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Evangelische Kirche

Niederlage bei Propstwahl erschüttert Bischof und Pastoren

Demmin / Lesedauer: 4 min

Fassungslosigkeit beim Bischof nach der gescheiterten Propstwahl für Demmin, ein hiesiger Pastor bezeichnet sie als Ohrfeige. Und die könnte noch kräftig nachhallen. 
Veröffentlicht:20.11.2023, 18:22

Von:
  • Stefan Hoeft
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Dass es einen nahtlosen Übergang in der Führung der Propstei Demmin geben wird, wenn Propst Gerd Panknin wie geplant zum 1. Juni 2024 in den Ruhestand geht, erscheint momentan ausgeschlossen. Und lautlos oder gar konfliktfrei läuft er ohnehin nicht über die Bühne.

Dafür sorgte am Wochenende die Herbstsynode des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK) in Züssow. Denn dort scheiterte die für dieses Amt vorgeschlagene Kathrin Kühl für viele überraschend in zwei geheimen Abstimmungen. Dabei hätte es lediglich 34 Stimmen bedurft, um die nötige Mehrheit aller 66 Synodalen zu erreichen. Aber im ersten Durchgang fehlte der 50-jährigen Oberkirchenrätin aus Kiel eine Stimme dafür, im zweiten sogar zwei, wie PEK-Pressesprecher Sebastian Kühl dem Nordkurier bestätigte. 

Vorstellungsgottesdienst eher dürftig besucht

Zwar waren lediglich 50 der Synode-Mitglieder beziehungsweise deren Stellvertreter anwesend ‐ nur drei Viertel. Doch vollzählig sind deren Reihen eigentlich so gut wie nie, und im Vorfeld ging wohl trotzdem kaum jemand davon aus, dass dieser Tagesordnungspunkt scheitern könnte.

Nicht umsonst fand bereits Ende Oktober, also lange im Vorfeld, ein Vorstellungsgottesdienst samt Frage-Runde mit der Kandidatin in der St.-Bartholomaei-Kirche Demmin statt. Das Gotteshaus der Hansestadt ist trotz der umstrittenen Verlagerung des Propsteisitzes nach Greifswald 2022 die offizielle Predigtstätte der Propstei Demmin. Allerdings soll die Beteiligung an dieser Veranstaltung eher dürftig ausgefallen sein.

Die Kirchenkreis-Synode hatte für die Neubesetzung im April einen Pröpstewahl-Ausschuss unter Leitung von Bischof Tilman Jeremias berufen. Der dann in den folgenden Monaten nach geeigneten Personen suchte und sich einhellig auf diesen einen Vorschlag einigte. Warum der nun scheiterte, sorgt für einiges Rätselraten, zumal es nach einer kurzen Vorstellung von Kathrin Kühl gleich zur Abstimmung ging.

Sprich wie üblich keine Aussprache dazu stattfand. Ob eben dieses Verfahren oder die Präsentation wieder nur eines beziehungsweise einer einzigen Kandidatin und damit das Fehlen einer Alternative den Ausschlag gab, wagt auch Christian Bauer, Pastor aus Hohenmocker, nicht zu beurteilen.

Schwierige Suche nach geeigneten Kandidaten

Er ist der einzige Pastoren-Synodale aus der unmittelbaren Umgebung Demmins und Mitglied des Wahlausschusses. Der Mann, dessen Pfarrbereich mit „Demmin-Land“, „Jarmen-Tutow“ und „Treptower Tollensewinkel“ gleich drei Amtsbereiche schneidet, zeigte sich im Gespräch mit unserer Zeitung überrascht und bestürzt über das Scheitern von Kathrin Kühl.

Nicht nur, weil die Suche nach überhaupt einer geeigneten Person wirklich schwergefallen und die Kielerin aufgrund ihrer Erfahrungen da wie ein Glücksgriff erschienen sei. Sondern ebenso mit Blick auf die Folgen für die Region und ihre Kirchengemeinden. Zumal der Demminer Propst für ganz Vorpommern als Schnittstelle zur Kirchenkreisverwaltung fungiert.

Synode und Propstei Demmin

Wichtige Kirchenstrukturen in Vorpommern

Die Kirchenkreissynode berät und beschließt im Rahmen des Kirchenrechts über Angelegenheiten des Kirchenkreises, ist oberstes Beschlussorgan für Dinge wie den Haushalt, Satzungen und Stellenpläne. Dieses „Parlament“ setzt sich im Kirchenkreis Pommern, der aus den Propsteien Demmin, Pasewalk und Stralsund besteht, aus 66 Personen zusammen. Dazu gehören 36 ehrenamtliche Mitglieder, 12 Pastorinnen/Pastoren, jeweils sechs Vertreter aus der Gruppe der Mitarbeitenden sowie aus dem Bereich der Dienste und Werke, überdies noch sechs vom Kirchenkreisrat berufene Mitglieder.

Die Propstei Demmin umfasst nicht nur das sogenannte Demminer Land bis an den Kummerower See und nach Groß Teetzleben im Süden einschließlich Altentreptow, sondern ebenso die Amtsbereiche Jarmen-Tutow und Peenetal-Loitz. Ihre Zuständigkeit reicht über Gützkow und Dersekow bis hinein nach Greifswald, nach Gristow-Neuenkirchen und Lubmin. Im Osten stellt der Peenestrom die Grenze dar, auch die Städte Wolgast und Lassan gehören dazu, ebenso sämtliche Dörfer nördlich der Peene bei Anklam, wobei die Lilienthalstadt selbst zur Propstei Pasewalk zählt. 

Seine beiden Amtskollegen in Stralsund und Pasewalk jedenfalls können diese Aufgaben kaum mitschultern, machte der erstere, Tobias Sarx, bereits öffentlich klar. Bischof Tilman Jeremias, der zuvor noch einmal für die Kandidatin geworben hatte, zeigte sich mehr als nur enttäuscht: „Ich bin erschüttert und glaube, dass die Synodalen dem Pommerschen Kirchenkreis damit keinen Gefallen tun“, äußerte er gegenüber der „Mecklenburgischen und Pommerschen Kirchenzeitung“.

Längere Vakanz kaum zu umgehen

Denn eine Vakanz lässt sich kaum umgehen, selbst wenn der Wahlausschuss wie am Wochenende beschlossen weiter im Amt bleibt. Zum einen dürfte das Verfahren an sich, an dessen Anfang eine neue Ausschreibung steht, samt des Auswahlprozesses wieder einige Monate dauern.

Zum anderen steht ein Umbruch an, weil die Amtszeit der II. Kirchensynode endet. Die mittlerweile neu gewählten Mitglieder für die III. Kirchensynode kommen voraussichtlich am 23. März zur konstituierenden Sitzung zusammen, sodass das Thema Demminer Propstwahl wohl frühestens bei der für Mai angesetzten folgenden Frühjahrstagung eine Rolle spielt.

Christian Bauer, der dem Gremium erneut angehören wird, befürchtet, dass die „schallende Ohrfeige“, als die er die jüngste Abstimmung empfindet, noch kräftig nachhallen wird. Zum einen im Ausschuss selbst, zum anderen für die Propstei Demmin. Deren Ruf und das Ansehen ihrer Leitungsstelle dürfte durch die gescheiterte Wahl nochmals ein Stück beschädigt worden sein, so der Pastor aus Hohenmocker. Was die nötige Neubesetzung schwerer mache als ohnehin schon.