Kommunale Wohnungsgesellschaft

Kündigung entzweit Jarmener Aufsichtsrat

Jarmen / Lesedauer: 4 min

Missklänge gibt es in der Jarmener Stadtvertretung. Auslöser ist eine Neubesetzung des Aufsichtsrates der Wohnungsgesellschaft in Zusammenhang mit einem Wechsel der Geschäftsführung.
Veröffentlicht:17.05.2023, 18:34

Von:
  • Stefan Hoeft
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Eigentlich sollte dieser Wechsel so lautlos wie möglich über die Bühne gehen, der Weg dazu schien im März mit einem einhelligen Beschluss der Stadtvertretung hinter verschlossenen Türen geebnet. Denn als höchstes Gremium des Alleingesellschafters der Jarmener Wohnungsgesellschaft stimmten die Abgeordneten damals dafür, dass der Aufsichtsrat für einen neuen Kopf an der Spitze des kommunalen Unternehmens sorgen soll. Sprich, die bisherige Geschäftsführerin, seit mehr als einem Jahrzehnt im Amt und bereits am Aufbau des Unternehmens zu Beginn der 1990er Jahre beteiligt, abzuberufen und einen neuen Geschäftsführer zu bestellen. Doch während das Gremium all die Jahre zuvor relativ einmütig und für die Öffentlichkeit kaum wahrnehmbar agierte, sah sich der neue Bürgermeister André Werner nun unerwartetem Widerstand gegenüber.

Mit der Verfahrensweise nicht einverstanden

Die beiden anderen und langjährigen Aufsichtsratsmitglieder Diana Hoth, wie der Rathauschef Mitglied der Freien Wählergemeinschaft, und Wilfried Zakertzewski von der Linken, lehnten die vollständige Kündigung bei einer Zusammenkunft im April ab und überstimmten Werner damit. Sie waren nach Nordkurier–Informationen mit der geplanten Verfahrensweise und dem Umgang mit der Betroffenen nicht einverstanden. Stellten sich mit dem Veto indes auch gegen das eigene Votum vom Vormonat.

Weshalb anschließend der Bürgermeister einen in Jarmen so noch nie vollzogenen Schritt ging und die Abberufung der Widerspenstigen aus diesem Gremium betrieb — lange vorm Ende der aktuellen Legislaturperiode Mitte 2024.

Klare Abstimmungsergebnisse

Das hingegen durfte wegen der Wahlfunktion dieses Amtes nicht hinter verschlossenen Türen passieren, weshalb es nun in der Stadtvertretung zwei entsprechende Beschlussvorlagen gab. Eine echte Debatte darum gab es nicht, die Abstimmung fiel deutlich aus: Während schon die Abberufung bei elf anwesenden Abgeordneten mit sieben Ja– und zwei Nein–Stimmen sowie zwei Enthaltungen eine große Mehrheit fand, ging es bei der Neubesetzung noch klarer zu.

Mit zehn Ja–Stimmen bei einer Enthaltung votierte die Runde für die Bestellung und sofortige Entsendung von Carl Hesse (CDU) und Stadtvertretervorsteher Fred Wegner (FWG) neben Bürgermeister Werner in den Aufsichtsrat, der dort den Vorsitz führt.

Keine öffentlichen Kommentare

Die beiden geschassten Stadtvertreter zeigten sich im Gespräch mit dem Nordkurier ziemlich betroffen und angegriffen von diesen Vorgängen, lehnten öffentliche Kommentare allerdings ab. „Wir wollen da keine schmutzige Wäsche waschen“, äußerte Diana Hoth, während Wilfried Zakertzewski für nächstes Jahr schon mal seinen Rückzug aus der Kommunalpolitik andeutete.

Der neue Aufsichtsrat machte derweil kurz nach seiner Wahl Nägel mit Köpfen und setzte die Geschäftsführerin vor die Tür. Gleichzeitig bestellte er Karsten Windmüller zum Nachfolger, der Firma und Abläufe neu organisieren soll. Bei ihm handelt es sich um einen Mitarbeiter des Bauamtes mit Berufserfahrung in der Immobilienbranche, der laut André Werner trotz des neuen Jobs weiter einen Teil seiner Arbeitszeit als Angestellter im Rathaus verbringen werde.

Bürgermeister hält sich bedeckt

Die bisherige Chefin des Wohnungsunternehmens war für eine Stellungnahme gegenüber dem Nordkurier nicht erreichbar, und der Bürgermeister hielt sich bei Nachfragen zu dieser Angelegenheit bedeckt. Er werde keine Auskünfte geben, die den Hintergrund dieser personellen Entscheidung betreffen. Keine Entscheidungsbefugnis bei dieser Angelegenheit besitzen übrigens die Umlandgemeinden, auch wenn sie indirekt von der Rochade betroffen sind.

GmbH betreut 650 Immobilien im Amtsbereich 

Schließlich zeichnet die GmbH seit Anfang des Jahres für die Betreuung sämtlicher kommunaler Immobilien im Amtsbereich Jarmen–Tutow verantwortlich — insgesamt um die 650. Zuvor hatte eine vom früheren Amt Tutow übernommene Abteilung Wohnungswirtschaft in der Verwaltung existiert, die sich um die Unterkünfte in den Dörfern kümmerte (der Nordkurier berichtete). Ein Übergang, der alles andere als laut– und problemlos über die Bühne ging und bereits für Knackpunkte im alten Aufsichtsrat sorgte. Dessen nun abberufene Mitglieder bekannten sich zwar zu dieser Zusammenführung des Wohnungsbestandes, wollten sie aber nicht übers Knie brechen und stattdessen um ein Jahr verschieben, um alles besser vorzubereiten.