Segelflieger heben auf dem Anklamer Flugplatz ab
Anklam / Lesedauer: 4 min

Es ist viel los auf dem Anklamer Flugplatz in diesen Tagen – trotz Sommerhitze und Gewitter haben hier die Segelflieger ihr Lager aufgeschlagen und laden derzeit zum Schnupperkurs ein. Zusammen mit den Flugschülern des Vereins lernen sie nicht nur allerhand übers Fliegen, sondern auch, welche Werte den Fliegern besonders wichtig sind und warum das Segelfliegen nicht umsonst als Mannschaftssport gewertet wird.
Besonderer Vater-Sohn-Urlaub
Unter den Schnupperkurs-Teilnehmern ist auch Matthias Mantei von der Insel Usedom. Er nimmt zusammen mit seinem 18-jährigen Sohn Matthias Maximilian an dem Segelflieger-Ferienlager teil. Für Vater und Sohn ein Urlaub der ganz besonderen Art. „In gewisser Weise wird ein Traum wahr”, sagt der Usedomer, der nun für eine Woche Bürostuhl gegen Cockpit tauschte.
Doch das Segelfliegen funktioniert keineswegs im Autopiloten: „Es ist durchaus fordernd für Kopf und Körper. Man muss sich in ein ganz neues Thema hineindenken, da bleibt keine Zeit für Gedanken an den Job. Zudem ist die Gemeinschaft hier stark, da macht wirklich Spaß auf dem Platz und lohnt sich auszuprobieren”, freut sich der Vater. Für seinen Sohn soll das Segelfliegerlager zudem auch als berufliche Orientierung dienen, da er derzeit noch über eine Laufbahn bei der Bundeswehr nachdenke.
Liebe zum Fliegen neu entdeckt
Der Zusammenhalt unter den Segelfliegern ist es auch, der Thomas Schreier neben dem Fliegen am meisten begeistert. Er war am Mittwoch sogar Startleiter für die Truppe und hat seine Leidenschaft zum Segelfliegen erst vor wenigen Jahren neu entdeckt.
Schon 1969 habe der Anklamer die Ausbildung absolviert, danach flog er etwa fünf Jahre, ehe Familie und Beruf in den Vordergrund rückten und er das Fliegerhobby 1974 erst einmal wieder aufgab. Doch dann kam der Vintage Glider Club 2018 nach Anklam. Bei einem Schnupperflug habe es dann sofort wieder klick gemacht, berichtet Schreier mit leuchtenden Augen.
Schon eine Woche später sei er wieder Flugschüler gewesen und mittlerweile bereits seit einigen Jahren wieder Lizenzpilot. Eine Erfahrung, die er nun am liebsten auch Jugendlichen weitergibt. „Im Flugsport funktioniert nichts alleine. Auf die Mannschaft kommt es an. Man muss fit im Kopf sein, aber auch für die anderen einstehen. Das sind wichtige Eigenschaften, die junge Leute hier lernen können”, sagt er.
Gedenken an guten Freund und Segelflieger
Auch deshalb haben die Segelflieger besonders an den Schulen versucht, Interessierte als Flugschüler und für den Schnupperkurs in den Ferien zu gewinnen. Eine Aufgabe, die in diesem Jahr von mehreren Clubmitgliedern geleistet werden musste. Denn bei aller Freude auf dem Flugplatz – einer fehlt in diesem Jahr ganz offensichtlich. So mussten die Segelflieger in diesem Frühjahr den Tod ihres Fliegerkameraden Reginald Kasubeck betrauern.
„Was er sonst im Alleingang gemacht hat, daran haben sich in diesem Jahr drei Mann versucht”, drückt Vereinschef seine Anerkennung für ihren „Ritchi” aus, wie sie ihn nannten. Um so mehr wird der Verlust nicht nur beim bei der Nachwuchsgewinnung fürs Segelfliegen deutlich.
„Er hat sich sehr engagiert, saß unzählige Male beim Kreissportbund für uns. Auch die Vintage Glider hat er nach Anklam gelockt. Das waren einmalige Momente für uns – ein internationales Fliegertreffen in Anklam mit Besuch der amerikanischen Konsulin”, erinnert sich der Vereinschef.
Große Fußstapfen hinterlassen
Das Fliegen sei für Reginald Kasubeck immer mehr als nur ein Hobby gewesen. „Er war im Förderverein „Otto Lilienthal” engagiert, er hat die Entwicklung des gesamten Flugplatzes im Blick gehabt. Gemeinsam mit dem Museum hat er historische Flugzeuge nach Anklam geholt”, beschreibt Burkhard Schmidt die großen Fußstapfen, die einer nun wohl kaum ausfüllen kann. „Er ist zu früh gegangen”, schließt Schmidt.
Wenn jetzt die Flugschüler starten und die Schnupperkursteilnehmer auf dem Platz sind, erinnern sich die Segelflieger also noch einmal umso mehr an ihren Freund und halten sein Andenken in Ehren.