Nach Unfall bei Liepen

Lkw auf B110 ausgebrannt - Feuerwehr mit ungewöhnlichem Großeinsatz

Liepen / Lesedauer: 3 min

Der Unfall und anschließende Brand eines großen Lasters auf der B110 zwischen Jarmen und Anklam hat die Einsatzkräfte am Freitag von nachts an beschäftigt – und tut das noch immer.
Veröffentlicht:16.09.2022, 09:50
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  • Author ImageStefan Hoeft
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Ein in voller Ausdehnung brennender Lkw sorgte am frühen Freitagmorgen für einen Feuerwehr-Großeinsatz auf der B110 zwischen der Abfahrt Steinmocker und Liepen. Der Fahrer eines aus Richtung Jarmen kommenden Sattelzuges mit Kühltransport-Auflieger war den Spuren zufolge offenbar gegen 3.30 Uhr kurz hinter der Kurve am dortigen Windpark nach rechts von der Straße abgekommen und verlor dann aufgrund der Böschung die Kontrolle über sein voll mit Supermarkt-Waren beladenes Gespann.

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Der Brummi rutschte immer weiter zur Seite und schrammte nur haarscharf an einem Alleebaum vorbei, bevor er sich mit dem Vorderteil in die Böschungs- und Ackerkante vergrub. Dabei riss die Fahrerkabine ab, anschließend geriet die Zugmaschine in Brand.

„Als wir eingetroffen sind, brannte das Führerhaus in voller Ausdehnung”, berichtete Einsatzleiter Jan Barnekow von der Freiwilligen Feuerwehr Neetzow-Liepen dem Nordkurier. Glücklicherweise hatte es der Fahrer, ein 36-jähriger Mann aus Polen, da schon aus dem Wrack heraus geschafft. Ihn fanden die Retter schwer verletzt auf dem gegenüberliegenden Feld, der Notarzt aus Jarmen kümmerte sich um den Patienten, ein Rettungstransportwagen aus Anklam brachte ihn ins Krankenhaus.

Feuerwehr zieht Großaufgebot zusammen

Derweil zog die Feuerwehr ein Großaufgebot an Kräften aus den umliegenden Kommunen entlang des Peenetals zusammen, denn das Übergreifen der Flammen auf den Laderaum spitzte die Lage zu. Schließlich gibt es an dieser Stelle weitab menschlicher Siedlungen kein Wasserreservoir, so dass vor allem Wasser führende Fahrzeuge angefordert wurden.

Neben den örtlichen Brandbekämpfern rückten Technik und Personal aus Krien, von der Feuerwehr Jarmen samt ihrer Löschgruppen Plötz und Daberkow sowie die Anklamer Kollegen mit ihrem 5000-Liter-Tanklöschfahrzeug an, insgesamt rund 60 Männer und Frauen. Das neue  TSF-W (Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser) der Neetzower und die Plötzer brachten dann im Pendelverkehr von einem Hydranten aus Liepen das benötigte Nass an die Unfallstelle.

Schwieriger Einsatz für Retter - Totalschaden am Fahrzeug

Allerdings standen Jan Barnekow und seine Mitstreiter bei ihren Löschangriffen vor einem Dilemma: Weil durch den Crash die Elektronik des Lkw ausgefallen war, ließ sich der Zugang zum dicht ummantelten Laderaum nicht öffnen. Versuche, das Ganze aufzuflexen scheiterten nicht zuletzt an der dicken Hülle des Kühlaufliegers.

Rund eine Stunde kämpften die Feuerwehrleute mit diesem Problem, bis unkonventionelle Hilfe von der ortsansässigen Baltic-Agrar GmbH kam. Ein Teleskoplader des Landwirtschaftsbetriebes öffnete mit seiner Gabel den Anhänger sozusagen wie eine Fischbüchse von der Seite. Später zog er noch die Ladung herunter und verteilte sie auf dem angrenzenden Ackerstück, damit die Kameraden sie ablöschen konnten. Die setzen angesichts der vielen unterschiedlichen Waren und Materialien am Ende auch Schaum ein, um alle Flammen und Glutnester zu ersticken. An Zugmaschine, Sattelauflieger und Ladung entstand wirtschaftlicher Totalschaden. Die Polizei spricht nach einer ersten Schätzung von zirka 130.000 Euro.

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Während dessen blieb die B 110 komplett gesperrt, nur ein paar Lkw ließen die Beamten nach dem Abschluss der Löscharbeiten wegen der fehlenden Wendemöglichkeiten vorbei. Die Untersuchungen an der Unfallstelle und vor allem die Bergungsarbeiten werden aber wohl noch weit bis in den Nachmittag hinein andauern, hieß es am späten Vormittag aus der Inspektion Anklam, sprich diese wichtige Verkehrsverbindung bleibt vorerst dicht. Verbunden ist die Aussage mit der Empfehlung, die Unfallstelle möglichst weiträumig zu umfahren. Für Ortskundige bietet sich besonders die Route über Liepen und Steinmocker beziehungsweise Neetzow an.