Umwelt-Katastrophe
Noch mehr Rätsel um das Peene-Gift
Anklam / Lesedauer: 2 min

Carsten Schönebeck
Die Darstellung der Zuckerfabrik über den Chemie-Unfall an der Peene in der vergangenen Woche scheint immer abwegiger. Das Unternehmen hatte erklärt, dass über mehrere Tage Bio-Ethanol aus den eigentlich streng bewachten Lager-Tanks ausgelaufen sei, ohne dass jemand das Leck bemerkt hätte. Die Geschäftsführung des Unternehmens hatte von Sabotage gesprochen. Die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg ermittelt.
Doch die Version des Unternehmens passt nach Nordkurier-Informationen nicht zu den Ermittlungsergebnissen des Deutschen Zolls. Weil es sich bei Bio-Ethanol um steuerpflichtigen Alkohol handelt, waren die Tanks vergangene Woche von der Behörde kontrolliert worden. Dabei sollen die Beamten jedoch kein Fehlen von Flüssigkeit aus den Tanks festgestellt haben. Völlig unklar ist auch noch, wie das Bio-Ethanol aus dem Lager in das Entwässerungssystem der Straße gekommen sein könnte. Im Auftrag der Zuckerfabrik hatte eine Spezialfirma die Rohrleitungen vergangene Woche mit mobilen Kamerasystemen untersucht. Ergebnisse dieser Inspektion hatte die Zuckerfabrik bislang nicht veröffentlicht.
Am Wochenende hatten Kameraden der Anklamer Feuerwehr gemeinsam mit vielen Freiwilligen Teile des Flusses von Kadavern beräumt. Der Wind und die starke Strömung haben inzwischen allerdings viele der toten Tiere in Richtungs Ostsee oder in kaum zugängliche Bereiche des Flusses getrieben. Auch ist der Zersetzungsprozess der Kadaver inzwischen so weit, dass viele tote Fische wieder auf den Grund absinken. Was das für die Lebenswelt in der Peene bedeutet, ist noch völlig unklar.
Die Kreis-Verwaltung hatte wegen der laufenden Ermittlungen am vergangenen Dienstag eine Informationssperre verhängt. Auch die Staatsanwaltschaft hatte sich geweigert, Ergebnisse der amtlichen Wasserproben zu veröffentlichen.