Schüler
Mit Otto Lilienthal im Wehrmachts-Gefängnis
Anklam / Lesedauer: 2 min

Mareike Klinkenberg
Um dem ehemaligen Wehrmachtsgefängnis in der Friedländer Landstraße als Ort der Bildung endlich das so lang ersehnte Leben einzuhauchen, haben Museumschef Dr. Peter Busse und Mathias Ruta, Schulleiter und Physiklehrer des Anklamer Gymnasiums den Unterricht einfach dorthin verlegt.
Fliegen und die nötige Physik
Wie es die Fachgebiete der beiden vermuten lässt, ging es an diesem historischen Ort aber diesmal nicht in erster Linie um Geschichtliches, sondern im Mittelpunkt des Wahlpflichtfaches, das die Jugendlichen belegt haben, steht das Fliegen und die dazugehörigen physikalischen Zusammenhänge.
In diesem Fall experimentierten die Schüler ganz konkret mit dem von Otto Lilienthal entwickelten Rundlaufapparat, mit dem der Flugpionier Auftrieb und Widerstand unterschiedlicher Flügelarten ausprobierte und deren Flugdaten berechnete. Der Apparat, der einst zur Ausstellung des Anklamer Lilienthal Museums gehörte, aber mittlerweile im Depot gelagert wird, lieferte dabei die grundlegenden Zahlen.
Und obwohl die Schüler eigentlich auf Lilienthals Spuren und Rechenwegen unterwegs waren, durften sie doch die neue Technik in Form von Handy-Stoppuhr und Taschenrechner hinzuziehen.
Versuche von Otto Lilienthal
Neben den technischen und mathematischen Details streut Dr. Busse deshalb auch wichtige biografische Zusammenhänge ein. Er berichtete davon, dass Otto Lilienthal seine Versuche am Rundlauf mit seinem Bruder Gustav als Helfer und seiner Schwester Marie als Protokollantin durchführte – ganz ohne moderne Technik, aber mit genau den gleichen Abläufen, wie es die Schüler hier getan haben.
Der neue Schulungs- und Seminarraum im Erdgeschoss des Wehrmachtgefängnisses war erst vor kurzem baulich fertiggestellt und eingeweiht worden. Rund 60.000 Euro waren für die Herrichtung der Großraumzelle investiert worden. Für die jungen Flugforscher das perfekte Domizil, denn hier kann auch der Flugapparat einfach mal eine Woche stehen bleiben, bevor es in der nächsten Woche an die nächsten Messungen und neue Erkenntnisse über Otto Lilienthals Wirken und Werken geht.
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