Zu ineffizient

Studie rechnet mit Wirtschaftsförderung in Vorpommern ab

Greifswald / Lesedauer: 3 min

Die Sparkasse hat eine umfangreiche Studie zur Zukunft der Wirtschaftsförderung in Vorpommern vorgelegt. Dabei kommen die bisherigen Strukturen nicht gut weg.
Veröffentlicht:05.08.2020, 19:17
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  • Author ImagePhilipp Schulz
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Mit Spannung und vielen Fragezeichen haben die Mitglieder der Wirtschaftsausschüsse aus den Städten Stralsund und Greifswald und beiden Landkreisen Vorpommerns auf die Sitzung am Mittwochabend gewartet. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit sollen erstmals Ergebnisse einer Studie präsentiert werden, die politischen Sprengstoff birgt.

Teure Doppelstrukturen – seit fast zehn Jahren

Im Auftrag der Sparkasse sollte ein Mühlheimer Unternehmen untersuchen, wie Wirtschaftsförderung in anderen Regionen Deutschlands und vor Ort aussehe, um daraus Rückschlüsse zu ziehen. Seit fast zehn Jahren bearbeiten zwei getrennte Organisationen das Thema in der Region – finanziert unter anderem aus Steuermitteln. Sie sollen Investoren anwerben, aber auch ansässigen Unternehmen helfen – zum Beispiel bei Förder-Anträgen oder der Suche nach Personal. Wie effizient diese Doppelstrukturen sind, war immer wieder Streitthema.

Geheimniskrämerei um Studie

Nun wurden die Ergebnisse der Studie im Auftrag der Sparkasse unter ausschluss der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Präsentation der Forscher, die dem Nordkurier in Teilen vorliegt, legt nahe: Die Macher empfehlen die Gründung eines Vereins für Regionalmarketing und -entwicklung Vorpommern und damit das Ende der Doppelstrukturen, mit mehreren Wirtschaftsfördergesellschaften im Kreis. Auch die Frage, ob beide Kreise eine getrennte Wirtschaftsförderung betreiben sollten, beantwortet Agiplan mit einem Nein und schlägt stattdessen eine regionale Struktur vor. Mit einer solch schlanken Lösung könne Bestandspflege in der Wirtschaft aus der Hand der kommunalen Akteure erfolgen, was den Wünschen sowohl der Verantwortlichen als auch der Unternehmen entspräche.

Dreiklang von Maßnahmen ist die neue Idee

Auf der anschließenden Pressekonferenz konkretisierten die zwei Bürgermeister von Stralsund und Greifswald, Alexander Badrow (CDU) und Stefan Fassbinder (Grüne), die beiden Landräten Stefan Kerth (Vorpommern-Rügen, SPD) und Michael Sack (Vorpommern-Greifswald, CDU) und der Vorsitzende der Sparkasse Vorpommern, Ulrich Wolff, die neuen Pläne. Die fünf repräsentieren die Gesellschafter der Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern (WFG). So soll der Verein vor allem eine offene Struktur darstellen, die auch anderen Mitgliedern die Teilhabe an der Wirtschaftsförderung ermöglicht. Konkret wurden die Universität Greifwald sowie die Hochschule Stralsund sowie die Industrie- und Handelskammer genannt. 

Durch den Verein soll ein Dreiklang der Aufgabenverteilung entstehen. Während der Verein selbst vor allem die Strategie vorgibt und das Marketing der gesamten Region Vorpommern koordiniert, soll die Bestandspflege der Unternehmen vor Ort in kommunaler oder der Hand der Kreise liegen. Das direkte Anwerben neuer  Investoren würde bei der landeseigenen Wirtschaftsförderung invest in MV liegen. 

Öffentlichtkeit soll nun einbezogen werden

Dem Ergebnis war eine längere Debatte voraus gegangen, wie die Zukunft der Wirtschaftsförderung im Kreis aussehen könne. Aktuell sind die WFG und die Förder – und Entwicklungsgesellschaft Vorpommern (FEG) parallel auf dem Gebiet beschäftigt. Konkurrenzlos und in enger Zusammenarbeit, wie beide betonen. Vorpommern-Greifswalds Landrat Michael Sack, der in dieser Woche Chef der Landes-CDU werden will, hatte vor einigen Wochen darauf gedrängt, noch einen dritten Zweig der Wirtschaftsförderung aufzubauen - der ihm direkt unterstellt wäre. 

Nun soll laut den fünf Gesellschafter die Öffentlichkeit in den kommenden Prozess eingebunden werden. Dieser kann die kommenden Monate andauern.