Sollte Jarmen sich den Adventsschmuck sparen?
Jarmen / Lesedauer: 4 min

Zumindest so einige Jarmener gehen davon aus, dass sie wenigstens in der Adventszeit im hübschesten Ort der Region wohnen, selbst beziehungsweise gerade in der Dunkelheit. Schließlich erhellt dann seit über einem Jahrzehnt umfangreiche Adventsbeleuchtung die Hauptstraßen, gekrönt von der ebenfalls im Lichtermeer funkelnden fest verwurzelten Tanne am Neuen Markt, dem Zentrum der Autobahnstadt. Zusätzlich zu den an den Straßenlaternen montierten weihnachtlichen Elementen überspannen an drei Stellen große Ketten daraus die Fahrbahn und sorgen so immer für heimelige Stimmung, von den Einheimischen ebenso freudig wahrgenommen wie von Durchreisenden und anderen Gästen.
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Stadtvertreter diskutieren Pro und Contra Festbeleuchtung
Doch passt so eine „Festbeleuchtung“, die aufgrund ihres Alters mit herkömmlichen Leuchtmitteln statt LED betrieben wird, noch in die heutige Zeit mit bei einigen Kunden schon erfolgten beziehungsweise wohl bald allen drohenden massiven Erhöhungen der Strompreise? Erst recht angesichts der allgemeinen Energiekreise, wegen der die Leute auch bei der Elektrizität zum Sparen aufgerufen werden, egal ob nun privat, als Firma oder Kommune?
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Diese Fragen beschäftigten jetzt die Stadtvertretung bei ihrer Sitzung in dieser Woche. Denn die war die letzte vor der Adventszeit und sollte der Verwaltung eine Ansage machen, wie mit diesem Thema umgegangen wird. Schließlich muss Bürgermeister André Werner dem Bauhof rechtzeitig Bescheid geben, damit dieser die Schmuckelemente zum November-Ende montiert. Oder auch nicht.
Unterschiedliche Vorschläge
Die Abgeordnete Diana Hoth vom Kulturausschuss sprach sich dafür aus, auf jeden Fall alles wieder aufzuhängen, damit die Leute tagsüber wenigstens etwas Adventsstimmung wahrnehmen könnten. Und zur Dunkelheit dann vielleicht nur ausgewählte Elemente anzuschalten, vor allem um den Neuen Markt herum. „Ein klein wenig machen müssen wir, denke ich, wenigstens im Stadtkern“, pflichtete der Vorsteher der Runde bei, Fred Wegner. „Das ist dann wie gewollt, aber nicht gekonnt“, meinte hingegen Feuerwehrchef Gerhard Vockelmann.
In Voller Pracht....
Während der Stadtvertreter Carl Hesse aus Plötz die Peenestadt gerade mit Verweis auf die Kosten noch einmal wie gewohnt in voller Pracht leuchten sehen wollte. Schließlich gelte bis zum Jahresende für die Kommune noch der günstige Alttarif, erst danach würde ein deutlich höherer Strompreis fällig.
...oder nur die Hälfte anschließen?
Trotzdem seien die Ausgaben für diesen Spaß nicht zu verachten, weil es eben keine LED seien, warf Bernd Gorkow ein. „Das ist ein Luxus, den wir uns da erlauben, das muss allen bewusst sein.“ Fred Wegner brachte in dem Zusammenhang vor, dass einige Einwohner auch in seiner Straße bereits die ersten neuen hohen Abschläge bekommen hätten und Geschäftsleute schon gesetzlich bei ihrer Lichtreklame eingeschränkt würden. Sören Kiel schlug deshalb vor, nur die Hälfte der Dekoration anzuschließen. Die nämlich ist bis auf die Ketten über die Straßen direkt an den Masten der Straßenlaternen installiert und über diese mit Strom versorgt. Sodass sich beides momentan nicht getrennt an- und abschalten lässt, ohne dass jeden Tag jemand den Verbindungsstecker zieht.
„Ganz blödes Zeichen der Tristesse“
„Wenn wir in Jarmen das Licht ausmachen, das ist ein ganz blödes Zeichen der Tristesse“, erklärte Hans-Robert Metelmann. Gerade zur Weihnachtszeit. „Und das wird von den Bürgern mit Sicherheit nicht als tolle Idee zum Stromsparen empfunden.“ Es werde ja eine Menge Symbolpolitik in diesem Land gemacht, genau hier halte er sich tatsächlich für angebracht, plädierte der Kultusminister a.D. für das Beibehalten des Weihnachtsschmucks. Ähnlich bekannte sich Harry Erdmann, sonst durchaus als Pfennigfuchser und Wächter über den öffentlichen Haushalt bekannt: „Wir sollten den Leuten ein Zeichen geben und zeigen, in Jarmen geht das Licht eben nicht aus.“
Einstimmige Antwort
Wobei auch er angesichts der Diskussion den Kompromiss als Beschlussvorschlag unterbreitete, wenigstens sämtliche Dekoration wie immer zu montieren und dann aber nur die im Zentrum entlang der Ortsdurchfahrt einschließlich des Neuen Marktes an Stromnetz anzuschließen. „Wer ist dafür, dass wir den Markt hell machen“, lautete am Ende die Frage des Stadtvertretervorstehers in die Runde. Die einstimmig mit Ja beantwortet wurde.