Judika-Feier 2022

Judika-Rede als Plädoyer für die Leidenschaft

Anklam / Lesedauer: 3 min

Die traditionelle Feier am Anklamer Gymnasium ist an ihren angestammten Termin zwei Wochen vor Ostern zurückgekehrt. Die Rede richtete den Blick diesmal ganz klar nach vorn.
Veröffentlicht:01.04.2022, 19:41

Von:
  • Matthias Diekhoff
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Die Entscheidung, die Judika-Feier am gewohnten Termin stattfinden zu lassen, sei nicht leicht gefallen, sagte Mathias Ruta, Schulleiter des Anklamer Lilienthal-Gymnasiums in seinen Abschlussworten. Aber es sei die richtige gewesen.

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Zwei Jahre lang hat die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass die Feier im Herbst stattfinden musste, statt am Freitag vor Judika, also dem vorletzten Sonntag vor Ostern.

Gestern war es also wieder so weit, dass der Rettung der Stadt Anklam vor der Einäscherung im Jahr 1713 gedacht wurde. Im Mittelpunkt der Feier stand dabei traditionell die Judika-Rede, in diesem Jahr gehalten von Jolanda Hemmerling aus Rubenow.

Corona bewusst kein Thema

Die junge Frau hatte darin ganz bewusst auf das Thema Corona verzichtet, das in den vergangenen zwei Jahren so viel verändert hat. Ihr ging es um die Zukunft. Um ihre eigene und die ihrer Mitschüler am Anklamer Gymnasium.

Unter dem Titel „Finde deine richtige Perspektive” ging es in der Rede unter anderem um Themen wie Selbstfindung und Modernisierung, aber vor allem um Leidenschaft. Denn gerade die Dinge, die mit Leidenschaft betrieben würden, könnten für Zufriedenheit und Glück sorgen.

Um so wichtiger sei es also herauszufinden, welche Dinge das sind – gerade auch in Hinsicht auf den künftigen Beruf, gab Jolanda Hemmerling ihren Mitschülern mit auf den Weg. Das auch vor dem Hintergrund, dass man rein statistisch nur zehn Prozent seiner Lebenszeit zur Verfügung habe, um vergnüglichen Dingen nachzugehen.

Aus Fehlschlägen lernen

Sie selbst hegt ganz verschiedenen Leidenschaften wie Sport und Poesie, hat als Kind schon gern gezeichnet und in der vierten Klasse die Mathematik für sich entdeckt. Daher verwundert es also nicht, dass sie Architektur studieren möchte, ein Fach, das gleich mehrere Leidenschaften der 18-Jährigen in sich vereint.

In ihrer Rede munterte sie die Zuhörer in der voll besetzten Aula des Gymnasiums auch dazu auf, sich bei der Suche nach Zufriedenheit und Glück von Misserfolgen nicht frustrieren zu lassen, sondern aus Fehlschlägen zu lernen. Denn auch Erfolg läge nun mal ganz im Auge des Betrachters und jeder sei selbst dafür verantwortlich, welche Rolle er im eigenen Leben spiele.

Tradition „Gott zum Lobe”

Nach der Rede überreichte Schulleiter Mathias Ruta den traditionellen Morgan-Dollar an Jolanda Hemmerling, die sich mit zwei anderen Schülern um den Vortrag beworben hatte. Ursprünglich war es ein Taler, den der Redner erhalten sollte.

Die Judika-Feier zum Gedenken der Rettung der Stadt gibt es nämlich schon seit 1715. Damals wurde noch verfügt, dass jedes Jahr ein Schüler eine Rede „Gott zum Lobe“ hält. Mit drei Unterbrechungen fand die Judika-Feier bis zum Zweiten Weltkrieg statt. 1992 wurde sie wieder ins Leben gerufen.