Landtagswahl MV 2021
▶ Jens Schulze-Wiehenbrauk will Politik mit statt gegen den „Bürgerwillen”
Anklam / Lesedauer: 3 min

Mit welchen Orten in ihrem Wahlkreis verknüpfen die vier aussichtsreichsten Direktkandidaten für den Landtag persönliche Verbindungen aber auch politische Ziele? Der Nordkurier hat die Bewerber von CDU, SPD, Linke und AfD im Bereich Anklam, Anklam-Land, Züssow und dem Amt Landhagen zur Wahlkreistour eingeladen. Drei Orte hatte jeder Aspirant zur Auswahl: Was die Kandidaten und die Kandidatin an ihnen festmachen, stellen sie auch persönlich in den entstandenen Wahlkreisvideos vor.
Mit den Kandidaten unterwegs – Jens Schulze-Wiehenbrauk (AfD)
Über private Dinge möchte Jens Schulze-Wiehenbrauk nicht so gerne sprechen. Dagegen aber viel mehr über die Probleme, die er mit der aktuellen Politik der Landesregierung hat. Der AfD-Kandidat für den Wahlkreis 29 sieht die Bürger vor Ort bei vielen politischen Entscheidungen im Hintertreffen. Stretense und die Diskussion um den Mega-Solarpark von 300 Hektar rund um das Dorf seien da exemplarisch. Generell stehe er den erneuerbaren Energien kritisch gegenüber – Nutzen und Aufwand müssten da genau geprüft werden.
Druck auf Landwirtschaft
Dass in Stretense über den Kopf der Bürger entschieden wurde, lehnt Schulze-Wiehenbrauk ab. Die Einwohnerversammlungen der Investoren vor Ort und den Mehrheitsbeschluss der Anklamer Stadtvertretung als unterstes und bislang einziges entscheidendes Gremium lässt er dabei aus. Bislang hatte sich die AfD in dieser Thematik nicht zu Wort gemeldet.
Generell beklagt Schulze-Wiehenbrauk den Druck auf die hiesige Landwirtschaft. Traditionell konventionelle Landwirtschaft habe es immer schwerer zu bestehen, wohingegen Betriebe, die sich vermehrt mit erneuerbaren Energien beschäftigen, neue Einkommensquellen für sich erschließen können.
Warnung vor Ausweitung von Schutzgebieten
Seinem Thema bleibt Schulze-Wiehenbrauk auch beim der zweiten Ortswahl treu. In Pinnow sehe man noch, wie bewirtschaftete Flächen an der Peene aussehen können. Wie jüngst die CDU warnt Schulze-Wiehenbrauk vor weiteren Naturschutzmaßnahmen in dem Gebiet. Der tote Wald kurz vor der Zecheriner Brücke zeige, wohin dies führe, argumentiert er. In den großen Schilfwiesen sieht er dort den Lebensraum für die Tierwelt stark eingeschränkt. Nur weil Entscheidungen bereits in den 90er Jahren getroffen wurden, müsse man sie in der heutigen Zeit neu beurteilen und revidieren können, sagt er zur aktuellen Diskussion um die Ausweitung von Schutzgebieten.
Zuletzt führt es den AfD-Kandidaten dann wieder zurück nach Anklam an die Peene. Den Ort hat er jüngst erst bei einer Motorradausfahrt zusammen mit seinen Parteikollegen aus dem Bundestag Enrico Komning für sich entdeckt. Auch an diesem Tag präsentiert sich das Anklamer Flussufer posterreif – blauer Himmel, langsam fließt der Fluss dahin, etwas schneller ist das darauf befindliche Motorboot unterwegs.
Schulze-Wiehenbrauk legt aber auch hier den Finger in die Wunde, spricht den demografischen Wandel an. Anklam brauche mehr produzierendes Gewerbe um junge Leute anzulocken, damit der Rollator bald nicht das wichtigste Fortbewegungsmittel, sagt der 55-jährige Agraringenieur, während das Motorboot vorbeizieht.
Mehr lesen: AfD-Politiker verhindert Flucht von Plakatdieben