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Naturreporter Vorpommern

Hören, sehen, schwimmen — dabei scheffeln Hasen Bestnoten

Vorpommern / Lesedauer: 4 min

Langohren haben es in der Region nicht leicht: Raubtiere, die es auf Hasen abgesehen haben, nehmen zu. Und für die Mümmelmänner ist der Tisch nicht mehr so reich gedeckt. 
Veröffentlicht:02.04.2023, 12:39

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Langohren lieben es beim Fressen abwechslungsreich: Der Hase benötigt eine Angebotsvielfalt an Futterpflanzen, um nicht krankheitsanfällig zu werden. Seine intakte Kräuterapotheke umfasst bis zu 50 Heilpflanzen. Doch bunte Feldraine mit ihren Krautsäumen findet man kaum noch. Für viele Landwirte sind Heilkräuter schnödes Unkraut, also wird es weggespritzt. Auch rasiert man vielerorts, so leider auch um Anklam, die schutzwürdigen Hecken mit Maschinen kurz und klein. Hier müssten Landwirte aus Sicht des Naturschutzes eigentlich zu Neuanpflanzungen verpflichtet werden. 

Darum machen viele Umweltschützer darauf aufmerksam:  „Hilfe, unsere Hasen geben den Löffel ab“. Tatsächlich haben diesen Aufschrei einige Landwirte, so in der Landgrabenregion und im Löcknitzer Land erhört und bauen hasenfreundliche Kulturen an.  

Der zehn Zentimeter lange Hasenschwanz wird auch als Blume bezeichnet und dient Artgenossen als Signal.
Der zehn Zentimeter lange Hasenschwanz wird auch als Blume bezeichnet und dient Artgenossen als Signal. (Foto: Norbert Warmbier)

Ohren wie Schalltrichter und Rundumblick 

Mit ihren großen Ohren, auch Löffel genannt, können die Hasen bestens hören, denn sie wirken wie Schalltrichter und sind ständig in Bewegung. Als Fluchttier kann der Hase durch die seitlich stehenden Augen in alle Richtungen gleichzeitig sehen. Somit hat er einen perfekten Rundblick. Hasen schlafen mit offenen Augen, so der Volksglaube. Doch dies stimmt nicht. Denn im Tiefschlaf fallen die Seher zu. Die Schnauze wird als Hasenscharte bezeichnet, was bei einer Fehlbildung, der Lippen–Kiefer–Gaumenspalte wörtlich auf den Menschen übertragen wird. Bei ganz großer Gefahr springen Hasen sogar ins Wasser und sind ausdauernde Schwimmer, was bei einer Verfolgungsjagd durch einen streunenden Hund  an der Penkuner Seenplatte beobachtet wurde.

Vielen Räubern, wie Fuchs, Marderhund, Waschbär und Dachs, ist ein Hasenbaby ein angenehmer Happen. Unsere Jäger betreiben mit der Waffe und dem Fallenfang in diesem Sinne auch echte Naturschutzarbeit, denn hiermit halten sie in ehrenamtlicher Arbeit die Raubwildbestände kurz.

Größter Feind der Junghasen sind Schlechtwetterperioden mit viel Regen.
Größter Feind der Junghasen sind Schlechtwetterperioden mit viel Regen. (Foto: Norbert Warmbier)

Junghase von Reiher verschlungen 

Doch es sind nicht nur Raubtiere auf vier Beinen, die den Häschen gefährlich werden können, sondern auch Vögel: Kaum zu glauben, aber ein Naturfreund aus der Strasburger Region hat mir berichtet, dass er zwischen den Brohmer Bergen und dem Galenbecker See eine Gruppe von 22 Grau– und 8 Silberreihern in einer Wiese mit dem Fernglas beobachtete. Plötzlich hatte ein Graureiher im Schnabel etwas Ungewöhnliches, was wirkte wie ein Plüschtier aus Kinderzeiten. Etwa eine Minute würgte der Reiher daran herum. Dann war es klar für den Betrachter, der schnittige Schreitvogel versuchte, einen strampelnden Junghasen zu verschlingen. Dann war das Schauspiel vorbei und der unglücksselige Hase verschwand im Schlund des Reihers.  

Doch Mümmelmann selbst trägt viel zur Arterhaltung bei, denn gerammelt wird schon Ende Februar, bis die  Umgebung vibriert, wenn der Hitzkopf mit den Läufen vor Erregung auf den Boden trommelt. Auch der Einsatz der Häsin ist beachtlich, denn während der Trächtigkeit wird sie noch einmal fruchtbar. Kurios bei Säugern, da die Häsin dann in der Gebärmutter Embryos mit zwei unterschiedlichen Entwicklungsstadien trägt. So wurden schon bis zu 5 Jahreswürfe entdeckt. Erstaunlich — bis zu 20 Nachkommen im Jahr.

Hase spielt Rolle bei Scherz unter Jägern

Trotz alledem geht es in vielen Regionen Pommerns mit den Hasenbeständen bergab. In meiner Zählfläche von Groß Bünzow über Pamitz nach Wahlendow bis hin nach Groß Jasedow zählte ich im Frühjahr 2022 insgesamt 24 Feldhasen. Doch 2023 kam ich im gleichen Revier nur auf neun Hasen. Jagddruck ist dafür nicht verantwortlich. Aber leider nehmen die geflügelten Beutegreifer, wie Nebelkrähen, Kolkraben und Greife in jüngster Zeit zu und haben hohe Bestände gebildet. Auch waren deutlich mehr Füchse zu beobachten. Nur sehr wenige Hasen erreichen daher das Höchstalter von rund zwölfJahren.

In Deutschland kommen drei Tierarten vor, die zur Familie der Hasen gehören. Es sind dies der Feldhase, das Wildkaninchen und der Schneehase (Alpen). Bis heute gibt es eine weitere „Hasenart“ auch in unserer Region als Scherztrophäe in jagdlichen Sammlungen. Dies ist der Rasselbock, ein ausgestopfter Hasenkopf, welchem man auf die Stirn ein Jährlingsgehörn vom Rehbock präpariert hat.

Wer an einer Frühlingswanderung mit Blühwundern, Bibern und Adlern teilnehmen möchte, der melde sich unter 015156074311.