Geschichte
Jüdisches Leben in Anklam soll mehr in den Fokus rücken
Anklam / Lesedauer: 2 min

Matthias Diekhoff
Weil viele geplante Projekte im vergangenen Jahr nicht durchgeführt werden konnten, wurde das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ bis zum 31. Juli 2022 verlängert. Auch in Anklam hatte man sich zu dem Thema Gedanken gemacht, so dass noch zum Ende des vergangenen Jahres das Buch „Ich lebe und liebe meine Heimat Anklam“ – Lebenslinien Anklamer Jüdinnen und Juden” erscheinen konnte. Und wie sich schnell gezeigt hat, ist die Nachfrage nach dem Buch, das in Form und Farbe einem Stolperstein nachempfunden ist, größer als erwartet, sagte Eva Dinse vom Präventionsrat der Stadt bei einem digitalen Ideenaustausch, zu dem das Bündnis „Anklam für alle” eingeladen hatte. Dort wurde angeregt, weitere 2000 Exemplare zu drucken und auch eine englische Übersetzung in Auftrag zu geben. In dem Buch ist auf mehr als hundert Seiten unter anderem zu erfahren, wer die jüdischen Mitbürger waren, wie sie gelebt und welche Rolle sie in Anklam gespielt haben.
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Sehr gutes Material für den Geschichtsunterricht
Wie es bei dem Gedankenaustausch hieß, habe man damit sehr gutes Material an der Hand, mit dem die Thematik den Schülern in der Region nahegebracht werden könnte – wenn es denn gelänge, Lehrer und Schulsozialarbeiter dafür zu begeistern.
Bereits gute Erfahrungen mit solchen Projekten hat Petra Klawitter gemacht, die sich ebenfalls zugeschaltet hatte. Sie ist Lehrerin an der Europaschule Rövershagen bei Rostock und Leiterin der AG „Kriegsgräber“, deren Recherchen sehr viel zum Gelingen des Buches beigetragen haben. Mit den Informationen darin könnten Anklamer Schüler beispielsweise einen Pfad des Gedenkens für die ehemaligen jüdischen Bewohner der Stadt anlegen oder auch entsprechende Führungen für andere Schüler ausarbeiten, schlug sie vor. Wünschenswert sei es zudem, wenn die Informationen für Grundschüler aufgearbeitet würden, so dass diese auch schon an das Thema herangeführt werden könnten, bevor es auf dem eigentlichen Lehrplan steht.
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Bei einem weiteren Treffen soll sich nun auch darüber ausgetauscht werden, welche Zeugnisse jüdischer Geschichte noch in Anklam und Umgebung existieren und mehr in den Fokus gerückt werden und welche Gedenktage in der Hansestadt künftig koordinierter begangen und langfristiger geplant werden könnten.
Für den 12. Februar dürfte es damit wohl schon zu spät sein. An jenem Tag im Jahr 1940 begann die Deportation von über tausend Juden aus Vorpommern. Darunter auch Einwohner von Anklam, Krien, Greifswald oder Wolgast.