um Iven hat. Lediglich stark verdichtete Stellen im Boden möge sie nicht.

Für Dämmstoffe und Hanföl
Dafür liefere sie einen dichten Bestand, der Unkräuter wirksam unterdrückt, sodass keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssten und durch die tief reichenden Wurzeln verbessere sie die Bodenqualität und hinterlasse ein gutes Saatbett. Nicht zuletzt liefere sie reichlich Futter für Bienen und binde sehr viel CO2, ergänzte Anne Vaegler vom Bauernverband.
Auch könne so ziemlich alles von der Pflanze verwertet werden, hieß es beim Feldtag. Das Unternehmen Hanffaser Uckermark in Prenzlau würde aus den faserreichen Pflanzenteilen unter anderem Baustoffe wie Dämmmaterial herstellen. Von der Sorte, die von der Agrar–Produktions– und Verarbeitungs– GmbH angebaut wird, können zudem Körner geerntet werden, aus denen Hanf-Öl gewonnen wird. Durch diese Kombination werde der Anbau von Nutzhanf schließlich auch wirtschaftlich interessant, erklärte Kristine Fischer.
Spezielle Erntetechnik nötig
Problematisch sei allerdings, dass vor allem für die Ernte spezielle Technik benötigt werde, die im Unternehmen nicht vorhanden sei und daher Lohnunternehmen beauftragt werden müssten, was natürlich die Einkünfte schmälere. Aus Sicht von Kristine Fischer wäre es daher erstrebenswert, wenn sich in der Region Erzeugergemeinschaften bilden würden, die sich dann auch die entsprechende Technik zulegen könnten.
Aus ihrer Sicht jedenfalls habe der Hanf mit seinen positiven Eigenschaften auf jeden Fall das Potenzial, einen festen Platz in der Fruchtfolge einzunehmen. Zudem passe er auch einfach „in diese Ecke“.