Heizkosten

Stadtwärmekunden müssen mit doppeltem Preis rechnen

Anklam / Lesedauer: 4 min

Während AWG-Mieter wohl zu vergleichsweise niedrigen Kosten im Winter heizen können, müssen Stadtwärmekunden in Anklam ab 1. Januar deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Veröffentlicht:04.10.2022, 18:14
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  • Author ImageAnne-Marie Maaß
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Am Ende waren alle Bestände erfasst, der neue Preis ermittelt, die Post für alle Fernwärmekunden bereits geschrieben und eingetütet – und dann kam die Gasumlage doch nicht. Der Vorschlag der Bundesregierung wurde im letzten Moment wieder gekippt. Gaskunden bleibt zumindest diese Ausgabe nun erst einmal erspart, Kosten hat das Hin und Her aber dennoch verursacht – auch in Anklam.

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Viel Aufwand für Wohnungsunternehmen

„Wir wollten pünktlich sein und hätten das auch mit ordentlich Aufwand geschafft”, berichtet etwa Jens Kiel, Geschäftsführer der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft Anklam (GWA), die neben den eigenen Mietern auch viele weitere Haushalte in Anklam mit der Stadtwärme beliefert. „Das ist echt ein Witz”, resümiert Kiel nun zum Arbeitsaufwand in seinem Unternehmen, der wohl für die Katz war.

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Gasvertrag endet am 31. Dezember

Damit einher geht aber auch die gute Botschaft für alle Kunden, dass sich bis zum Jahresende an den aktuellen Kosten erst mal nichts ändert und der Preis für die Stadtwärme zunächst bei gut sieben Cent für Kilowattstunde liegt. Langfristig gibt es allerdings weniger Grund zum Aufatmen. So hat die GWA bislang zu rund 65 Prozent auf Gas aus der Biogasanlage und zu etwa 35 Prozent auf Erdgas zur Befeuerung des Heizhauses gesetzt.

Das Problem: Der bestehende Gasvertrag läuft zum 31. Dezember 2022 aus. Die neuen Konditionen des Versorgers seien nicht annehmbar gewesen, sagt Jens Kiel deutlich. Eine Kopplung des Biogaspreises an den Gasvertrag sei nun schon gelöst worden und dafür eigene Absprachen geschlossen worden. Künftig soll zudem eine neue Leitung von der Biogasanlage zum Heizhaus den Anteil an erneuerbaren Energien noch erhöhen. „Wir denken sogar über eine dritte Leitung nach, um Biogas direkt zum Heizhaus liefern zu können”, erklärt Kiel.

260.000 Liter Heizöl im Tank

Vorerst greift die GWA für diesen Winter nun aber wieder auf alte Heizmethoden zurück. 260.000 Liter Heizöl sind bereits im Tank am Heizhaus eingelagert. Dass es noch mal zu diesem Schritt kommt, hätte Geschäftsführer Kiel, der auch Energieexperte ist, nicht gedacht. Bei der Erneuerung und Digitalisierung der Steuerungselemente habe er selbst deshalb noch dafür plädiert, diese für die Ölheizung erst einmal nicht anzuschaffen, so Kiel. Ein Trugschluss, die Technik musste nun nachgerüstet werden.

„Nach dem Biogas ist Heizöl aktuell die günstigste Energiequelle für uns”, so Jens Kiel. Doch auch das kostet. Ab dem 1. Januar sollten sich Stadtwärmekunden deshalb nahezu auf eine Verdopplung der Heizkosten einstellen. Dann steigt der Arbeitspreis für die Stadtwärme von rund sieben Cent auf 14,22 Cent pro Kilowattstunde.

Genossenschaft mit stabilem Gasvertrag

Anders sieht es bei der Anklamer Wohnungsgenossenschaft (AWG) aus. Dort profitieren die Mieter nach wie vor von einem Gasvertrag bis Ende 2023, der ihnen Energiekosten von rund fünf Cent pro Kilowattstunde sichert. „Wir haben anscheinend richtigerweise nicht auf den günstigsten, sondern auch einen langfristigen Vertrag gesetzt”, erklärt dazu AWG-Chef Falko Jonas. Dieser sei auch nach wie vor abgesichert. Nach der aktuellen politischen Lage sollten die AWG-Mieter damit zumindest in diesem Punkt auf stabile Kosten setzen können, ohne in den eigenen vier Wänden frieren zu müssen.

Bereits Puffer eingerechnet

„Unter 19 Grad sollte die Temperatur in den Wohnräumen sowieso nicht fallen”, mahnt Falko Jonas. Auch bei den Betriebskosten für Warmwasser und Heizung habe man zudem einen Puffer von bereits 20 Prozent in 2021 eingerechnet, ergänzt er. Wer dennoch Angst vor Nachzahlungen habe, könne sich jederzeit mit der AWG in Verbindung setzen und über die monatlichen Betriebskostenzahlungen sprechen, schlägt er vor.