Nach Sturmschaden

Mieterin wartet anderthalb Jahre vergeblich auf Balkon-Reparatur

Anklam / Lesedauer: 4 min

Die Februarstürme 2022 richteten in Vorpommern einige Schäden an. Bis heute wartet die Anklamerin Cindy Hintze darauf, dass das Dach ihres Balkons im Hamburger Ring repariert wird.  
Veröffentlicht:19.09.2023, 05:34

Von:
  • Mareike Klinkenberg
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Von gemütlichen Stunden auf Balkonien kann Cindy Hintze aus Anklam derzeit nur träumen. Seit fast eineinhalb Jahren wartet die alleinerziehende Mutter darauf, dass die Sturmschäden, die die Februarstürme Ylenia, Zeyneb und Co. 2022 an ihrem Balkon hinterlassen haben, endlich behoben werden.

Schon seit knapp 16 Jahren wohnt die Anklamerin in einem der Sechs-Geschosser im Hamburger Ring in Anklams Südstadt. Erst im letzten Mai ist sie aus einer der unteren Etagen ins oberste Stockwerk gezogen, weil der Zuschnitt dieser Wohnung ihr und ihren zwei Kindern besser gefiel. Schon damals war das Balkondach kaputt, doch der Vermieter versicherte ihr seinerzeit, dass der Mangel schnellstmöglich behoben werden würde und Cindy Hintze wechselte die Wohnungen. Doch auf die Reparatur des Balkondachs wartet sie immer noch vergebens.

Die Feuchtigkeit dringt über Risse in der Fassade inzwischen am Fenster bis ins Innere der Wohnung ein. (Foto: Mareike Klinkenberg)

Eindringendes Wasser und viel Dreck

„Eigentlich ist unser Balkon für uns unbenutzbar“, erklärt die Mutter, die momentan von Bürgergeld lebt. Völlig ungeschützt vor Wind, Regen, Sonne und dem Dreck der vielen Tauben mag sie weder Sitzmöbel aufstellen, noch ihre Wäsche dort zum Trocknen aufhängen.

Alles sei permanent verschmutzt, klagt sie. Durch das in die Risse der maroden Fassade eindringende Wasser bröckeln Farbe und Putz, die Eisenverstrebungen rosten vor sich hin. „Im letzten Winter mussten wir sogar mehrfach Schnee auf dem Balkon schippen“, erinnert sie sich. Inzwischen würden die Wasserschäden auch schon im Inneren des angrenzenden Wohnzimmers zu erkennen sein, zeigt die verzweifelte Mieterin auf erste dunkle Stellen in der Fensterlaibung. 

Zermürbendes Hinhalten durch den Vermieter

Von ihrem Vermieter, der Anklamer Wohnungsgenossenschaft (AWG), fühlt sie sich alleingelassen. „Ich war immer zufrieden, wohne ja nicht umsonst schon seit 16 Jahren hier“, erklärt sie. Doch in diesem Fall wurde sie immer weiter vertröstet und nichts passierte. Lange Zeit hätte sie gar keine Rückmeldungen auf ihre Nachfragen erhalten.

Inzwischen sei ihr zugesichert worden, dass die Arbeiten im dritten Quartal durchgeführt werden würden. Doch daran glaubt Cindy Hintze auch nicht mehr. „Das dritte Quartal ist in der nächsten Woche um, bisher hat sich noch kein Bauarbeiter den Balkon angesehen oder einen Termin mit uns vereinbart“, zweifelt sie. Zermürbend empfindet sie vor allem die fehlende Kommunikation vonseiten der AWG.

Selbst wenn die Genossenschaft einräumen würde, dass sie an diesen Blöcken und in den oberen Geschossen keine Reparaturen mehr durchführen würden, weil es sich nicht mehr lohne, würde sie sich einfach mehr Offenheit wünschen und könnte sich sogar vorstellen, wiederum in eine andere Wohnung zu wechseln. Doch in der jetzigen Situation weiß sich die Anklamerin einfach gar keinen Rat mehr und hatte selbst dem Bürgermeister schon einen Brief geschrieben.

Die Februarstürme 2022 haben gleich mehrere Balkondächer entlang des Hamburger Rings auf dem Gewissen. Repariert wurden die Schäden bis heute nicht. (Foto: Mareike Klinkenberg)

AWG-Chef verspricht Abhilfe bis zum Winter

AWG-Vorstand Falko Jonas ist über die Nöte seiner Mieterin im Bilde. Trotz der Kürze der Zeit hält er weiter an der versprochenen Frist bis Ende September fest und versichert, dass die Arbeiten an dem Balkondach schnellstmöglich erledigt würden. Bis zum Einbruch des Winters sollte hier in jedem Fall Abhilfe geschaffen werden, verspricht er. Denn auch für die darunter liegenden Wohnungen sei die jetzige Situation nicht befriedigend.

Insgesamt sei der Schaden an gleich mehreren Balkonen im Hamburger Ring der Versicherung angezeigt worden und der AWG sei dann durch den Versicherer ein zuständiges Handwerksunternehmen aus Berlin zugeteilt worden. Generell würden solche nach Priorität abgearbeitet werden. Inzwischen hätte die AWG aber auch beim Versicherer auf baldige Verwirklichung der Arbeiten gedrängt und durchgesetzt, dass zumindest ein hiesiges Unternehmen sich dem Schaden annehmen kann.

Lange Warteliste bei Handwerksfirmen

Doch auch bei dieser Firma aus der Region sei die Warteliste lang, bedauert Falko Jonas. Der Fachkräftemangel ist mittlerweile auch ganz deutlich in Anklam zu spüren und stelle eine große Herausforderung für die AWG dar, so der Genossenschaftschef. Gerade für diese Arbeiten in 15 Meter Höhe käme auch nicht jede Handwerksfirma in Frage, macht er deutlich.

„Die Wohnung von Frau Hintze ist auf jeden Fall als erste dran“, versichert er. Die AWG sei an ihrem Problem dran und auch den Vorwurf, dass die Mieterin alleingelassen wurde, will er so nicht stehen lassen. Der zuständige Hauswart sei regelmäßig mit der Mieterin in Kontakt. Noch in diesen Tagen würde es einen Besichtigungstermin vor Ort geben und die notwendigen Arbeiten würden sich direkt anschließen, verspricht er.