Gesundheit
So erklärt ein Arzt aus Vorpommern Kindern Neurodermitis
Greifswald / Lesedauer: 4 min

Matthias Lanin
Einen deutschlandweiten Preis hat der Greifswalder Kinderarzt Dr. Sebastian M. Schmidt erhalten. Für seine kindgerechten Erklärungen, wie Allergien und deren Therapien funktionieren, hat er jetzt den "Digital Health Heroes Award“ (Digitaler Gesundheitshelden–Preis) bekommen.
Infobroschüren mehr als 70.000 Mal runtergeladen
Der Mediziner arbeitet als Oberarzt an der Unimedizin Greifswald und freut sich über die Auszeichnung. „Das ist ein großes Kompliment für die ehrenamtlichen Mühen, die wir in der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe leisten“, sagt er auf Nordkurier–Nachfrage. Die Broschüren, die seit 2016 entstanden und in denen verschiedene allergische Erkrankungen behandelt sind, wurden bereits mehr als 70.000 Mal heruntergeladen.
Warum ist es ihm wichtig, dass die Erläuterungen auch von Kindern zu verstehen sind? Die Entscheidungen treffen bei den kleinen Patienten ja doch die Eltern. „In vielen Punkten ist es aber sehr hilfreich, wenn die Kinder ihre Krankheit und die Abläufe selbst verstehen“, sagt Schmidt. Denn manchmal träfen die Eltern eben jene wichtigen Entscheidungen leider nicht. „Sie lassen es schleifen und kümmern sich nicht so unbedingt um die Therapien“, berichtet der Kinderarzt, der jährlich mehr als 800 Patienten in seiner allergischen Spezialsprechstunde berät.
Kindgerechte Erklärung von Neurodermitis
Braucht die Haut Schutz?
Ja. Die Haut ist aufgebaut wie eine Mauer: Schichten aus Horn und Zellen schützen gegen Einflüsse von außen wie Schmutz, Keime oder Allergene. Damit die Hautzellen diesen Schutz effektiv gewährleisten können, sind sie wie die Bausteine in einer Mauer mit einer Art „Mörtel“ verbunden: Diese Verbindungen heißen zum Beispiel Ceramide. Bei Neurodermitis fehlt ein Teil des „Mörtels“.
Kann Cremen die Erkrankung verbessern?
Ja. Mit Eincremen kann man die „Haut–Mauer“ zwar nicht reparieren, aber zumindest stärken: Die enthaltenen Wirkstoffe stabilisieren die Hautbarriere und verhindern somit den Feuchtigkeitsverlust. Aber nicht nur Wasser kann den Körper nun nicht mehr so einfach verlassen — auch die Auslöser kommen nicht mehr so leicht in die Haut und können so auch nicht mehr die Entzündung aufrechterhalten.
Gibt es die eine perfekte Creme?
Nein. Wie du sicher schon bemerkt hast, juckt gecremte Haut weniger als trockene. Nach einigen Stunden ist es aber schon wieder vorbei und man muss erneut cremen. Entscheide mit, welche Creme am besten zu dir passt: Dabei spielt eine Rolle, wie gut sich die Creme verstreichen lässt, wie sie riecht, wie lange sie wirkt und auch, ob sie möglichst wenige „unnötige“ Zusatzstoffe wie Farb– oder Konservierungsmittel enthält.
Gibt es Tipps, wenn meine Haut trotz Basistherapie weiter juckt?
Ja. Bei offenen oder nässenden Hautstellen kann man diese zunächst verschließen, bevor wieder Creme darauf wirken kann, zum Beispiel durch Gerbstoffe wie mit Schwarztee–Umschlägen. Auch fett–feuchte Verbände können helfen, diese schneller wieder zu reparieren.
(Quelle: Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V.)
Kinder können sehr gut mithelfen
Im Falle einer asthmatischen Krankheit, die medizinisch zu den Allergien gehört, heißt „kümmern“, dass man genau darauf achtet, die Auslöser zu vermeiden, dass die Medikamente regelmäßig genommen werden. „Und dass man merkt, wenn der Zustand sich verschlechtert. Nur wenn wir Mediziner darüber informiert werden, können wir die Therapie steigern“, sagt Schmidt. Mit Eigenverständnis können Kinder gerade in diesem Punkt sehr gut mithelfen.
Die Arbeitsgruppe, die zur deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) gehört, hat mittlerweile 20 Broschüren herausgegeben. Hier sind Themen wie Asthma, Allergietests, Sport, Rauchen, Schimmelpilze und Tierhaarallergien kindgerecht aufbereitet. Es gibt sogar ein Heft für Jugendliche zur Berufswahl von Allergikern. „Neu ist ein Plakat, das wir erstellt haben und das wir an alle GPA–Mitglieder versenden“, sagt der Kinderarzt. Auf dem Infoposter sind die 20 Broschüren vorgestellt und die Patienten können per QR–Code die Ratgeber einfach auf ihr Handy herunterladen.
Ehrenamtliches Engagement
Sebastian M. Schmidt hat in Greifswald Medizin studiert und nach seinem Abschluss erst einige Jahre als Augenarzt gearbeitet, bevor er dann zur Pädiatrie wechselte. Er ist Vater zweier Kinder und wohnt in einem Greifswalder Vorort.
Der Mediziner leitet ehrenamtlich die wissenschaftliche Arbeitsgruppe (WAG) „Prävention/Allergie und Impfen“ der Bundesgesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin. Die WAG hat es sich zur Aufgabe gemacht, zeitgemäße und fachlich fundierte Informationsmaterialien zu allergologischen Themen zu entwickeln, heißt es. Mit diesen unterstützt die Gesellschaft die Spezialambulanzen und Praxen dabei, Wissen über die jeweiligen Krankheiten und zu vorbeugenden Maßnahmen zu vermitteln.