Wohnungsverwaltung
Jarmener Rathaus trennt sich von allen Wohnungen
Jarmen / Lesedauer: 4 min

Stefan Hoeft
Die Bewirtschaftung sämtlicher kommunaler Wohnungen im Amtsbereich Jarmen-Tutow soll künftig effizienter erfolgen, sowohl was das Management, die Unterhaltung und Abrechnung als auch Sanierung und Modernisierung angeht. So jedenfalls stellen sich die Erwartungen der Gemeinden dar, die nach einigen Diskussionen und Abstimmungen alle zum Jahreswechsel die Auflösung der im Rathaus angesiedelten eigenen Wohnungsabteilung beschlossen haben.
Stattdessen lassen sie ihre Immobilien nun von der Jarmener Wohnungsgesellschaft mbH betreuen. Einem hundertprozentigen Tochterunternehmen der Autobahnstadt, das mit rund 270 schon zuvor das Gros der Jarmener kommunalen Objekte betreute, bisher mit zwei Angestellten.
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Aufwand bei Verwaltung und Abrechnung reduzieren
„Hauptgrund sind kommunale Vorschriften, die eine effiziente und vollumfänglich zeitgemäße Wohnungsverwaltung in der bisherigen Form schwer umsetzbar machten. Durch die Übertragung an die Wohnungsgesellschaft sind diese Hemmnisse entfallen”, erklärt Verwaltungschef André Werner auf Nordkurier-Anfrage. Als Jarmener Bürgermeister fungiert er zudem als Aufsichtsratsvorsitzender dieser Firma. Der Mann führt insbesondere jene Arbeitsabläufe zwischen Management und Kämmerei ins Feld, die durch den Zwang zu tagesaktuellen Buchungen und sieben verschiedene Software-Programme entstanden.
Diese Schnittstelle machte nicht nur häufig personelle Aushilfen der Finanzabteilung nötig, sondern sorgte dafür, dass eine der zwei im Bereich Wohnungen Angestellten eigentlich nur mit Verfahrensfragen und Abrechnungen zu tun hatte, so seine Schilderung. Anderes blieb dafür außen vor un einiges an Arbeit liegen, so dass die Unzufriedenheit in den Gemeinden wohl nicht umsonst anwuchs und es Vorwürfe der Tatenlosigkeit gab.
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Ursprung in Tutower Sonderlösung
Im ehemaligen Amt Tutow war anfangs eine private Gesellschaft von der Insel Usedom mit der Betreuung der Wohnungen betraut. Nach schlechten Erfahrungen und einem Nachrechnen befanden die Dörfer in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre jedoch, dass die Selbstverwaltung weit günstiger ausfalle.
Die daraufhin gegründete Abteilung Wohnungswirtschaft, einst für mehr als 800 Quartiere zuständig, wurde entsprechend dem Fusionvertrag auch nach dem Zusammenschluss mit Jarmen 2004 ins dortige Rathaus integriert. Schon zu dieser Zeit aber war der Bestand an solchen Immobilien aufgrund von Verkauf und Abriss geschrumpft, zahlreiche weitere Abgänge folgten. Zuletzt befanden sich noch 380 Wohnungen unter den Fittichen der Verwaltung, einschließlich der heute zur Stadt gehörenden Blöcke der ehemaligen Gemeinde Plötz.
Anlaufstelle künftig in Schillerstraße 1
Werners Vorgänger Arno Karp hatte die Übertragung dieser Aufgaben an die GmbH schon vor vielen Jahren ins Spiel gebracht, sich von den Dorf-Bürgermeistern indes eine vehemente Abfuhr eingehandelt. Nun scheinen sich die Vorzeichen geändert zu haben, unterstützt von einer genauen Analyse. Verbunden mit dem Versprechen, dass es keine Verschlechterung zur bisherigen Situation geben wird, sprich auch keine Erhöhung der Verwaltungskosten, die bisher über eine Extra-Umlage je Wohneinheit aufgeteilt wurden.
Die zwei im Amt für diese Aufgaben beschäftigten Mitarbeiter wechselten zur GmbH, die ihren Sitz in der Schillerstraße 1 hat. Früher befand sich das Büro ein Stück um die Ecke in der Lindenstraße, bevor es zwischenzeitlich auf den Hinterhof des Rathauses wechselte – zwecks Synergieeffekten.
Ziel: Kosten sparen, Renovierungen zeitlich straffen
„Mittelfristig ergeben sich für alle Beteiligten aufgrund des größeren Wohnungsbestandes Kostenersparnisse durch bessere Konditionen bei Versorgern und Dienstleistern”, urteilt der Aufsichtsratsvorsitzende und stellt weitere Vorteile in Aussicht. „Prozesse wie zum Beispiel die Renovierung von Wohnungen werden durch noch zu schließende Verträge zeitlich gestrafft und führen somit ebenfalls zur Ertragssteigerung.”
Gerade angesichts des Unterhaltungs- und Sanierungsstaus an einigen Häusern ein für ihn nicht zu unterschätzender Faktor. Letztlich führe die gemeinsame Verwaltung aller im kommunalen Eigentum stehenden Wohnraumliegenschaften generell zu einer besseren Übersicht und eröffne die Möglichkeit, Wohnkonzepte zu entwickeln und in ihrer Gesamtheit aufeinander abzustimmen, so der Jarmener Bürgermeister.