Beerdigungen
Letzter Abschied fällt in Corona-Zeiten noch schwerer
Anklam / Lesedauer: 3 min

Anne-Marie Maaß
Der Verlust eines geliebten Menschen ist für die Angehörigen immer schwer zu verkraften. Nähe, Anteilnahme und tröstender Zuspruch helfen, diese schwere Zeit zu überwinden. Doch wie wirkt sich an diesem sensiblen Punkt die Corona-Krise aus? Auch für Anklams Pastorin Ulrike Weber sind es aktuell schwere Stunden in ihrer Aufgabe als Seelsorgerin.
Während Taufe, Konfirmation, Hochzeit und Trauerfeier nahezu gänzlich ausfallen, ist eine Beerdigung nicht aufschiebbar. Dennoch wird auch sie durch die Anordnungen des Landes stark eingeschränkt. „Wir möchten auch in dieser für uns unwirklichen und schwierigen Zeit jedem Verstorbenen eine würdige letzte Ruhestätte bieten“, heißt es von der Kirchengemeinde. Pastorin Weber weiß allerdings auch, wie schwer diese Situation momentan auf allen lastet. „Trauer ist etwas zutiefst Menschliches. Trost und Anteilnahme drücken sich nicht nur durch das gesprochenen Wort aus, sondern auch durch den Blickkontakt und viele weitere nonverbale Zeichen“, sagt sie. Deshalb führt sie bei Sterbefällen in ihrer Gemeinde auch weiterhin Trauergespräche mit den Angehörigen persönlich durch, wenn auch in sehr eingeschränkter Form. Nur ein Angehöriger darf nun noch zur Besprechung kommen. Zudem muss der Mindestabstand eingehalten werden. „Sonst sitzen fünf bis sechs Familienmitglieder manchmal am Tisch“, sagt Ulrike Weber. Überlegungen der Landeskirche, auch diese Gespräche am Telefon durchzuführen, könne sie sich nicht vorstellen.
Wer darf mit auf den Friedhof und wer nicht?
Die Personenbeschränkungen bei der Beerdigung selbst belasten die Angehörigen zusätzlich. Nur noch der engste Familienkreis soll nach dem neusten Erlass daran teilnehmen, die Personenanzahl soll auf ein Minimum beschränkt werden. Bislang galt eine maximale Zahl von 20 Trauergästen. Trauerreden in Kirchen und Kapellen sind zudem untersagt – lediglich der Friedhof werde als Ort gestattet. Anklams städtische Trauerhalle etwa stehe dort auch weiterhin zur Verfügung, heißt es von der Stadt. Allerdings unter Auflagen: Stühle seien im gebotenen Mindestabstand aufzustellen. „Ansonsten appellieren auch wir, die Personenanzahl so gering wie möglich zu halten“, heißt es aus dem Rathaus.
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„Das ist natürlich auch in den Familien unglaublich schwer zu entscheiden: Wer darf mit auf den Friedhof und wer nicht? Es ist zudem wichtig im Trauerprozess, einen Abschluss zu finden – mit Augen und Ohren diesen wahrzunehmen“, sagt Ulrike Weber. Gleichzeitig geben die Trauergäste das Gefühl, nicht allein zu sein. Doch auch ohne direkte Anteilnahme am Grab – die Pastorin glaubt daran, dass die Menschen untereinander andere Wege finden, ob per Post oder Telefon, ihr Mitgefühl auszudrücken. Auch sie selbst sei jederzeit für ihre Gemeindemitglieder telefonisch erreichbar. Hinterbliebene sollen auf keinen Fall das Gefühl bekommen, dass ihre Liebsten eine „Behandlung zweiter Klasse“ erfahren.
Anklams Bestattungsunternehmer Dirk Zotner erlebt indes auch in dieser schwierigen Zeit für Angehörige viel Verständnis. Nur Wenige würden Urnenbestattungen nun verschieben, in der Hoffnung, dass die strikten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie schnell wieder gelockert würden. „Jeder geht mit dieser Situation und seinen Gefühlen anders um“, sagt er.